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Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Titel: Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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»Mössjöö«.
    »Natürlich weiß er von nichts. Und Sie?«
    »Was soll ich denn wissen?«
    »Wann haben Sie Francis Ricain und seine Frau zum letzten Mal gesehen?«
    »Ihn habe ich am Mittwoch gesehen …«
    »Sie war nicht dabei?«
    »Er war allein.«
    »Wie spät war es da?«
    »Gegen halb elf … Er kam an meinen Tisch, bevor er mit Bob verhandelt hat … Ich hatte gerade zu Abend gegessen und habe an meinem Armagnac genippt …«
    »Was hat er zu Ihnen gesagt?«
    »Er hat mich gefragt, ob ich wüsste, wo Carus steckt … Ich arbeite nämlich auch für diesen Herrn da … Das heißt, mehr oder weniger … Er hat mal eine Ausstattung für einen blödsinnigen Film gebraucht, so einen Horrorfilm, und ich habe ihm ein wüstes Ding gebastelt …«
    »Hat er bezahlt?«
    »Er hat mir nur die Hälfte des vereinbarten Preises gegeben. Auf die andere Hälfte warte ich immer noch …«
    »Hat Francis Ihnen gesagt, warum er Carus sehen wollte?«
    »Das wissen Sie doch ganz genau … Er hat zweitausend Franc gebraucht … So viel hatte ich nicht … Ich habe ihm ein Gläschen spendiert, und dann ist er abgezogen.«
    »Seitdem haben Sie ihn nicht wiedergesehen?«
    »Weder ihn noch sie … Was hat Nora Ihnen denn erzählt?«
    »So gut wie nichts … Sie scheint Sophie nicht gerade ins Herz geschlossen zu haben …«
    »Sie schließt niemanden in ihr Herz … Kein Wunder, dass sie einen so flachen Busen hat … Verzeihung … Das war jetzt nicht sehr geistreich, ich weiß … Ich kann sie nicht ausstehen … Ihn auch nicht, auch wenn er noch so viel lächelt und einem die Hand schüttelt … Auf den ersten Blick scheinen sie überhaupt nicht zusammenzupassen, er tut immer honigsüß, und sie kann dagegen richtig ätzend sein, aber im Grunde sind sie ein Herz und eine Seele …
    Solange sie jemanden brauchen, pressen sie ihn bis auf den letzten Tropfen aus, dann lassen sie einen fallen …«
    »Haben sie sich Ihnen gegenüber so verhalten?«
    »Wie haben sie sich über Francis geäußert? Sie sind mir noch eine Antwort schuldig.«
    »Carus scheint sehr viel von ihm zu halten.«
    »Und sie?«
    »Sie kann ihn nicht leiden …«
    »Haben sie über Sophie geredet?«
    »Sie haben mir eine Schlafzimmergeschichte erzählt, die sich eines Nachts im ›Raphaël‹ abgespielt hat, wo alle Beteiligten völlig betrunken waren …«
    »Ich war dabei …«
    »Zwischen Carus und Sophie soll nichts gewesen sein …«
    »Wer’s glaubt, wird selig!«
    »Haben Sie es denn mit eigenen Augen gesehen?«
    »Ich war zweimal auf der Toilette und musste jedes Mal durch das Schlafzimmer. Sie haben mich gar nicht wahrgenommen … Mit mir hat sie es auch probiert. Sie wollte mir unbedingt für einen Akt Modell stehen, dabei arbeite ich abstrakt … Schließlich habe ich nachgegeben, um meine Ruhe zu haben.«
    »Waren Sie ihr Liebhaber?«
    »Schon aus Höflichkeit musste ich mal mit ihr schlafen. Sie hätte es mir sehr übelgenommen, wenn ich es nicht getan hätte. Es war mir eher peinlich, schon wegen Francis! Er hätte Besseres verdient als ein solches Luder!«
    »Hat Sie Ihnen denn auch ihre Selbstmordabsichten anvertraut?«
    »Wie, bitte? Die und Selbstmord! Also, wenn eine Frau das auch noch erzählt, dann meint sie es sowieso nicht wirklich ernst … Sie hat halt Theater gespielt … Das tat sie mit allen … Und für jeden schlüpfte sie in eine andere Rolle …«
    »Wusste Francis davon?«
    Nun sagte Maigret auch schon Francis, als ob er allmählich zu Ricains Freundeskreis gehören würde.
    »Also, wenn Sie mich fragen … Ganz ahnungslos war er nicht … Er wollte es nicht wahrhaben, aber es ging ihm doch an die Substanz … Manchmal frage ich mich, ob er sie überhaupt wirklich geliebt hat … Er wusste den Schein zu wahren … Er hatte sie unter seine Fittiche genommen und wollte sie nicht im Stich lassen … Bestimmt hat sie ihm vorgegaukelt, sie würde sich das Leben nehmen, wenn er sich von ihr trennt.«
    »Halten Sie ihn für talentiert?«
    »Francis ist mehr als talentiert … Von uns allen ist er der Einzige, der einmal etwas wirklich Bedeutendes schaffen wird … Ich finde mich selber ja auch nicht so schlecht, aber ich kenne meine Grenzen … Wenn er sich aber mal ernsthaft an die Arbeit macht …«
    »Ich danke Ihnen, Monsieur Maki …«
    »Maki genügt! Der ›Monsieur‹ passt nicht dazu …«
    »Gute Nacht, Maki …«
    »Gute Nacht, Kommissar … Ich nehme an, Ihr Begleiter ist einer Ihrer Inspektoren … Auch Ihnen eine gute Nacht

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