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Maigret - 18 - Maigret in Nöten

Maigret - 18 - Maigret in Nöten

Titel: Maigret - 18 - Maigret in Nöten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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lieber in Châlons bleibt, solange es nötig ist.«
    Gassin richtete sich wieder auf, sein Kopf war rot vom langen Bücken.
    »Acht Tage lang kommt der Arzt jeden Abend. Endlich setzen gegen fünf Uhr nachmittags die Wehen ein. Louis hält es zu Hause nicht mehr aus. Man sieht ihn auf Deck, dann den Quai entlang eilen. Er klingelt Sturm beim Arzt. Er schleppt ihn beinahe gewaltsam mit. Der Arzt schwört ihm, alles sei in Ordnung, laufe bestens und ohne Komplikationen; es genüge vollauf, wenn man ihn in letzter Minute holen lasse.«
    Gassin sagte das alles auf wie eine Litanei.
    »Kennen Sie den Ort? Ich sehe das Haus vor mir, als wäre ich dort: eine große neue Villa mit breiten Fenstern, die an diesem Abend alle hell erleuchtet waren, denn der Arzt gab ein Fest. Er hatte sich herausgeputzt, parfümiert, den Schnurrbart gezwirbelt. Zweimal kam er rasch vorbei, auf eine Minute nur, und sein Atem roch nach Burgunder, das zweite Mal nach Likör.
    ›Bestens, bestens!‹, sagte er. ›Bis nachher …‹
    Er eilte den Quai entlang zurück. Man hörte den Plattenspieler. Über die Vorhänge glitten die Schatten der tanzenden Paare.
    Die Frau schrie vor Schmerzen, und Louis, ganz aufgelöst, weinte lautlos vor sich hin. Es war ihm himmelangst. Eine alte Klatschtante, deren Schiff etwas weiter vorn vertäut lag, behauptete steif und fest, es sehe schlecht aus für das Kind.
    Um Mitternacht steht Louis wieder vor der Tür des Arztes, und man gibt ihm Bescheid, er werde gleich kommen.
    Um halb eins klingelt er nochmals. Im ganzen Flur hört man Musik.
    Und Louis’ Frau schreit so laut, dass manche Passanten einen Moment auf dem Quai stehen bleiben, um dann um so eiliger weiterzugehen.
    Endlich gehen die Gäste, und der Doktor erscheint, nicht völlig betrunken, aber längst nicht mehr nüchtern. Er zieht seine Jacke aus, krempelt die Ärmel hoch.
    ›Eine Geburtszange wäre vielleicht nützlich …‹
    Sie wissen nicht mehr weiter. Ein einziges Durcheinander. Und nun spricht der Arzt gar davon, den Kopf des Kindes zu zermalmen.
    ›Wie können Sie nur!‹, schreit ihn Louis an.
    ›Wollen Sie, dass ich die Mutter rette?‹
    Er möchte schlafen gehen, der Doktor. Er kann nicht mehr. Er faselt. Als er sich eine Stunde später wieder aufrichtet, sieht Louis, dass seine Frau nicht mehr wimmert, sich nicht mehr rührt …«
    Gassin schaute Maigret in die Augen und schloss:
    »Louis hat ihn getötet.«
    »Den Arzt?«
    »Kaltblütig, einfach so, eine Kugel durch den Kopf, dann hat er ihm noch eine in den Bauch verpasst, dann hat er den Mund geöffnet, als wollte er seinen Revolver verschlucken, und ein dritter Schuss ist losgegangen. Das Schiff ist drei Monate später versteigert worden.«
    Weshalb lächelte Gassin? Maigret mochte ihn lieber stockbetrunken und böse, wie er es an den vorherigen Tagen gewesen war.
    »Was wird jetzt mit mir geschehen?«, fragte er ohne Neugier.
    »Versprechen Sie mir, keine Dummheiten zu machen?«
    »Was nennen Sie Dummheiten?«
    »Ducrau ist stets Ihr Freund gewesen, nicht wahr?«
    »Wir stammen aus demselben Dorf. Wir waren als Schiffer zusammen auf Fahrt.«
    »Er mag Sie sehr.«
    Maigret wollte dieser Satz nicht so recht über die Lippen.
    »Mag sein.«
    »Sagen Sie mir, Gassin, auf wen sind Sie sauer? Ich spreche zu Ihnen als Mann.«
    »Und Sie?«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Ich frage Sie, hinter wem Sie her sind. Sie suchen etwas. Und was haben Sie gefunden?«
    Das kam unerwartet. Der Mann, in dem Maigret nur den Trunkenbold gesehen hatte, hatte in Wirklichkeit, während er sich in seiner Ecke volllaufen ließ, seine eigene Untersuchung gestartet. Denn das eben wollte Gassin sagen!
    »Ich habe noch keine greifbaren Ergebnisse.«
    »Ich ebenfalls nicht.«
    Aber er stand kurz davor. So viel ließ sich aus seinem ernsten, kalten Blick lesen. Maigret hatte recht daran getan, ihm die Schnürsenkel und die Krawatte zurückzugeben. Die Sache hatte schon gar nichts mehr mit dem schäbigen Kommissariat zu tun, in dem sie sich befanden: Es war keine Polizeiangelegenheit mehr, sondern die zweier Männer, die sich gegenübersaßen.
    »Mit dem Überfall auf Ducrau haben Sie nichts zu schaffen, nicht wahr?«
    »Nicht das Geringste«, antwortete eine spöttische Stimme.
    »Auch nicht mit dem Selbstmord von Jean Ducrau.«
    Gassin schwieg und schüttelte bedächtig den Kopf.
    »Mit Bébert waren Sie weder verwandt, noch waren Sie sein Freund. Sie hatten nicht das geringste Motiv, ihn zu erhängen.«
    Der

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