Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Titel: Maigret - 31 - Mein Freund Maigret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
Vom Netzwerk:
Gespräche übertönte. Mrs. Wilcox hatte Philippe durch den Raum geschickt, um das Grammophon anzustellen, wie er das oft tat.
    Nachdem er Maigret zugezwinkert hatte, war Polyte dann ebenfalls zu dem Apparat gegangen und hatte ihn wieder abgestellt.
    Darauf hatte er sich zu Moricourt umgedreht und ihn mit einem sarkastischen Blick gemustert. Philippe hatte nicht protestiert, sondern so getan, als hätte er gar nichts davon bemerkt.
    »Ich schätze es nicht, wenn man mich so ansieht«, hatte dann Polyte gesagt und war dabei einige Schritte auf ihn zugegangen.
    »Ich sehe Sie ja überhaupt nicht an.«
    »Bin ich Ihnen dafür zu klein?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Glauben Sie, ich wüßte nicht genau Bescheid?«
    Mrs. Wilcox hatte ihrem Begleiter etwas auf Englisch zugeflüstert. Mr. Pyke hatte die Brauen gerunzelt.
    »Ich bin Ihnen wohl nicht gut genug, Sie feiner Pinkel?«
    Philippe, der dunkelrot geworden war, rührte sich auch daraufhin nicht und bemühte sich krampfhaft, anderswohin zu blicken.
    »Sagen Sie es doch, daß ich Ihnen nicht gut genug bin.«
    Im selben Augenblick hatte van Greef Maigret scharf angesehen. Hatte er’s begriffen? Lechat, der nichts von allem verstanden hatte, hatte sich erheben wollen, um einzugreifen, und Maigret hatte ihn unter dem Tisch am Handgelenk festhalten müssen.
    »Was würden Sie sagen, wenn ich Sie in die Fresse schlüge? Was würden Sie sagen?«
    Polyte, der fand, daß er nun zur Tat schreiten konnte, versetzte über den Tisch hinweg Philippe einen Faustschlag ins Gesicht. Philippe hielt sich die Hand vor die Nase. Das war alles, was er tat. Er versuchte weder sich zu verteidigen noch zum Gegenangriff überzugehen, sondern stammelte nur:
    »Ich habe Ihnen doch nichts getan.«
    Mrs. Wilcox schrie zur Theke hinüber:
    »Monsieur Paul! Monsieur Paul! Werfen Sie gefälligst diesen elenden Säufer hinaus! Das ist ja einfach empörend.«
    Ihre Stimme überschlug sich fast bei diesen Worten.
    »Und was Sie betrifft …«, begann Polyte, zu dem Holländer gewandt.
    Dieser reagierte ganz anders. Ohne sich von seinem Platz zu rühren, sagte er in schneidendem Ton:
    »Kein Wort mehr, Polyte.«
    Man spürte, daß er sich nichts gefallen lassen würde. All seine Muskeln waren gespannt, und im nächsten Augenblick würde er sich auf ihn stürzen.
    Endlich griff Paul ein.
    »Beruhige dich, Polyte. Komm einen Augenblick in die Küche. Ich muß mit dir sprechen.«
    Der Kapitän ließ sich, wenn auch unter Protest, hinausführen.
    Lechat, der immer noch nichts begriffen hatte, hatte wie völlig überrascht gefragt:
    »Haben Sie das veranlaßt, Chef?«
    Maigret hatte nicht darauf geantwortet. Als der Inspektor ihn anblickte, hatte er eine möglichst harmlose Miene aufgesetzt.
    Paul hatte sich geziemend entschuldigt. Polyte war nicht wieder erschienen. Man hatte ihn durch die Hintertür hinausspediert. Heute würde er sich als Held aufspielen.
    Fest stand jedenfalls, daß Philippe sich nicht verteidigt hatte, daß sein Gesicht für einen Augenblick vor Angst verzerrt war, von jener physischen Angst, die sich auf den Magen legt und gegen die man vergeblich angeht.
    Danach hatte er mit düsterer Miene übermäßig getrunken, und Mrs. Wilcox war schließlich mit ihm fortgegangen.
    Sonst hatte sich nichts ereignet. Chariot war mit seiner Tänzerin ziemlich früh schlafen gegangen, aber als Maigret ebenfalls hinaufgegangen war, waren die beiden noch wach gewesen und hatten sich halblaut unterhalten. Niemand hatte eine Runde für alle spendiert. Vielleicht wegen des Zwischenfalls.
     
    »Komm herein, Lechat«, rief der Kommissar durch die Tür.
    Der Inspektor war schon fix und fertig angezogen.
    »Ist Mr. Pyke baden gegangen?«
    »Er ist unten und ißt gerade seine Eier mit Speck. Ich war zur Abfahrt der ›Cormoran‹ am Hafen.«
    »War was los?«
    »Nichts. Sonntags scheinen immer viele Leute von Hyères und Toulon zu kommen. Sie stürzen gleich zum Strand, und der liegt dann nachher voll leerer Büchsen und Flaschen. In einer Stunde kann man sie ankommen sehen.«
    Die Auskünfte aus Ostende hatten nichts Neues gebracht. Monsieur Bebelmans, Annas Vater, war ein bedeutender Mann, der lange Bürgermeister der Stadt gewesen war und sich einmal zur Wahl hatte aufstellen lassen. Seit dem Fortgang seiner Tochter durfte niemand mehr vor ihm auch nur ihren Namen erwähnen. Seine Frau war inzwischen gestorben, aber man hatte Anna nicht davon benachrichtigt.
    »Hier scheinen sich alle durch

Weitere Kostenlose Bücher