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Maienfrost

Maienfrost

Titel: Maienfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Schwarz
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Strategie zurechtzulegen. Auf gut Glück behauptete er, über Informationen zu verfügen, woraus hervorging, dass Carmen und David einander kannten. Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, fügte er hinzu: »Herr Küster lernte Carmen bei einem seiner Besuche im Sommer achtundachtzig kennen. Die beiden hatten eine kurze, leidenschaftliche Affäre.« Während Henning sprach, ließ er Pascal Austen keinen Augenblick lang aus den Augen. Enttäuscht musste er jedoch feststellen, dass sich sein Gegenüber damit nicht aus der Reserve locken ließ. Nichts wies darauf hin, dass er davon wusste. Vielmehr schien er ehrlich betroffen. »Davon höre ich heute zum ersten Mal.«
    Der Kommissar war enttäuscht. Sein Bluff, mit dem er herauszufinden hoffte, ob Pascal Austen von der Beziehung seiner Frau zu dem Geistlichen wusste und es ihm verschwieg, hatte sich als Luftnummer herausgestellt. Vielmehr sprach die Reaktion, mit welcher der Immobilienmakler die Nachricht aufnahm, für dessen Ahnungslosigkeit. Natürlich konnte er auch ein besonders guter Schauspieler sein. Das allerdings bezweifelte Henning. Nach seinem gescheiterten Versuch beschloss er, sich vorerst einem anderen Thema zuzuwenden. »Es würde mich interessieren, etwas über Ihre Herkunft zu erfahren. Mir ist lediglich bekannt, dass Sie kurz nach der Wende hier auftauchten, um das Erbe Ihres Großvaters anzutreten. Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu verraten, was es damit auf sich hatte?«
    Während Henning sprach, entging ihm nicht, dass sich Pascal Austens Züge bei seiner Frage verschlossen. »Ich verstehe nicht ganz, was meine Herkunft mit dem Fall zu tun haben könnte. Aber um Ihre Neugier zu befriedigen: Ich wurde 1965 in Hamburg geboren und verbrachte dort auch meine Kindheit. Als ich acht Jahre alt war, starb meine Mutter. Fortan führten wir einen so genannten Männerhaushalt dem neben mir und meinem Vater mein Großvater angehörte. Wie Sie sich sicher vorstellen können, ging es da mitunter chaotisch zu. Glücklicherweise erlaubte es meines Vaters Geldbeutel, eine Haushälterin einzustellen. Als Großvater 1985 verstarb, hinterließ er uns neben seinem Testament auch eine Reihe von Papieren mit noch offenen Rückerstattungsansprüchen. Damals jedoch nutzten uns diese Dokumente herzlich wenig. Erst nach der Wende ergaben sie einen Sinn.
    Wie Sie ja wissen, bin ich Immobilienmakler. Schon von Berufs wegen lag es da auf der Hand, mich um die Angelegenheit zu kümmern.«
    »Schön und gut«, ließ Henning sich vernehmen, der merkte, dass er so nicht weiter kam. »Ist Ihnen auch bekannt, wie es dazu kam, dass Ihr Großvater seine Besitzansprüche verlor?«
    »Er wurde diffamiert!«
    »Und weshalb, wenn ich fragen darf?«
    Pascal Austens Gesicht verfärbte sich dunkelrot. Nur mit größter Willensanstrengung gelang es ihm Ruhe zu bewahren. »Sagen Sie mir lieber, was Sie von mir hören wollen«, stieß er hervor. »Kann es sein, dass Ihnen eines dieser unverschämten Gerüchte zu Ohren kam, wonach mein Großvater seine erste Frau, eine Jüdin, und die beiden gemeinsamen Töchter vergasen ließ? Ist es das, worauf Sie anspielen?«
    In seiner Erregung hatte Pascal Austen sich erhoben. Sein ganzes Wesen bestand aus Abwehr. »Das sind infame Unterstellungen! Nichts als Lügen! Die Leute brachten sie in Umlauf, weil sie es weder damals noch heute verkraften konnten, dass ich mir hier ein kleines Imperium aufgebaut habe. Sie missgönnen mir meinen Reichtum! Das ist alles. Nur deshalb setzten sie diese wüsten Gerüchte in die Welt, mit denen sie anfangs glaubten, mich von hier wieder vertreiben zu können. Aber indem ich blieb, habe ich ihnen allen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Schließlich hat sich keiner aus unserer Familie je etwas Unehrenhaftes zu Schulden kommen lassen!«
    Aufgebracht umrundete Carmens Mann den Schreibtisch, um sich bedrohlich groß vor dem Kommissar aufzubauen. »Anscheinend habe ich mich in Ihnen getäuscht. Gestern noch nahm ich an, Sie seien hergekommen, um auch das letzte Rätsel um den Tod meiner geliebten Frau zu lüften. Doch mittlerweile haben Sie mich eines Besseren belehrt. Ihnen liegt doch genau wie diesem Pack da draußen nur daran, mich schlecht zu reden. Ich hoffte, in Ihnen einen Verbündeten zu finden. Doch leider musste ich nun feststellen, dass dem nicht so ist.«
    »Ich wollte Ihnen keineswegs zu nahe treten. Allerdings wüsste ich schon gern, was aus Ihrer Sicht der Dinge mit der ersten Familie ihres

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