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Maienfrost

Maienfrost

Titel: Maienfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Schwarz
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erkundigte sie sich bei ihrem Gast. Doch Henning lehnte dankend ab. »Ich habe nur ein paar Fragen. Ich hoffe, es wird nicht allzu lange dauern. Wie ich bereits erwähnte, ermittle ich im Mordfall Austen/Küster. Sagt Ihnen der Name Albert Pirell etwas?« Christabelle Kronstedt, die es sich ihm gegenüber in einem gleichfalls mit Häkeldeckchen dekorierten Plüschsessel gemütlich gemacht hatte, dachte angestrengt nach. Nach einer Weile zuckte sie mit den Achseln. »Der Name sagt mir nichts. Tut mir Leid.«
    »Herr Pirell hatte damals in seiner Eigenschaft alsRechtsmediziner mit dem Fall zu tun. Laut seinen Aufzeichnungen stattete er Ihrer Familie ein paar Wochen später einen Besuch ab, um sie noch einmal zu den Hintergründen der Tat zu befragen«, half der Kommissar der Frau auf die Sprünge. »Erinnern Sie sich nun?«
    »Nicht das ich wüsste. Mich hat niemand befragt. Womöglich sprach Herr Pirell mit einem meiner beiden Männer.«
    »Könnten Sie die beiden danach fragen? Es wäre wichtig«, fügte Henning hinzu. Bedauern machte sich auf Christabelle Kronstedts Zügen breit. »Das wird leider nicht möglich sein«, entgegnete sie. »Mein Mann verstarb vor drei Jahren und Micha, mein Sohn, ist für mich momentan nicht erreichbar.«
    »Das mit ihrem Mann tut mir Leid«, versicherte ihr Henning. »Aber vielleicht kann Ihr Sohn uns ja weiterhelfen. Wäre es nicht möglich, sich telefonisch mit ihm in Verbindung zu setzten?«
    »Das geht leider nicht. Zurzeit ist er verreist. Zwar ruft er ab und zu einmal an, aber diese Telefonate sind sporadisch. Vor zwei Tagen habe ich das letzte Mal etwas von ihm gehört. Ich weiß noch nicht einmal, wie das Hotel heißt, in welchem er abgestiegen ist. Micha ist ein guter Junge«, beteuerte Frau Kronstedt. »Aber welcher Sohn möchte schon, dass seine Mutter ständig hinter ihm her telefoniert – noch dazu im Urlaub. Als er mir sagte, dass er vorhabe, für drei Wochen nach Stralsund zu reisen, war ich erleichtert. Ich habe mich mit ihm gefreut, dass er es endlich geschafft hatte, seine Lethargie zu durchbrechen. Sie müssen wissen, dass er nach Carmens Tod ein anderer Mensch geworden ist: wortkarg und in sich zurückgezogen. Zwar ging er wie gewohnt seiner Arbeit nach. Doch nach Feierabend verkroch er sich in sein Zimmer. Micha ließ all die Jahre niemanden an sich heran und ging auch nie aus. Doch wie es aussieht, scheint diese Phase nun glücklicherweise vorüber zu sein. Ich wäre schon froh, wenn er endlich mal ein nettes Mädel anbrächte. Mit Ausnahme von Carmen interessierten ihn andere Frauen bislang nämlich herzlich wenig.«
    Aufmerksam geworden, hakte Henning nach: »Wollen Sie damit sagen, dass die beiden einmal ein Paar waren?«
    »Sie waren miteinander befreundet«, stellte Christabelle Kronstedt klar. »Mein Micha kannte Carmen schon seit der Schulzeit. Sie spielten oft zusammen und als sie dann heranwuchsen, stellte sich heraus, dass sie viele gemeinsame Interessen verbanden. Die beiden verbrachten einen Großteil ihrer Freizeit zusammen. Micha himmelte Carmen an. Sie war ja auch ein bildhübsches Mädchen, stets fröhlich und gut gelaunt. Obwohl er nie darüber sprach, stand für mich außer Frage, was er für sie empfand.«
    »Und Carmen? Erwiderte sie seine Gefühle?«
    »Ich dachte es. Offen gestanden sah ich die beiden schon als Paar vor dein Traualtar stehen. Es traf mich daher völlig unerwartet, als ich davon hörte, dass sie quasi über Nacht zu heiraten plante – noch dazu einen Mann, den sie gar nicht kannte! Bei Micha hätte sie gewusst, worauf sie sich einlässt.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wie ich das meine? Na so wie ich es gesagt habe. Sie kannte Micha in- und auswendig. Die beiden waren ein eingespieltes Team. Aber dann kommt so ein wildfremder Kerl daher und schon verliert sie den Kopf.«
    »Wie hat Ihr Sohn denn darauf reagiert?«
    »Micha? Der war fix und fertig. Er wollte es einfach nicht wahrhaben. Immer wieder hat er gesagt, wenn ich ihr doch nur einen Antrag gemacht hätte. Ich bin sicher, sie hätte nicht nein gesagt. Aber ich Trottel war zu feige und nun muss ich damit leben, dass ein anderer mir zuvorkam. Das werde ich mir nie verzeihen.«
    »Ihr Sohn war demnach verzweifelt?«
    »Das kann man wohl sagen. Aber so richtig dreckig ging es ihm erst nach dem Mord.«
    »Womit wir bei Ihrem Gast, David Küster, angelangt wären«, warf der Kommissar ein. »Können Sie mir noch einmal schildern, was genau damals geschah? Wann er ankam und

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