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Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Titel: Maigret - 31 - Mein Freund Maigret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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gesprochen, dessen Badeanzug jetzt an einzelnen Stellen bereits trocken war. Nun, er würde es später noch tun.
    »Wollen Sie die Hütte besichtigen? Ich habe sie abgeschlossen, habe aber den Schlüssel in der Tasche. Ich muß ihn dann den Fischern wiedergeben, die ihn brauchen.«
    Nein, von der Hütte wollte Maigret jetzt nichts wissen. Er hatte Hunger. Und außerdem drängte es ihn, seinen englischen Kollegen in einer weniger dürftigen Kleidung zu sehen. Ohne daß er einen genauen Grund dafür hätte angeben können, war ihm diese Aufmachung peinlich. Er war es nicht gewöhnt, eine Untersuchung in Begleitung eines Mannes im Badekostüm durchzuführen.
    Außerdem mußte er auch noch mehr Weißwein trinken. Das gehörte entschieden zur Tradition der Insel. Mr. Pyke ging hinauf, um sich wieder anzuziehen und kam, ohne Krawatte und mit offenem Hemdkragen wie Lechat, wieder herunter. Er hatte obendrein auch noch die Zeit gefunden, sich in dem Kramladen des Bürgermeisters ein Paar Sandalen aus blauem Leinen zu besorgen.
    Die Fischer, die für ihr Leben gern Maigret angesprochen hätten, wagten es trotzdem noch nicht. Die ›Arche‹ bestand aus zwei Sälen, dem Schankraum mit der Theke und einem kleineren Raum mit Tischen, auf denen rotkarierte Decken lagen. Es war bereits für sie gedeckt. Zwei Tische weiter war Chariot stark damit beschäftigt, Seeigel zu verzehren. Wieder führte er die Hand an die Schläfe, als er Maigret sah. Dann sagte er in gleichgültigem Ton:
    »Na, wie geht’s?«
    Sie hatten vor fünf oder sechs Jahren einige Stunden, vielleicht sogar eine ganze Nacht, allein miteinander in Maigrets Büro verbracht. Der Kommissar hatte seinen richtigen Namen vergessen. Jedermann kannte ihn unter dem Namen Chariot.
    Er ging den verschiedensten Beschäftigungen nach, beschaffte den ›Nachwuchs‹ für die Bordelle an der Küste, schmuggelte Kokain und einiges andere, interessierte sich auch für Pferderennen und war bei den Wahlen einer der aktivsten Antreiber an der Küste.
    Er war sehr darauf bedacht, sich zu pflegen, hatte wohlabgewogene Gesten, eine unerschütterliche Ruhe und immer ein leises ironisches Funkeln in den Augen, »Lieben Sie die südliche Küche, Mr. Pyke?«
    »Ich kenne sie nicht.«
    »Wollen Sie sie probieren?«
    »Gern.«
    Und Paul der Wirt schlug vor:
    »Wie wär’s mit kleinen Vögeln zum Anfang? Ich habe heute früh ganz junge, frische bekommen.«
    Es waren Rotkehlchen. Paul beging die Ungeschicklichkeit, es dem Engländer zu verkünden, als er sie ihm servierte, und Mr. Pyke konnte nicht umhin, voller Trauer auf seinen Teller zu blicken.
    »Sie müssen zugeben, Kommissar, daß ich sehr höflich gewesen bin.«
    Chariot unterhielt sich, während er unaufhörlich aß, von seinem Platz aus halblaut mit ihnen.
    »Ich habe Sie ohne Unruhe erwartet. Ich habe nicht einmal den Inspektor um die Erlaubnis gebeten, mich entfernen zu dürfen.«
    Ein ziemlich langes Schweigen.
    »Wenn Sie wünschen, stehe ich Ihnen zur Verfügung. Paul wird Ihnen sagen, daß ich an dem betreffenden Abend die ›Arche‹ nicht verlassen habe.«
    »Haben Sie es eilig?«
    »Inwiefern?«
    »Sich zu entschuldigen?«
    »Ich will Ihnen auf den Weg helfen und weiter nichts. Ich tue mein Bestes, daß Sie nicht zu lange herumschwimmen. Denn Sie werden schwimmen. Ich, der ich von hier bin, verstehe mich aufs Schwimmen.«
    »Haben Sie Marcellin gekannt?«
    »Ich habe hundertmal mit ihm getrunken, wenn Sie das damit meinen. Stimmt es, daß Sie jemand von Scotland Yard mitgebracht haben?«
    Zynisch musterte er Mr. Pyke wie einen sonderbaren Gegenstand.
    »Das ist keine Sache für ihn. Das ist nicht einmal eine Sache für Sie, wenn ich meine Meinung dazu äußern darf. Sie wissen, ich habe nie krumme Dinger gedreht. Wir haben uns schon beide einmal darüber ausgesprochen. Wir haben uns gegenseitig keinen Ärger gemacht. Wie heißt doch der kleine dicke Inspektor, der da in Ihrem Büro war? Lucas! Wie geht es ihm, dem Lucas? Paul! Jojo! He!«
    Da niemand erschien, wandte er sich zur Küche und kam kurz darauf mit einem Teller zurück, der nach Knoblauch roch.
    »Störe ich Sie vielleicht in der Unterhaltung?«
    »Keineswegs.«
    »In dem Fall brauchten Sie mich nur höflich zu bitten, den Mund zu halten. Ich bin genau vierunddreißig Jahre alt. Noch deutlicher gesagt, ich bin es gerade gestern geworden. Und da kennt man sich allmählich aus. Ich habe mit Ihren Kollegen in Paris, Marseille oder anderswo einige

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