Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maigret - 26 - Maigret regt sich auf

Maigret - 26 - Maigret regt sich auf

Titel: Maigret - 26 - Maigret regt sich auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
Vom Netzwerk:
drei irgendwo in einem ruhigen Restaurant zu Mittag essen. Oder vielmehr zu zweit, da du ja bereits gespeist hast.«
    »Ich mache gerne weiter, keine Angst.«
    Allem Anschein nach begann Georges-Henry im Leben wieder Fuß zu fassen, denn als sie unten waren, machte er den Einwand:
    »Aber die Fahrräder?«
    »Die holen wir später oder lassen sie abholen.«
    Und zum Chauffeur:
    »Brasserie Dauphine!«
    Es war fast drei Uhr nachmittags, als sie sich im kühlen Schatten der Brasserie an einen Tisch setzten und imposante Platten vor ihnen aufgefahren wurden.

7
Madame Maigrets Küken
    »Hallo?? … Bist du’s, Madame Maigret? Wie? Wo ich bin?«
    Das erinnerte ihn an die Zeiten bei der Kripo, wenn er manchmal vier oder fünf Tage unterwegs gewesen war, ohne nach Hause zu fahren, ohne Nachricht geben zu können, und wenn er schließlich von den absonderlichsten Orten aus anrief.
    »In Paris, ganz einfach. Und ich brauche dich. Ich gebe dir eine halbe Stunde zum Anziehen. Ich weiß … Das ist unmöglich … Das macht nichts … In einer halben Stunde nimmst du Josephs Auto … Oder vielmehr: Joseph soll dich abholen.
    Wie? Wenn es nicht frei ist? … Keine Angst, ich habe ihn schon angerufen. Er fährt dich nach Aubrais, und um sechs Uhr kommst du an der Gare d’Orsay an. Zehn Minuten später setzt dich dann ein Taxi an der Place des Vosges ab.«
    Das war ihr alter Pariser Wohnsitz, den sie beibehalten hatten. Ohne die Ankunft seiner Frau abzuwarten, führte Maigret Georges-Henry und Mimile dorthin. Packpapier verdunkelte die Scheiben, Schondecken und Zeitungen lagen auf allen Möbeln, und die Teppiche waren eingemottet.
    »Alle mal anfassen, Kinder …«
    Man konnte nicht behaupten, daß Georges-Henry im Verlauf des Essens umgänglicher geworden wäre. Aber wenn er auch den Mund zum Reden nicht aufgekriegt und Maigret weiterhin wilde Blicke zugeworfen hatte, so hatte er doch mit gutem Appetit gegessen.
    »Ich komme mir immer noch wie ein Gefangener vor«, äußerte er, als sie in der Wohnung angekommen waren, »und ich warne Sie gleich, daß ich bei der erstbesten Gelegenheit fliehen werde. Sie haben kein Recht, mich hier festzuhalten.«
    »So ist es! Und inzwischen fassen Sie bitte mit an!«
    Und Georges-Henry machte sich wie die anderen an die Arbeit, faltete Papier zusammen, nahm die Schonbezüge ab und bediente schließlich den Staubsauger. Sie waren gerade fertig, und der Kommissar schenkte Armagnac in drei Gläser des schönen Services, das sie vorsichtshalber nicht mit aufs Land genommen hatten, als auch Madame Maigret eintraf.
    »Läßt du für mich ein Bad einlaufen?« wunderte sie sich, als sie Wasser im Badezimmer rauschen hörte.
    »Nein, mein Schatz. Das ist für den jungen Mann, einen charmanten Jüngling, der hier bei dir bleiben wird. Er heißt Georges-Henry. Er hat versprochen, bei der erstbesten Gelegenheit die Flucht zu ergreifen, aber ich vertraue auf Mimile, den ich dir vorstellen darf, und auf dich, ihr werdet ihn schon daran hindern. Glauben Sie schon verdaut zu haben, Georges-Henry? Dann gehen Sie ins Badezimmer.«
    »Du willst weg? … Kommst du zum Abendessen zurück? … Du weißt es nicht, wie immer! Und es ist nichts zu essen hier.«
    »Du hast ja Zeit, einkaufen zu gehen, während Mimile auf den Kleinen aufpaßt.«
    Er sagte leise ein paar Worte zu ihr, und sie warf plötzlich einen milden Blick in Richtung Badezimmertür.
    »Gut! Ich will es versuchen. Wie alt ist er? Sechzehn?«
    Eine halbe Stunde später sah Maigret sich wieder in der vertrauten Atmosphäre des Quai des Orfèvres und fragte nach Torrence.
    »Er ist zurückgekehrt, Chef. Er muß in seinem Büro sein, wenn er nicht gerade ein Bier trinken gegangen ist. Ich habe eine Nachricht auf Ihrem früheren Schreibtisch hinterlegt.«
    Es handelte sich um einen Anruf, der gegen drei Uhr gekommen war.
    Richten Sie Kommissar Maigret bitte aus, daß Bernadette Amorelle am Montag vergangener Woche ihren Notar kommen ließ, um ihr Testament zu ändern. Es ist Rechtsanwalt Ballu, der in Paris wohnen muß.
    Die Telefonistin wußte nicht genau, woher angerufen worden war. Sie hatte nur in der Leitung eine Frau von der Vermittlung vernommen, die gesagt hatte:
    »Hallo? Corbeil! Ich gebe Ihnen Paris.«
    Wahrscheinlich kam das Gespräch aus Orsenne oder Umgebung.
    »Es war eine Frauenstimme. Vielleicht täusche ich mich, aber ich hatte den Eindruck, daß es jemand war, der sehr selten telefoniert.«
    »Erkundigen Sie sich in Corbeil nach dem

Weitere Kostenlose Bücher