Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Titel: Maigret - 31 - Mein Freund Maigret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
Vom Netzwerk:
Macht über den Moricourt-Erben beweisen und bei der Gelegenheit vielleicht auch zeigen, daß sie sich nicht schämte.
    Im Vorbeigehen hatte das Paar den jungen van Greef und seine Begleiterin begrüßt. Allerdings nur sehr flüchtig, ein wenig so, wie es Freimaurer untereinander tun.
    Wider Maigrets Erwarten war der Major als erster gegangen, würdig, wenn auch etwas schwankenden Schritts, und Mr. Pyke hatte ihn ein Stück begleitet.
    Dann war der Zahnarzt ebenfalls aufgebrochen. »Sie werden es erleben, Sie werden es erleben!« hatte er Maigret noch einmal zugerufen und ihm für bald eine ›Porquerolles-Attacke‹ vorausgesagt.
    Chariot, dem der Spielautomat allmählich langweilig wurde, hatte sich rittlings zu den Damespielern auf einen Stuhl gesetzt und Ginette stumm auf einen oder zwei Züge hingewiesen. Nachdem Emil gegangen war, hatte Chariot sich schlafen gelegt. Ginette schien dafür erst Maigrets Erlaubnis abzuwarten. Sie war schließlich an seinen Tisch gekommen und hatte mit leisem Lächeln gemurmelt:
    »Sind Sie mir noch immer böse?«
    Man sah ihr deutlich an, wie müde sie war, und er hatte ihr deshalb geraten, ebenfalls schlafen zu gehen. Gleich nach ihr war er dann selber hinaufgegangen, weil ihm plötzlich der Gedanke gekommen war, sie träfe sich vielleicht mit Chariot.
    Als er wieder einmal einzuschlafen versuchte – aber vielleicht schlief er bereits, und es war alles nur ein Traum –, hatte er das Gefühl, eine höchst bedeutsame Tatsache zu entdecken.
    »Ich darf das nicht vergessen. Ich muß mich unbedingt morgen früh daran erinnern.«
    Fast wäre er wieder aufgestanden, um es sich auf ein Stück Papier zu schreiben. Wie eine Erleuchtung war es über ihn gekommen. Es war ganz seltsam, aber er war froh darüber und sagte immer wieder zu sich:
    »Daß ich es bloß morgen früh nicht vergesse!«
    Und das Rauschen der Wasserspülung hallte von neuem durch die ›Arche‹. Danach hörte man zehn Minuten lang, wie das Wasser langsam in den Behälter floß. Das ging an die Nerven. Plötzlich wurde das Geräusch stärker. Irgend etwas explodierte. Maigret setzte sich in seinem Bett auf, öffnete die Augen und sah, wie die Sonne in sein Zimmer flutete. Genau vor ihm, im Rahmen des offenen Fensters, tauchte der Glockenturm der kleinen Kirche auf.
    Das Geknalle kam vom Hafen. Es waren die Motoren der Schiffe, die man in Gang setzte und die laut spuckten. Alle Fischer fuhren zur selben Stunde aus. Einer der Motoren blieb nach einigem Getöse beharrlich stehen, und es folgte ein Schweigen. Dann begann das Knallen von neuem, und man hätte am liebsten mitgeholfen, daß der Motor endlich in Gang kam.
    Maigret spürte das Verlangen, sich anzuziehen und hinauszugehen. Er sah auf seine Uhr, die er auf den Nachttisch gelegt hatte, und stellte fest, daß es erst halb fünf war. Der Geruch war noch penetranter als am Abend vorher, gewiß wegen der Morgenfeuchtigkeit. Im Hause war es totenstill. Auch auf dem Platz rührte sich nichts. Das Laub der Eukalyptusbäume ließ die Strahlen der aufgehenden Sonne still über sich gleiten. Nur die Motoren im Hafen waren zu vernehmen und hin und wieder eine Stimme, aber auch das Brummen der Motoren klang dann immer ferner und gedämpfter und ließ schließlich nur noch die Luft leise vibrieren.
    Als er von neuem die Augen aufschlug, erinnerte ihn ein anderer Geruch an alle Morgenstunden seit seiner frühen Kindheit: der Duft frischen Kaffees. In den meisten Zimmern im Hause wurde es jetzt lebendig. Man hörte Schritte auf dem Platz, und im Kies knirschten die Räder der Karren.
    Maigret fiel es sofort ein, daß er sich an etwas Wichtiges erinnern mußte, aber er konnte sich nicht besinnen, was es eigentlich war. Er hatte von dem Anisette einen pappigen Geschmack im Munde und suchte nach einem Klingelknopf, in der Hoffnung, sich Kaffee heraufbringen lassen zu können. Aber eine Klingel war nicht vorhanden. Er zog deshalb Hose, Hemd und Pantoffeln an, fuhr sich mit dem Kamm durchs Haar und öffnete die Tür. Aus Ginettes Zimmer, die gewiß schon bei der Morgentoilette war, kam ein starker Duft von Parfüm und Seife.
    Hatte er nicht gerade im Zusammenhang mit ihr eine Entdeckung gemacht oder zu machen geglaubt? Er ging hinunter. Im Schankraum standen die Stühle noch auf den Tischen. Die Türen waren offen, und die Stühle auf der Terrasse waren ebenfalls auf die Tische gestellt. Niemand war zu sehen.
    Er ging in die Küche, die ihm dunkel vorkam, und mußte seine Augen

Weitere Kostenlose Bücher