Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Titel: Maigret - 31 - Mein Freund Maigret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
Vom Netzwerk:
herzukommen. Sie war gleich dazu bereit.«
    »Waren Chariot und Marcellin Freunde?«
    »Ich kann mich nicht erinnern, sie zusammen gesehen zu haben, ich meine, beide ganz allein.«
    »Denken Sie doch mal genau nach. Als an dem Abend Marcellin von mir gesprochen hat …«
    »Ich verstehe, was Sie sagen wollen, Ihr Inspektor hat mir die gleiche Frage gestellt.«
    »Zu Beginn des Abends saßen gewiß die Gäste an verschiedenen Tischen wie gestern abend.«
    »Ja. So fängt das immer an.«
    »Wissen Sie, was sich dann ereignet hat?«
    »Jemand hat das Grammophon angestellt, ich weiß aber nicht mehr, wer. Ich erinnere mich nur, daß Musik gemacht wurde. Der Holländer und seine Freundin haben getanzt. Das fällt mir wieder ein, weil ich bemerkt habe, daß er sie wie eine Stoffpuppe in seinen Armen schwang.«
    »Hat sonst noch jemand getanzt?«
    »Mrs. Wilcox und Monsieur Philippe. Das ist ein sehr guter Tänzer.«
    »Wo war Marcellin zu der Zeit?«
    »Ich glaube, an der Theke.«
    »War er sehr betrunken?«
    »Nicht sehr, aber es reichte. Warten Sie, da fällt mir noch etwas ein. Er wollte durchaus mit Mrs. Wilcox tanzen …«
    »Marcellin?«
    War es Absicht, daß Mr. Pyke ein ganz abwesendes Gesicht machte, sobald man von seiner Landsmännin sprach?
    »Hat sie es getan?«
    »Sie haben ein paar Schritte getanzt. Marcellin hat wohl absichtlich sehr holperig getanzt. Er machte immer gern den Clown, wenn viele Leute da waren. Sie hat dann die erste Runde spendiert. Ja, auf ihrem Tisch stand eine Flasche Whisky. Sie schätzt es nicht, wenn man ihr etwas nur glasweise serviert. Marcellin hat davon getrunken und dann Weißwein verlangt.«
    »Und der Major?«
    »An den denke ich gerade auch. Er hielt sich in der entgegengesetzten Ecke auf, und ich überlege, mit wem er da war. Ich glaube, es war Polyte.«
    »Wer ist Polyte?«
    »Einer von den Morins, Ihm gehört das grüne Schiff. Im Sommer fährt er Touristen um die Insel herum. Er trägt solch eine Mütze wie die Kapitäne der großen Überseedampfer.«
    »Ist er denn Kapitän?«
    »Er hat in der Marine gedient und scheint’s bis zum Maat gebracht zu haben. Er begleitet den Major oft nach Toulon. Der Zahnarzt trank mit den beiden. Marcellin ist mit seinem Glas von einem Tisch zum anderen gegangen, und wenn ich mich nicht täusche, hat er sich den Weißwein mit Whisky gemischt.«
    »Wie ist er darauf gekommen, von mir zu sprechen? Und mit wem? Saß er da gerade an dem Tisch des Majors oder an dem von Mrs. Wilcox?«
    »Ich tue mein möglichstes, mich auf alles zu besinnen. Sie haben ja selber gesehen, wie das hier zugeht, und gestern war’s noch ein ruhiger Abend. Die Holländer saßen bei Mrs. Wilcox. Ich glaube, an dem Tisch hat die Unterhaltung begonnen. Marcellin stand mitten im Raum, als ich ihn deklamieren hörte: ›Mein Freund, der Kommissar Maigret. Ja, allerdings, mein Freund. Ich weiß, was ich sage. Ich kann es beweisen.‹«
    »Hat er einen Brief gezeigt?«
    »Nicht daß ich wüßte. Ich mußte mit Jojo zusammen bedienen.«
    »War Ihre Frau im Saal?«
    »Ich glaube, sie war schon hinaufgegangen. Sie geht immer hinauf, sobald sie mit der Abrechnung fertig ist. Sie ist nicht sehr kräftig und braucht viel Schlaf.«
    »Jedenfalls, Sie halten es für ebenso möglich, daß Marcellin sich dabei an Major Bellam, Mrs. Wilcox oder den Holländer gewandt hat. Oder sogar an Chariot oder irgendeinen anderen. Den Zahnarzt zum Beispiel oder an Monsieur Emil.«
    »Ja, so war das wohl.«
    Der Wirt wurde drinnen verlangt und zog sich unter Entschuldigungen zurück. Die Leute, die aus dem Postamt kamen, überquerten den sonnigen Platz, auf dem in einer Ecke eine Frau hinter einem Tisch stand, auf dem sie Gemüse zum Verkauf ausgebreitet hatte. Der Bürgermeister lud neben der ›Arche‹ seine Kisten ab.
    »Sie werden am Telefon verlangt, Monsieur Maigret.« Er ging in das dämmerige Lokal und ergriff den Hörer.
    »Sind Sie’s, Chef? Hier ist Lechat. Es ist alles vorüber. Ich bin hier in einem Lokal in der Nähe des Friedhofs. Die betreffende Dame ist bei mir. Sie weicht mir seit der überfahrt nicht von der Seite und hat mir schon ihr ganzes Leben erzählt.«
    »Wie war denn das Begräbnis?«
    »Sehr schön. Sie hat Blumen gekauft. Und andere Leute von der Insel haben auch welche am Grabe niedergelegt. Auf dem Friedhof war es sehr heiß. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich glaube, ich muß sie zum Mittagessen einladen.«
    »Kann sie dich hören?«
    »Nein. Ich bin in

Weitere Kostenlose Bücher