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Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Titel: Maigret - 31 - Mein Freund Maigret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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einer Zelle. Ich sehe sie durch die Scheibe, Sie pudert sich gerade und betrachtet sich dabei in einem kleinen Spiegel.«
    »Hat sie niemand getroffen? Hat sie nicht telefoniert?«
    »Sie hat mich nicht eine Sekunde verlassen. Ich mußte sie sogar in den Blumenladen begleiten, und wie ich da hinter dem Sarg neben ihr schritt, hat sicher so mancher gedacht, ich gehöre zur Familie.«
    »Ist sie von Giens nach Hyères mit dem Autobus gefahren?«
    »Ich konnte nicht anders, ich mußte sie auffordern, in meinem Wagen mitzufahren. Geht auf der Insel alles gut weiter?«
    »Ja.«
    Als Maigret wieder auf die Terrasse zurückkam, fand er dort den Zahnarzt vor, der sich neben Mr. Pyke gesetzt hatte und offensichtlich von der Flasche Weißwein mittrinken wollte.
    Philippe de Moricourt, einen Stoß Zeitungen unterm Arm, zögerte, in die ›Arche‹ hineinzugehen. Monsieur Emil strebte langsam seiner Villa zu, wo ihn die alte Justine erwartete, und wie alle Tage kam aus der Küche der Geruch von Bouillabaisse.

7
Der Nachmittag des Postfräuleins
    Es war kein Name, den sich das Fräulein aus Koketterie selber zugelegt hatte. Sie war tatsächlich auf den Namen Aglaja getauft. Sie war sehr dick, besonders in den unteren Partien, und hatte das Unförmige einer Frau von fünfzig oder sechzig Jahren, deren Jugendreiz längst verblichen ist. Ihr Gesicht dagegen wirkte eher kindlich, denn Aglaja war höchstens sechsundzwanzig Jahre alt.
    Maigret hatte an diesem Nachmittag, als er, immer noch von Mr. Pyke begleitet, auf dem Wege zur Post quer über den Platz zur gegenüberliegenden Seite gegangen war, ein ganzes Viertel von Porquerolles entdeckt. Kam wirklich aus der kleinen Kirche, in der doch gewiß nicht allzuoft eine Messe gelesen wurde, Weihrauchduft?
    Es war der gleiche Platz, an dem die ›Arche‹ lag, und dennoch hätte man schwören können, daß die Luft weiter oben viel heißer und drückender war. In den Gärtchen vor zwei oder drei Häusern wimmelte es von Blumen und Bienen. Die Geräusche vom Hafen klangen nur gedämpft herauf. Zwei alte Männer spielten Boule, und es war ein kurioser Anblick, wie sie sich immer behutsam dabei bückten.
    Der eine der beiden war Ferdinand Galli, der Patriarch aller Gallis der Insel; er hatte an dieser Ecke des Platzes ein Lokal, in das der Kommissar noch nie jemand hatte gehen sehen. Es schien nur von Nachbarn oder der großen Sippe der Gallis besucht zu werden. Sein Partner war ein schmucker Pensionär, stocktaub und mit Eisenbahnermütze. Ein anderer Achtzigjähriger saß auf der Bank vor der Post und sah den beiden vor sich hindösend zu.
    Neben der offenen Tür der Post stand nämlich eine grüngestrichene Bank, auf der Maigret einen Teil des Nachmittags verbringen sollte.
    »Ich habe schon immer darauf gewartet, daß Sie einmal heraufkommen würden«, hatte Aglaja gerufen, als sie ihn hereinkommen sah. »Ich konnte mir schon denken, daß Sie telefonieren müßten und das nicht gern von der ›Arche‹ aus täten, wo so viele Leute jedes Wort hören können, das Sie sagen.«
    »Wird es lange dauern, bis Sie Paris bekommen, Mademoiselle?«
    »Wenn Sie ein dringendes Gespräch anmelden, haben Sie die Verbindung in ein paar Minuten.«
    »Gut, dann verlangen Sie die Kriminalpolizei.«
    »Die Nummer weiß ich bereits. Ich habe nämlich Ihren Inspektor verbunden, als er Sie angerufen hat.«
    Er hätte fast gefragt: »Und haben Sie mitgehört?« Aber schon sagte sie es ganz von selbst.
    »Mit wem wollen Sie bei der Kriminalpolizei sprechen?«
    »Mit Inspektor Lucas, und wenn er nicht da ist, mit Inspektor Torrence.«
    Ein paar Augenblicke später war Lucas am anderen Ende der Leitung.
    »Na, wie ist denn bei euch das Wetter? Regnet es immer noch? Es gießt?! Nun also, Lucas, hör mal zu. Ich brauche sofort nähere Auskünfte über einen gewissen Philippe de Moricourt. Ja. Lechat hat seine Papiere gesehen und behauptet, das sei sein richtiger Name. Zuletzt hat er in Paris in einer Pension in der Rue Jacob 17 am linken Ufer gewohnt. Was ich vor allem wissen will? Ich habe keine bestimmte Vorstellung. Alles, was du herauskriegen kannst. Ich glaube nicht, daß er in der Kartei steht, aber du kannst immerhin mal nachfragen. Erledige alles soweit wie möglich telefonisch und ruf mich dann an. Du brauchst keine Nummer zu verlangen. Porquerolles, das genügt. Ruf bitte auch die Polizei von Ostende an. Frag, ob sie dort einen Bebelmans kennen. Soviel ich weiß, ist das ein bedeutender Reeder. Sieh

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