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Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher

Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher

Titel: Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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haben und deshalb auch nie befördert werden. Ständig zu Fuß in Paris unterwegs, haben sie den Gang von Kellnern angenommen, die ebenfalls unentwegt auf den Beinen sind. Und sie wirken, als hätte das Einheitsgrau der ärmeren Viertel auf sie abgefärbt.
    »Ich kenne mich mit diesen Geräten aus«, sagte er gleich. »Sind viele Kassetten abzuhören?«
    »Etwa fünfzig, vielleicht ein paar mehr …«
    »Eine halbe Stunde pro Kassette … Ist es dringend?«
    »Ziemlich …«
    »Ich gebe ihm ein Büro, in dem er ungestört ist«, versprach der Chef der Sitte.
    Mangeot erhielt detaillierte Instruktionen über Sinn und Zweck seiner Arbeit. Er nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte, und entfernte sich dann mit dem Koffer, während der Abteilungsleiter Maigret zuraunte:
    »Keine Angst. Er ist gar nicht so verkalkt, wie er aussieht. Illusionen macht er sich keine mehr, doch er ist einer meiner wertvollsten Mitarbeiter … Eine Art Jagdhund … Man setzt ihn auf eine Fährte, und schon beginnt er rumzuschnüffeln …«
    Maigret begab sich zurück in sein Büro. Er saß keine zehn Minuten am Schreibtisch, als der Untersuchungsrichter anrief.
    »Ich habe inzwischen mehrmals versucht, Sie zu erreichen … Zunächst herzlichen Glückwunsch für den Fang, der Ihnen letzte Nacht ins Netz gegangen ist.«
    »Die Männer von der Rue des Saussaies haben alles gemacht.«
    »Ich bin beim leitenden Staatsanwalt gewesen, er ist hoch erfreut. Ich bekomme die vier Burschen heute Nachmittag um drei Uhr. Es wäre mir recht, wenn Sie dazukommen könnten, denn Sie kennen den Fall besser als ich. Wenn wir dann mit dem Einbruch fertig sind, können Sie die vier ja noch in Ihr Büro mitnehmen … Ich weiß, dass Sie einen ganz eigenen Vernehmungsstil haben …«
    »Vielen Dank. Ich bin um drei Uhr bei Ihnen im Büro.«
    Er öffnete die Tür zum Inspektorenbüro:
    »Janvier, hast du Zeit, um zum Mittagessen mitzukommen?«
    »Ja, Chef, ich muss nur noch meinen Bericht fertigtippen und …«
    Immer diese Berichte, ständig dieser Papierkram.
    »Und du, Lapointe?«
    »Sie wissen doch, dass ich immer Zeit habe …«
    Das bedeutete, dass sie zu dritt in der ›Brasserie Dauphine‹ essen würden.
    »Um halb eins unten …«
    Maigret versäumte nicht, seine Frau anzurufen, und diese versäumte nicht, ihn wie üblich zu fragen:
    »Glaubst du, dass du zum Abendessen nach Hause kommst? Schade, dass du nicht zum Mittagessen kommst. Es gibt Schnecken.«
    Wie zufällig jedes Mal, wenn er nicht zum Essen nach Hause kam, eines seiner Lieblingsgerichte. Aber vielleicht hatten sie ja in der ›Brasserie Dauphine‹ auch Schnecken.
     
    Als Maigret um drei Uhr den langen Gang betrat, an dem sich links und rechts die Büros der Untersuchungsrichter aneinanderreihten, brach ein Blitzlichtgewitter los, und ein Dutzend Journalisten stürzte auf ihn zu.
    »Kommen Sie zur Vernehmung der Einbrecherbande?« Er versuchte, sich kommentarlos einen Weg zu bahnen. »Warum sind Sie und nicht Kommissar Grosjean hier?«
    »Was weiß ich denn … Fragen Sie den Untersuchungsrichter!«
    »Sie ermitteln doch im Fall der Rue Popincourt?«
    Es gab keinen Anlass, das in Abrede zu stellen.
    »Gibt es vielleicht einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen?«
    »Meine Herren, ich habe im Augenblick keine Erklärungen abzugeben.«
    »Sie dementieren es also nicht?«
    »Es wäre falsch, daraus irgendwelche Schlüsse zu ziehen …«
    »Sie waren doch vergangene Nacht in Jouy-en-Josas, nicht wahr?«
    »Ich bestreite das nicht.«
    »In welcher Funktion?«
    »Kollege Grosjean wird Ihnen als zuständiger Ansprechpartner diese Frage beantworten.«
    »War es Ihre Abteilung, die den Dieben in Paris auf die Spur gekommen ist?«
    Vor dem Büro des Untersuchungsrichters saßen auf zwei Bänken links und rechts der Tür, in Handschellen und von Polizisten flankiert, die vier in der Nacht zuvor verhafteten Männer. Leicht amüsiert verfolgten sie das Geschehen.
    Ein kleiner, aber sehr beleibter Anwalt ging mit wehender Robe, als würde er mit Flügeln schlagen, am Ende des Ganges auf und ab. Als er den Kommissar sah, trat er auf ihn zu und schüttelte ihm die Hand.
    »Wie geht’s, Maigret?«
    Es blitzte. Der Handschlag war fotografiert worden, als wäre die Szene abgesprochen gewesen.
    »Darf man fragen, warum Sie hier sind?«
    Rechtsanwalt Huet hatte diese Frage im Beisein der Journalisten gestellt, und das war kein Zufall. Der Mann war geschickt, ja, gerissen, und er hatte sich auf die

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