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Maigret - 43 - Hier irrt Maigret

Maigret - 43 - Hier irrt Maigret

Titel: Maigret - 43 - Hier irrt Maigret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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als ich angefangen hatte, seine Vorlesungen zu besuchen.«
    »Sie sagten mir, daß es am Anfang zwischen Ihnen gewisse Dinge gegeben hätte. Heißt das, daß es sie jetzt nicht mehr gibt?«
    »Sie geben einen ausgezeichneten Beichtvater ab, Monsieur Maigret. Ja, gelegentlich kommt es noch vor.«
    »Hier bei Ihnen?«
    »Er hat nie einen Fuß über diese Schwelle gesetzt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er die vier Treppen hochsteigt und hier hereinkommt.«
    »Im Krankenhaus also?«
    »Manchmal. Manchmal auch in seiner Wohnung. Sie vergessen, daß ich auch seine Sekretärin bin und daß wir nicht selten einen guten Teil des Tages in der Avenue Carnot verbringen.«
    »Kennen Sie seine Frau gut?«
    »Wir begegnen einander fast täglich.«
    »Wie stehen Sie mit ihr?«
    Er hatte den Eindruck, als würde ihr Blick plötzlich härter.
    »Weder gut noch schlecht«, sagte sie.
    »Gilt das für beide Teile?«
    »Was wollen Sie eigentlich von mir hören?«
    »Die Wahrheit.«
    »Gut. Nehmen wir also an, daß ich in Madame Gouins Augen dasselbe bin wie ihre Dienstboten. Sie versucht sich zweifellos selbst davon zu überzeugen, daß sie die Frau Professor ist. Haben Sie sie kennengelernt?«
    Auch diesmal wich Maigret aus.
    »Warum hat Ihr Chef sie geheiratet?«
    »Um nicht allein zu sein, nehme ich an.«
    »Das war noch, bevor Sie seine Assistentin wurden, nicht wahr?«
    »Mehrere Jahre vorher.«
    »Versteht er sich gut mir ihr?«
    »Er ist nicht der Mann, der mit jemandem streiten würde. Außerdem besitzt er die außergewöhnliche Fähigkeit, die Leute zu ignorieren.«
    »Ignoriert er auch seine Frau?«
    »Sie essen manchmal zusammen.«
    »Ist das alles?«
    »Soviel ich weiß, ja.«
    »Warum, glauben Sie, hat sie ihn geheiratet?«
    »Vergessen Sie nicht, daß sie damals nur eine kleine Krankenschwester war. Der Professor gilt als reicher Mann.«
    »Ist er es wirklich?«
    »Er verdient viel Geld. Aber er kümmert sich nicht weiter darum.«
    »Er besitzt also ein gewisses Vermögen?«
    Sie nickte, nahm die übereinandergeschlagenen Beine wieder auseinander und zog den Morgenrock hinunter.
    »Ihrer Ansicht nach ist er also alles in allem in seiner Ehe nicht glücklich?«
    »Das trifft es nicht ganz. Vielmehr kann ihn seine Frau nicht unglücklich machen.«
    »Und Lulu?«
    »Lulu ebensowenig, davon bin ich überzeugt.«
    »Wenn er nicht in sie verliebt war, wie erklären Sie es dann, daß er über zwei Jahre lang …«
    »Ich kann es Ihnen nicht erklären. Sie müssen es schon selber verstehen.«
    »Jemand hat mir gesagt, er sei ihr verfallen gewesen …«
    »Wer hat Ihnen das erzählt?«
    »Stimmt es nicht?«
    »Ja und nein. Sie war sozusagen sein Eigentum geworden.«
    »Aber er hätte sich nicht scheiden lassen, um sie zu heiraten?«
    Sie sah ihn verblüfft an und entgegnete:
    »Nie im Leben! Im übrigen hätte er sich nie durch eine Scheidung das Leben kompliziert!«
    »Auch nicht, um Sie zu heiraten?«
    »Daran hat er nie gedacht.«
    »Und Sie?«
    Sie errötete.
    »Ich auch nicht. Was hätte ich dadurch schon gewinnen können? Im Gegenteil. Ich hätte dabei nur verloren. Sehen Sie, eigentlich bin ich es, die am besten abgeschnitten hat, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Er unternimmt sozusagen nichts ohne mich. An allen seinen Arbeiten nehme ich teil. Seine wissenschaftlichen Werke lese ich schon, während er an ihnen schreibt, und oft erledige ich auch die notwendigen Vorarbeiten. Er macht keine Taxifahrt durch Paris ohne mich.«
    »Fürchtet er, vom Tod überrascht zu werden?«
    »Warum fragen Sie das?«
    Sie schien vom Scharfblick des Kommissars überrascht.
    »Seit einigen Jahren hat er wirklich Angst davor. Seitdem er entdeckt hat, daß sein Herz nicht ganz in Ordnung ist. Er hat damals mehrere Kollegen konsultiert. Sie wissen es vielleicht nicht, aber die meisten Ärzte haben noch mehr Angst vor Krankheiten als ihre Patienten.«
    »Ich weiß.«
    »Er hat mit mir nie darüber gesprochen, aber allmählich machte er es sich zur Gewohnheit, nie allein zu bleiben.«
    »Wenn er einen Anfall hätte, im Taxi zum Beispiel, was könnten Sie tun?«
    »So gut wie gar nichts. Aber ich verstehe ihn trotzdem.«
    »Im Grunde ist es also nur der Gedanke, allein zu sterben, vor dem er solche Angst hat?«
    »Weshalb haben Sie mich eigentlich aufgesucht, Herr Kommissar?«
    »Vielleicht, um den Professor nicht unnötig zu stören. Seine Geliebte ist am Montagabend ermordet worden.«
    »Das Wort gefällt mir nicht. Weil es nicht

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