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Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Titel: Maigret - 29 - Maigret und sein Toter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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nie begegnet? Hast du auch nicht sein Foto in den Zeitungen gesehen? War es nicht der hier?«
    Er zeigte ihm das Foto von Albert, das er immer bei sich trug.
    »Er sieht ihm nicht ähnlich. Es ist ein schöner, sehr eleganter Mann mit einem kleinen, braunen Schnurrbart.«
    »Wie alt?«
    »Vielleicht fünfunddreißig. Mir ist aufgefallen, dass er einen dicken, goldenen Siegelring trug.«
    »Franzose? Tscheche?«
    »Bestimmt kein Franzose. Er hat sich mit ihnen in ihrer Sprache unterhalten.«
    »Hast du an der Tür gelauscht?«
    »Das tue ich manchmal. Ich weiß gern, was bei mir vorgeht, verstehen Sie?«
    »Vor allem, weil du bestimmt gleich kapiert hast, was los ist.«
    »Was kapiert habe?«
    »Du hältst mich für einen Idioten, was? Was machen Leute, die sich in einer Höhle wie dieser hier verkriechen und sich keine Arbeit suchen? Wovon leben sie? Antworte!«
    »Das geht mich nichts an.«
    »Wie viele Male sind sie alle miteinander weg gewesen?«
    Der Mann wurde rot und zögerte, aber unter Maigrets Blick ließ er sich dazu herbei, etwas aufrichtiger zu sein.
    »Vier- oder fünfmal.«
    »Für wie lange? Eine Nacht?«
    »Woher wissen Sie, dass es nachts war? In der Regel war es das tatsächlich. Aber einmal sind sie zwei Tage und zwei Nächte fortgeblieben, und ich habe sogar geglaubt, sie würden überhaupt nicht mehr zurückkommen.«
    »Du hast gedacht, man hätte sie erwischt, nicht wahr?«
    »Schon möglich.«
    »Was haben sie dir gegeben, wenn sie wiederkamen?«
    »Sie haben mir die Miete gezahlt.«
    »Die Miete für eine einzige Person? Denn schließlich war ja nur einer gemeldet.«
    »Sie haben mir etwas mehr gegeben.«
    »Wie viel? Pass auf, vergiss nicht, dass ich dich wegen Beihilfe einlochen kann.«
    »Einmal haben sie mir fünfhundert Franc gegeben. Ein andermal zweitausend.«
    »Und dann haben sie wieder in Saus und Braus gelebt, was?«
    »Ja. Sie haben eine Menge eingekauft.«
    »Und wer hat Schmiere gestanden?«
    Diese Frage schien dem Wirt besonders peinlich zu sein, und er warf automatisch einen Blick zur Tür.
    »Dein Laden hat zwei Ausgänge, nicht wahr?«
    »Ja, das heißt, wenn man über die Hinterhöfe läuft und über zwei Mauern klettert, kommt man in die Rue Vieilledu-Temple.«
    »Wer hat Schmiere gestanden?«
    »Auf der Straße?«
    »Ja, auf der Straße. Und vermutlich stand auch immer einer am Fenster. Als Madok sich hier eingemietet hat, hat er doch bestimmt ein Zimmer mit Blick auf die Straße verlangt?«
    »Das stimmt. Und es stimmt auch, dass immer einer auf der Straße auf und ab ging. Sie haben sich abgelöst.«
    »Noch etwas: Wer von ihnen hat dir gedroht, dich umzubringen, wenn du den Mund aufmachst?«
    »Carl.«
    »Wann?«
    »Das erste Mal, als sie nach einer Nacht, die sie auswärts verbracht hatten, wieder zurückkamen.«
    »Wieso hast du gewusst, dass die Drohung ernst gemeint war, dass diese Leute fähig waren zu töten?«
    »Ich bin in das Zimmer gegangen. Ich mache oft einen Rundgang, unter dem Vorwand, dass ich nachsehen will, ob das elektrische Licht funktioniert oder ob die Betten frisch bezogen sind.«
    »Werden sie oft frisch bezogen?«
    »Einmal im Monat. Ich habe die Frau dabei überrascht, wie sie ein Hemd im Waschbecken gewaschen hat, und habe sofort gesehen, dass es blutig war.«
    »Wem gehörte das Hemd?«
    »Einem der Männer, ich weiß nicht, welchem.«
    Zwei Inspektoren warteten draußen auf dem Treppenabsatz geduldig auf Maigret.
    »Einer von euch muss Moers anrufen. Um diese Zeit wird er schon schlafen, außer wenn er eine Arbeit fertig zu machen hat. Wenn er nicht am Quai ist, soll man bei ihm zu Hause anrufen. Er soll mit seinen Apparaten herkommen.«
    Ohne sich um den Wirt zu kümmern, ging er jetzt in den beiden Zimmern hin und her, öffnete hier einen Schrank, da eine Schublade, trat mit dem Fuß in einen Haufen schmutziger Wäsche. Die Tapete an den Wänden war verblasst und hing an einigen Stellen herunter. Die Eisenbetten waren schwarz und trostlos, die Decken von einem hässlichen Grau wie in den Kasernen. Alles lag drunter und drüber. Bei ihrer Flucht hatten die Mieter anscheinend hastig ihre wertvollsten Habseligkeiten zusammengerafft, aber aus Angst, sich verdächtig zu machen, nicht gewagt, größere Gegenstände mitzuschleppen.
    »Sind sie gleich nach dem Schuss auf und davon?«, fragte Maigret.
    »Sofort.«
    »Durch die Vordertür?«
    »Über die Hinterhöfe.«
    »Wer war zu der Zeit draußen?«
    »Victor natürlich, und dann Serge

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