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Maigret - 43 - Hier irrt Maigret

Maigret - 43 - Hier irrt Maigret

Titel: Maigret - 43 - Hier irrt Maigret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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zutrifft.«
    »Ich verwende es in seinem landläufigen Sinn. Zeitlich gesehen hat Gouin die Möglichkeit gehabt, den Mord zu begehen. Sie sagen ja selbst, er sei von Viertel vor neun bis elf Uhr im vierten Stock des Krankenhauses allein geblieben. Nichts hinderte ihn daran hinunterzugehen und sich in die Avenue Carnot fahren zu lassen.«
    »Sie kennen ihn eben nicht! Sonst würden Sie auch nicht im entferntesten daran denken, daß er jemanden töten könnte.«
    »Doch!« gab er zurück.
    Das klang so kategorisch, daß sie ihn nur verblüfft ansah und gar nicht auf den Gedanken kam, ihm zu widersprechen.
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Sie müssen zugeben, daß seine Arbeit, seine Karriere, seine wissenschaftlichen Forschungen, seine ärztliche Tätigkeit, sein Lehramt – nennen Sie es, wie Sie wollen –, kurz, daß es das einzige ist, was in seinen Augen Wert hat.«
    »Bis zu einem gewissen Grad, ja.«
    »In weitaus stärkerem Maße als bei irgend jemandem, den ich kenne. Jemand hat im Zusammenhang mit ihm das Wort ›Elementarkraft‹ gebraucht.«
    Diesmal fragte sie nicht, wer das war.
    »Elementarkräfte kümmern sich nicht um den Schaden, den sie anrichten. Wenn Lulu aus irgendeinem Grund seine Tätigkeit gefährdete ….«
    »Wodurch hätte sie seine Tätigkeit gefährden können?«
    »Wußten Sie, daß sie schwanger war?«
    »Änderte das etwas an der Situation?«
    Sie schien nicht überrascht zu sein.
    »Sie wußten es also?«
    »Er hat es mir selbst gesagt.«
    »Wann?«
    »Letzten Samstag.«
    »Sind Sie sicher, daß es Samstag war?«
    »Ganz sicher. Auf der Rückfahrt vom Krankenhaus, im Taxi. Er hat es mir erzählt, wie so vieles andere, so ganz nebenbei, als spräche er zu sich selbst: ›Ich glaube, Louise ist schwanger.‹«
    »Was für eine Miene machte er dabei?«
    »Gar keine. Er war eher ironisch, wie immer. Sehen Sie, es gibt vieles, das für die anderen wichtig, für ihn aber ohne jeden Belang ist …«
    »Es wundert mich nur, daß er es Ihnen schon am Samstag gesagt hat, wo es doch Lulu selbst erst am Montag abend gegen sechs erfahren hat.«
    »Sie vergessen, daß er Arzt ist und daß er mit ihr schlief.«
    »Glauben Sie, daß er es auch seiner Frau erzählt hat?«
    »Das halte ich für unwahrscheinlich.«
    »Angenommen, Louise Filon hätte es sich in den Kopf gesetzt, sich von ihm heiraten zu lassen?«
    »Ich glaube nicht, daß sie daran gedacht hat. Und selbst in diesem Fall hätte er sie nicht getötet. Sie sind auf der falschen Fährte, Herr Kommissar. Ich will nicht behaupten, daß Sie den wahren Schuldigen auf freien Fuß gesetzt haben. Ich sehe nämlich auch nicht ein, weshalb dieser Pierrot das Mädchen umgebracht haben sollte.«
    »Aus Liebe. Falls sie ihm gedroht haben sollte, ihn zu verlassen.«
    Sie zuckte die Schultern.
    »Das finde ich weit hergeholt.«
    »Sie haben also Ihre eigene Meinung?«
    »Ich versuche gar nicht, mir eine Meinung zu bilden.«
    Er stand auf, klopfte seine Pfeife im Kamin aus und griff ganz automatisch, als wäre er bei sich zu Hause, nach der Feuerzange, um die Scheite zurechtzurücken.
    »Denken Sie an seine Frau?« fragte er, indem er ihr den Rücken zukehrte, mit gleichgültiger Stimme.
    »Ich denke an niemand.«
    »Sie mögen sie wohl nicht?«
    Wie hätte sie sie mögen sollen? Germaine Gouin war eine einfache Krankenschwester, die Tochter armer Fischersleute, die über Nacht die Ehefrau des Professors geworden war. Sie, Lucile Decaux, die sich für ihn aufgeopfert hatte und fähig war, ihm bei seiner Arbeit zu helfen, war hingegen nur seine Assistentin. Jeden Abend, wenn sie vom Krankenhaus zurückkamen, stieg sie mit ihm aus dem Taxi, aber nur, um ihm auf der Schwelle seines Hauses gute Nacht zu sagen; dann mußte sie allein in ihre Wohnung in der Rue des Acacias zurückgehen, während er zu seiner Frau hinaufging.
    »Haben Sie sie im Verdacht, Mademoiselle Decaux?«
    »Das habe ich nie behauptet.«
    »Aber sie dachten daran?«
    »Ich denke nur, daß Sie keine Bedenken haben, sich danach zu erkundigen, was mein Chef am Montag abend gesagt und getan hat, daß Sie aber das Tun und Treiben seiner Frau an jenem Abend nicht sonderlich zu interessieren scheint.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Haben Sie mit ihr gesprochen?«
    »Ich habe immerhin erfahren – von wem, spielt keine Rolle –, daß sie den Abend mit ihrer Schwester verbracht hat. Kennen Sie Antoinette?«
    »Nicht persönlich. Der Professor hat mir von ihr erzählt.«
    »Er mag sie wohl

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