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Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Titel: Maigret - 31 - Mein Freund Maigret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Aperitifs, die auf der Terrasse der ›Arche‹ serviert wurden. Van Greef saß gewiß noch immer dort, und Anna hatte sich, nachdem sie ihre Einkäufe gemacht, sicherlich auch dahin begeben. Lechat saß am Nebentisch, beobachtete die beiden und würde sie notfalls am Fortgehen hindern.
    Was Chariot betraf, so hatte er jetzt bestimmt begriffen, daß er in jeder Hinsicht zu spät gekommen war. Das war noch einer, der darauf spekuliert hatte, seinen Teil abzubekommen.
    »Wirst du nun sprechen, Philippe?«
    »Nein.«
    »Damit du es weißt, ich will dich nicht in die Zange nehmen. Ich will dir nicht erzählen, wir hätten Beweise, daß van Greef das Geheimnis verraten habe. Du wirst schließlich sprechen, weil du feige, weil du boshaft bist. Gib mir deine Zigaretten.«
    Maigret nahm das Päckchen, das der junge Mann ihm reichte, und warf es aus dem Fenster. »Dürfte ich Sie um eine Gefälligkeit bitten, Mr. Pyke? Würden Sie Lechat, der drüben auf der Terrasse der ›Arche‹ sitzt, sagen, er solle den Holländer herbringen? Ohne die junge Frau. Und es wäre mir auch lieb, wenn Jojo uns ein paar Flaschen Bier brächte.«
    Solange sein Kollege fort war, sagte Maigret wie aus übertriebener Rücksicht gegen ihn kein einziges Wort. Er schritt immer noch, die Hände auf dem Rücken, auf und ab, während draußen vor dem Fenster das sonntägliche Leben weiterging.
    »Herein, van Greef. Trügen Sie eine Krawatte, würde ich Sie auffordern, sie abzunehmen und ebenso Ihre Schuhriemen herauszuziehen.«
    »Bin ich verhaftet?«
    Maigret nickte nur.
    »Setzen Sie sich. Aber nicht zu nah an Ihren Freund Philippe. Geben Sie mir Ihre Zigaretten und werfen Sie die weg, die Sie im Schnabel stecken haben.«
    »Haben Sie einen Haftbefehl?«
    »Ich werde mir einen auf eure beiden Namen telegrafisch schicken lassen, damit darüber kein Zweifel mehr besteht.«
    Er setzte sich auf den Platz, auf dem der Bürgermeister gewiß immer thronte, wenn er eine Trauung vornahm.
    »Einer von euch beiden hat Marcellin ermordet. Wer – das ist im Grunde nicht so sehr wichtig, denn ihr seid alle beide schuldig.«
    Jojo kam mit einem Tablett voller Flaschen und Gläser herein und erschrak sichtlich, als sie die beiden jungen Leute sah.
    »Sie brauchen keine Angst zu haben, Jojo, Das sind nur jämmerliche Mörder, Aber sagen Sie nicht gleich draußen etwas davon, sonst laufen sofort alle Inselbewohner vor dem Fenster zusammen und die Sonntagsausflügler obendrein.« Maigret nahm sich Zeit, blickte die jungen Leute nacheinander an. Der Holländer war viel ruhiger und verriet auch keine Spur von Großtuerei.
    »Vielleicht wäre es das beste, ich ließe euch das untereinander abmachen. Denn schließlich, um den einen von euch beiden geht es ja dabei. Der eine wird dabei seinen Kopf lassen müssen oder für den Rest seines Lebens im Bagno verschwinden, während der andere mit ein paar Jahren Gefängnis davonkommen wird. Aber welcher nun?«
    Schon rutschte der scheinheilige Wicht auf seinem Stuhl unruhig hin und her, und man hätte glauben können, er werde gleich den Finger heben, wie in der Schule.
    »Das Gesetz kann leider nicht berücksichtigen, wer der eigentlich Schuldige ist. Für mein Teil würde ich euch beide gern in den gleichen Sack stecken, mit dem einen Unterschied nur, daß ich für van Greef ein ganz klein bißchen Sympathie hätte.«
    Philippe rutschte immer noch auf seinem Stuhl hin und her. Es war ihm sichtlich wenig wohl zumute.
    »Gestehen Sie, van Greef, daß Sie es nicht nur wegen des Geldes getan haben. Sie wollen auch nicht antworten? Nun, wie es Ihnen beliebt. Ich wette, Sie vergnügen sich schon lange damit, Bilder zu fälschen, um sich zu beweisen, daß Sie kein Sonntagsmaler, kein dilettantischer Schmierfink sind. Haben Sie viele davon verkauft?
    Ist auch einerlei. Sie haben sich ja da schön an den Leuten gerächt, die Ihre eigenen Werke nicht ernst genommen hätten. Aber mit dem Namen eines berühmten Malers signiert, dessen Bilder im Louvre oder in einem Museum in Amsterdam hängen, war das gleich ganz anders.
    Wir werden Ihre letzten Werke sehen. Wir lassen sie uns aus Fiesole kommen. Vor dem Schwurgericht werden die Herren Sachverständigen darüber diskutieren. Sie werden schöne Stunden erleben, van Greef!«
    Es war fast amüsant, während dieser Rede Philippes zugleich angewiderte und gequälte Miene zu beobachten. Die beiden Übeltäter wirkten immer mehr wie Schuljungen. Philippe war auf die Worte eifersüchtig, die

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