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Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Titel: Maigret - 31 - Mein Freund Maigret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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allerlei versäumt, wenn Sie nicht heraufgekommen wären, nicht wahr? Ich wäre nämlich nicht hinuntergekommen, und so hätten Sie nichts erfahren.«
    »Haben Sie Marcellins Gesicht beobachtet, als er das Telegramm las?«
    »Er hat es zwei- oder dreimal gelesen, um sich zu vergewissern, daß es auch stimmte, und dann ist er pfeifend weggegangen.«
    »Als ob er eine gute Nachricht erhalten hätte?«
    »Genauso. Und auch, glaube ich, als ob er plötzlich jemanden bewunderte.«
    »Haben Sie gestern Chariots Gespräch abgehört?«
    »Mit Bébé?«
    »Wen meinen Sie damit?«
    »Er nennt sie Bébé. Sie muß heute morgen angekommen sein. Soll ich Ihnen seine Worte wiederholen? Er hat zu ihr gesagt:
    ›Geht’s gut, Bébé? Mir geht’s so lala, danke. Ich habe noch ein paar Tage hier zu tun und hätte Lust, mich ein bißchen mit dir zu amüsieren. Darum komm.‹«
    »Und sie ist dann auch gekommen«, sagte Maigret. »Haben Sie schönen Dank für Ihre Mühe, Mademoiselle. Ich bin draußen auf der Bank mit meinem Freund und warte auf den Anruf aus Paris.«
    Fast eine ganze Stunde sahen sie den Boulespielern zu. Das frisch vermählte Paar kam herauf, um Postkarten aufzugeben. Der Metzger erschien ebenfalls, um sein tägliches Gespräch mit Hyères zu führen. Mr. Pyke blickte immer wieder auf den Kirchturm. Manchmal machte er bereits den Mund auf, vielleicht um eine Frage zu stellen, besann sich dann aber jedesmal anders.
    Es war ihnen beiden wohlig warm. In der Ferne konnten sie die Leute sehen, die sich für die große Boule-Partie versammelten; es war etwa ein Dutzend Spieler, deren Lärm über den ganzen Platz hallte.
    Der Zahnarzt spielte ebenfalls mit. Die ›Cormoran‹ war zur Spitze von Giens gefahren, von wo sie den Inspektor und Ginette zurückbringen würde.
    Endlich rief Aglaja von drinnen: »Paris!«
    Es war der brave Lucas, der gewiß wie immer, wenn Maigret nicht da war, von dessen Büro Besitz ergriffen hatte. Durch das Fenster sah Lucas die Steine und den Pont Saint Michel, während der Kommissar unwillkürlich zu Aglaja hinblickte.
    »Ich habe schon einen Teil der Auskünfte, Chef, und die aus Ostende erwarte ich jeden Augenblick. Womit soll ich anfangen?«
    »Ist ganz gleich.«
    »Also dann erst mal Moricourt. Das war nicht schwer. Torrence erinnerte sich an den Namen, weil er ihn einmal auf einem Buchdeckel gelesen hatte. Es ist tatsächlich sein richtiger Name. Sein Vater war Rittmeister und ist schon lange tot. Seine Mutter lebt in Saumur. Soviel ich erfahren konnte, haben sie kein Vermögen. Mehrmals hat Philippe sich um die Heirat mit einer reichen Erbin bemüht, aber jedesmal ohne Erfolg.«
    Aglaja hörte ohne jede Scham mit und zwinkerte Maigret durch die Glasscheibe zu, wenn ihr eine Bemerkung besonders zu gefallen schien.
    »Er ist so was wie Schriftsteller, hat zwei Gedichtbände bei einem Verleger am linken Seineufer veröffentlicht. Auch hat er viel im Café du Flore verkehrt, wo er ziemlich bekannt war. Gelegentlich hat er auch an verschiedenen Zeitungen mitgearbeitet. Interessiert Sie das alles?«
    »Fahr nur fort.«
    »Viel mehr weiß ich auch nicht, denn ich habe das alles, um Zeit zu gewinnen, telefonisch herausbekommen. Aber ich habe jemand nach weiteren Informationen ausgeschickt und Sie werden heute abend oder morgen noch mehr Einzelheiten hören. Er ist niemals verklagt worden oder, richtiger gesagt, einmal vor fünf Jahren. Die Klage wurde jedoch wieder zurückgezogen. Eine Dame, die in Auteuil wohnt – den Namen erfahre ich erst noch –, hatte ihm ein seltenes Werk zum Verkauf anvertraut. Aber er hat dann Monate nichts von sich hören lassen, und sie hat ihn deshalb schließlich angezeigt. Es kam heraus, daß er das Buch an einen Amerikaner verkauft hatte. Er hat versprochen, den Betrag in Monatsraten abzustottern, ist jedoch gewöhnlich mit zwei oder drei Raten im Rückstand geblieben. Schließlich hat er aber alles bezahlt.«
    »Ist das alles?«
    »So ungefähr. Sie kennen ja diese Typen. Immer gut angezogen, immer ganz korrekt.«
    »Und hatte er Beziehungen zu alten Damen?«
    »Darüber habe ich nichts Positives erfahren können. Er hatte sie wohl, hat das aber immer ziemlich heimlich gemacht.«
    »Und der andere?«
    »Sie wußten, daß sie sich gekannt haben? Van Greef scheint ein ganz begabter Bursche zu sein. Manche behaupten sogar, wenn er wollte, könnte er einer der besten Maler seiner Generation sein.«
    »Aber er will nicht?«
    »Er verkracht sich immer mit jedermann.

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