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Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Titel: Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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juristischen Texten und Statistiken kennen! Da reicht schon ein Telefonanruf aus dem Kabinett des Ministers – und schon fangen sie an zu zittern.
    »Warum ist noch niemand verhaftet worden?«
    Der Minister wiederum bekam den Druck der Presseberichterstattung zu spüren. Die ist jeden Tag auf neue Sensationsmeldungen aus und braucht deshalb Bluttaten und interessante Fälle. Wenn die Gier der Leserschaft zu lange unbefriedigt bleibt, vergisst sie die ganze Sache. Ein Fall löst den anderen ab. Da können die Schlagzeilen noch so gut gewesen sein!
    »Wie Sie wünschen, Herr Richter … Ja, Herr Richter … Ich rufe Sie wieder an, Herr Richter …«
    Er zwinkerte Janvier zu.
    »Geh immer mal wieder in den Flur, und sieh nach, wie er sich aufführt … Ich traue ihm zu, dass er durchdreht oder versucht, mit Gewalt hier einzudringen …«
    Er sah trotzdem erst einmal die Post durch, begab sich dann zum Rapport beim Leiter der Kriminalpolizei, wo er seine Kollegen antraf und die laufenden Angelegenheiten kühl und sachlich besprochen wurden.
    »Was Neues, Maigret?«
    »Nein, nichts, Herr Direktor.«
    Hier wurde nicht ständig nachgehakt. Diese Leute hier wussten, wie so etwas abläuft.
    Als der Kommissar kurz vor zehn Uhr wieder in sein Büro trat, wollte ihn jemand von der Wasserpolizei sprechen.
    »Haben Sie die Waffe gefunden?«
    »Zufällig ist die Strömung in diesen Tagen ziemlich schwach, und die Seine wurde letzten Herbst an dieser Stelle ausgebaggert. Meine Leute haben fast sofort, etwa vierzig Meter von der Brücke und zehn Meter vom linken Ufer entfernt, eine Pistole vom Kaliber 6.35 belgischen Fabrikats gefunden. Das Magazin enthält noch fünf Kugeln.«
    »Können Sie sie zu Gastinne-Renette bringen?«
    Und zu Janvier sagte er:
    »Kümmerst du dich darum? Die Kugel hat er bereits.«
    »Sofort, Chef.«
    Beinahe hätte Maigret in der Rue de Bassano angerufen, unterließ es dann aber doch, seinen Besuch anzukündigen. Er lenkte seine Schritte zur großen Treppe, wobei er es absichtlich vermied, sich nach dem Warteraum umzudrehen.
    Bestimmt hatte Ricain ihn gesehen und fragte sich jetzt, wohin er ging. Unterwegs begegnete er dem jungen Lapointe, der eben eintraf, so dass er nicht mit dem Taxi fuhr, wie er ursprünglich vorhatte, sondern sich vom Inspektor zu dem Gebäude bringen ließ, wo Carus seine Geschäftsräume hatte.
    Er studierte die Messingschilder unter dem Torbogen und stellte fest, dass sich in fast jedem Stockwerk eine Filmgesellschaft befand. Diejenige, die ihn interessierte, nannte sich Carossoc und war im Hochparterre.
    »Soll ich Sie begleiten?«
    »Das wäre mir sehr recht.«
    Maigrets Methode, immer einen Inspektor bei sich zu haben, wurde im Übrigen auch im Lehrbuch für angehende Polizeioffiziere der Kriminalpolizei empfohlen.
    Der Eingangsbereich war eher düster. Das einzige Fenster ging auf den Hof hinaus, wo ein Chauffeur damit beschäftigt war, einen Rolls-Royce zu polieren. Eine rothaarige Sekretärin war für die Telefonzentrale zuständig.
    »Wo finden wir Monsieur Carus, bitte?«
    »Ich weiß nicht, ob er schon hier ist.«
    Als ob nicht alle Mitarbeiter auf dem Weg in ihr Büro zwangsläufig an ihr vorbeimussten!
    »Ihr Name, bitte … Haben Sie einen Termin?«
    Sie erhob sich von ihrem Stuhl, wollte sie ins Vorzimmer führen, sie sozusagen ins Aquarium der Filmgesellschaft stecken.
    »Danke … Wir warten lieber hier …«
    Das passte ihr offensichtlich nicht. Anstatt ihren Chef anzurufen, verschwand sie durch eine Polstertür und ließ die beiden Männer drei oder vier Minuten lang allein.
    Anschließend kam nicht sie als Erste wieder aus der Tür, sondern Carus höchstpersönlich. Er trug einen hellgrauen Fil-à-Fil-Anzug, war tadellos rasiert und duftete nach Lavendel.
    Offensichtlich war er gerade beim Friseur gewesen und hatte sich auch das Gesicht massieren lassen. Er gehörte zu jenen Männern, die sich allmorgendlich eine gute halbe Stunde in einem verstellbaren Friseursessel entspannen.
    »Wie geht es Ihnen, mein lieber Freund?«
    Mit gewinnendem Lächeln reichte er seinem lieben Freund, von dessen Existenz er noch am Abend zuvor keinen blassen Schimmer gehabt hatte, die Hand.
    »Treten Sie bitte ein … Sie auch, junger Mann … Ich nehme an, es ist einer Ihrer Mitarbeiter …«
    »Inspektor Lapointe …«
    »Sie können gehen, Mademoiselle … Ich bin für niemanden zu sprechen und auch telefonisch nicht zu erreichen, außer der Anruf kommt aus New York.«
    Lächelnd

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