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Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Titel: Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Übergangsmantel nicht an?«
    »Nein … Heute haben wir dasselbe Wetter wie gestern, und gestern war mir überhaupt nicht kalt … Nicht einmal nachts auf dem Nachhauseweg …«
    Er wartete den Bus nicht ab, sondern winkte ein Taxi herbei und ließ sich auf die Ile Saint-Louis fahren. Gegenüber dem ›Hôtel des Cigognes‹ war ein Bistro, dessen Theke mit geraspelten Holzscheiten und Kohlensäcken umstellt war. Torrence, dessen Gesicht vor Müdigkeit ganz schlaff wirkte, trank gerade einen Kaffee, als der Kommissar sich zu ihm stellte.
    »Wie war die Nacht?«
    »Wie alle Nächte auf Überwachungsposten … Es war überhaupt nichts los, nur weiß ich jetzt, um wie viel Uhr jeder sein Licht löscht … Im vierten Stock rechts muss jemand krank sein, denn das Fenster blieb bis sechs Uhr morgens erleuchtet.
    Ihr Ricain hat das Hotel nicht verlassen … Ich habe ein paar Hotelgäste heimkommen sehen. Ein Ehepaar auf der Durchreise wurde von einem Taxi hergebracht … Ein Hund hat sich zu mir gesellt und ist mir die ganze Nacht auf den Fersen geblieben … Das ist alles …«
    »Du kannst jetzt schlafen gehen …«
    »Und mein Bericht?«
    »Den kannst du morgen schreiben.«
    Er trat ins Hotel, dessen Besitzer er seit dreißig Jahren kannte. Es war ein unauffälliges Haus, wo fast nur Stammgäste logierten, die meisten kamen aus dem Osten, denn der Wirt war Elsässer.
    »Ist mein Hotelgast schon wach?«
    »Vor zehn Minuten hat er geläutet, um eine Tasse Kaffee und Croissants zu bestellen … Gerade ist das Frühstück hochgebracht worden …«
    »Was hat er gestern Abend gegessen?«
    »Nichts … Er ist sofort eingeschlafen, denn einer von uns hat gegen sieben an seine Tür geklopft und keine Antwort bekommen … Wer ist das denn? … Ein wichtiger Zeuge? … Oder ein Tatverdächtiger?«
    Da es keinen Aufzug gab, ging Maigret die vier Stockwerke zu Fuß hinauf, erreichte schnaufend den Treppenabsatz und blieb einen Augenblick stehen, bevor er an die Zimmertür Nummer 43 klopfte.
    »Wer ist da?«
    »Maigret.«
    »Kommen Sie rein.«
    Francis stellte das Tablett auf seinem Bett zur Seite und schälte seinen nackten, mageren Oberkörper aus den Laken. Auf seinen Wangen zeichnete sich bläulicher Bartwuchs ab, seine Augen glänzten fiebrig. Er hielt noch ein Croissant in der Hand.
    »Entschuldigen Sie, dass ich nicht aufstehe, aber ich habe keinen Schlafanzug …«
    »Gut geschlafen?«
    »Ich war wie erschlagen … Ich habe so tief geschlafen, dass ich noch ganz benommen bin … Wie spät ist es denn?«
    »Viertel nach acht …«
    Das kleine, schäbig möblierte Zimmer ging auf den Hof hinaus, und man sah die umliegenden Dächer. Durch das halboffene Fenster drangen die Stimmen aus den Nachbarhäusern, das Kindergeschrei aus einem Schulhof zu ihnen.
    »Haben Sie etwas herausgefunden?«
    »Ich habe im ›Vieux-Pressoir‹ zu Abend gegessen.«
    Ricain, der sofort wieder in Abwehrhaltung verfiel, musterte ihn mit stechenden Blicken, und man spürte, dass er überall Lügen und Intrigen witterte.
    »Waren sie da?«
    »Carus, ja …«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er schwört darauf, dass Sie so etwas wie ein Genie sind.«
    »Nora hat es sich dafür bestimmt nicht nehmen lassen, mich als Blödian hinzustellen.«
    »So ungefähr. Sie hält sicher nicht so große Stücke auf Sie wie er.«
    »Und Sophie mochte sie noch weniger!«
    »Maki war auch dort.«
    »Betrunken?«
    »Erst gegen Ende war er nicht mehr ganz sicher auf den Beinen.«
    »Er ist schwer in Ordnung.«
    »Auch er ist davon überzeugt, dass aus Ihnen mal etwas wird.«
    »Das heißt im Klartext, dass ich jetzt noch eine Null bin …«
    Er aß sein Croissant nicht auf. Es sah fast so aus, als hätte Maigrets Eintreffen ihm den Appetit verdorben.
    »Was sagen sie denn dazu? Glauben sie, dass ich Sophie umgebracht habe?«
    »Eigentlich hält niemand Sie für den Täter. Einige glauben allerdings, dass die Polizei da anderer Meinung ist, und alle wollten von mir wissen, ob ich Sie festgenommen habe.«
    »Was haben Sie darauf geantwortet?«
    »Die Wahrheit …«
    »Nämlich …«
    »Dass Sie frei sind.«
    »Sie wollen doch nicht behaupten, dass das der Wahrheit entspricht? Und was mache ich dann hier? Geben Sie doch zu, dass die ganze Nacht ein Wachposten draußen vor dem Hotel gestanden hat.«
    »Haben Sie ihn gesehen?«
    »Nein, aber ich weiß, wie so etwas abläuft … Und was soll jetzt mit mir geschehen?«
    Diese Frage hatte sich Maigret auch bereits gestellt. Es ging ihm

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