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Maigret - 43 - Hier irrt Maigret

Maigret - 43 - Hier irrt Maigret

Titel: Maigret - 43 - Hier irrt Maigret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Kriminalpolizei gemeldet und seien nach Ihrer Vernehmung auf freien Fuß gesetzt worden.«
    »Das heißt aber nicht, daß ich nicht mehr unter Verdacht stehe …«
    »Ich werde hinzusetzen, daß keinerlei Indizien gegen Sie vorliegen.«
    »Das klingt schon besser.«
    »Besaß Lulu einen Revolver?«
    »Nein.«
    »Sie sagten vorhin, sie hätte Angst gehabt.«
    »Ja, vor dem Leben, vor dem Elend – aber nicht vor den Menschen. Was hätte sie mit einem Revolver anfangen sollen?«
    »Montag abend sind Sie also nicht länger als eine Viertelstunde bei ihr geblieben?«
    »Ich mußte ins Grelot zurück. Außerdem wollte ich nicht bleiben, wo der Alte doch jeden Augenblick hätte kommen können. Er hat einen Schlüssel.«
    »Hat er Sie nie überrascht?«
    »Ein einziges Mal.«
    »Und was ist passiert?«
    »Nichts. Es war an einem Nachmittag; um diese Zeit kam er sonst nie. Wir hatten uns ursprünglich in der Stadt verabredet, um fünf, aber mir war etwas dazwischengekommen. Da ich gerade in ihrer Nähe war, ging ich hinauf. Wir waren im Salon und plauderten. Plötzlich hörten wir, wie sich ein Schlüssel im Schloß drehte. Ich habe mich nicht versteckt, und er ist hereingekommen, bis in die Mitte des Zimmers. Er ist stehengeblieben und hat gewartet. Mit dem Hut auf dem Kopf. Ohne mich anzusehen, ohne ein Wort zu sagen. Ungefähr so, als wäre ich gar kein Mensch.«
    »Sie haben also nicht die geringste Ahnung, wozu Lulu Sie am Montag abend eigentlich hat kommen lassen?«
    »Sie wird das Bedürfnis gehabt haben, mit jemandem zu sprechen.«
    »Und was sagte sie zuletzt?«
    »Sie sagte: ›Ich möchte, daß du es weißt. Ich weiß nicht, was ich tun werde. Vorläufig merkt man ja noch nichts. Denk bitte auch darüber nach.«
    »Hat sie nie davon gesprochen, den Professor zu heiraten?‹«
    Er schien in seinem Gedächtnis zu kramen.
    »Doch. Einmal – wir saßen gerade in einem Restaurant auf dem Boulevard Rochechouart und sprachen von einer Bekannten, die vor kurzem geheiratet hatte – ließ sie die Bemerkung fallen: ›Wenn ich will, läßt er sich scheiden und heiratet mich.‹«
    »Und haben Sie es geglaubt?«
    »Möglich war es schon. Ein Mann in seinem Alter ist zu allem fähig.«
    Maigret konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.
    »Über Ihren Aufenthalt seit gestern nachmittag stelle ich Ihnen keine Fragen.«
    »Ich würde sie auch nicht beantworten. Bin ich jetzt frei?«
    »Völlig frei.«
    »Und Ihre Leute werden mich nicht verhaften, wenn ich draußen bin?«
    »Es wäre allerdings besser, wenn Sie sich noch ein, zwei Stunden hier in der Umgebung aufhielten, sich aber nicht zuviel zeigten, damit ich Zeit habe, meine Anweisungen zu geben. An der Place Dauphine gibt es eine Bierstube, wo Sie ungestört sind.«
    »Geben Sie mir meinen Mantel.«
    Er wirkte jetzt noch abgekämpfter als bei seiner Ankunft, weil die nervöse Spannung von ihm abgefallen war.
    »Noch besser wäre es, Sie nähmen ein Zimmer in irgendeinem Hotel und legten sich schlafen.«
    »Ich könnte ja doch nicht schlafen.«
    Auf der Türschwelle drehte er sich noch einmal um. »Was geschieht jetzt mit ihr?«
    Maigret begriff.
    »Wenn sich niemand meldet …«
    »Dann darf ich es tun?«
    »Da sie ja keine Verwandten …«
    »Sie sagen mir, was ich zu tun habe, ja?«
    Er wollte dafür sorgen, daß Lulu ein anständiges Leichenbegängnis bekam. Ihre Freunde aus dem Grelot und aus dem Barbès-Viertel würden ihr sicher das letzte Geleit geben.
    Maigret sah ihm nach, während sich seine müde Gestalt durch den langen Korridor entfernte. Dann schloß er langsam die Tür, blieb eine Zeitlang unbeweglich in der Mitte des Zimmers stehen und ging dann zu den Inspektoren hinüber.

7
    Es war etwa sechs Uhr, als der Wagen der Kriminalpolizei in der Avenue Carnot hielt, vor dem Haus, in dem die Gouins wohnten, aber am gegenüberliegenden Gehsteig, in Richtung zum Ternes-Viertel. Die Sonne hatte sich heute ebensowenig gezeigt wie an den vorhergegangenen Tagen, und es war früh dunkel geworden.
    Bei der Concierge brannte Licht. Ebenso im vierten Stock, im linken Flügel der Gouinschen Wohnung. Da und dort waren noch andere Fenster erleuchtet.
    Mehrere Wohnungen waren im Augenblick unbewohnt. Eine belgische Familie, die Ottrebons, Leute aus der Finanzwelt, verbrachte den Winter in Ägypten. Der Graf von Tavera, der im zweiten Stock wohnte, hatte sich mit seiner Familie für die Jagdsaison auf sein Schloß südlich der Loire begeben.
    In das Polster zurückgelehnt und

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