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Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher

Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher

Titel: Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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mit Fotos der vier verhafteten Einbrecher.
    Unter dem Bild Demarles in hellem Regenmantel und braunem Hut stand in einer der Zeitungen:
     
    Ist er der Mörder?
     
    Die Menge war bunt gemischt. Nah am Haus standen jene, die dem Toten die letzte Ehre erwiesen hatten und nun darauf warteten, sich in den Trauerzug einzureihen. Auf dem Gehsteig standen vor allem Menschen, die auf der Insel wohnten, Concierges und Ladenbesitzer der Rue Saint-Louis en l’Ile.
    »So ein netter Junge! Und so schüchtern! Wenn er in den Laden kam, hat er immer den Hut gezogen …«
    »Wenn er sich nur die Haare etwas kürzer geschnitten hätte … Seine Eltern hätten darauf bestehen sollen … So vornehme Leute, und der Sohn ein Langhaariger!«
    Maigret und Lapointe wechselten ab und zu einen Blick, und einmal kam dem Kommissar dabei ein sonderbarer Gedanke: Mit welcher Begeisterung jetzt Antoine Batille, wenn er noch gelebt hätte, sein Mikrophon zwischen den Leuten herumgetragen hätte. Nur, hätte er noch gelebt, hätten die Leute nicht dagestanden …
    Der Leichenwagen fuhr vor, hinter ihm hielten drei weitere Wagen am Straßenrand. Wollte man die zweihundert Meter zur Kirche Saint-Louis en l’Ile im Auto fahren?
    Die Männer vom Bestattungsunternehmen brachten zunächst die Kränze und Blumengebinde herunter. Bald war der Leichenwagen mit Kränzen bedeckt, und auch in den drei anderen Fahrzeugen häuften sich die Blumen.
    Unter den Wartenden waren außerdem noch etliche Mitarbeiter der Firma Mylène, die grüppchenweise beisammenstanden. Viele dieser jungen Mädchen und Frauen waren ausgesprochen hübsch und so elegant gekleidet, dass es in der Morgensonne fast aufdringlich wirkte.
    Plötzlich kam Bewegung in die Menschenmenge, wie eine Welle, die sich vom Hauseingang bis in die hintersten Reihen fortpflanzte. Sechs Männer trugen den Sarg heraus. Als sie ihn in den Leichenwagen schoben, erschien in der Türöffnung die Trauerfamilie. Voran Gérard Batille mit Frau und Tochter an seiner Seite. Seine Wangen waren eingefallen, sein tränenverschleierter Blick ging ins Leere, nur kurz schien er die vielen Blumen wahrzunehmen.
    Er machte einen vollkommen abwesenden Eindruck, als würde er kaum merken, was um ihn herum geschah. Madame Batille war gefasster, auch wenn sie sich ab und zu durch den feinen schwarzen Schleier, der ihr Gesicht bedeckte, eine Träne abtupfte.
    Minou, die Schwester, die Maigret zum ersten Mal in Schwarz sah, wirkte noch größer und dünner als am Vortag. Sie war die Einzige, die alles aufmerksam beobachtete.
    Andere Fotografen, diesmal von der Presse, machten ein paar Aufnahmen. Tanten, Onkel, nahe und entfernte Verwandte sowie offenbar auch einige leitende Angestellte der Firma bildeten das engere Geleit.
    Mit einem leisen Ruck fuhr der Leichenwagen an, die drei anderen Autos folgten, hinter ihnen die Familie, die Verwandten und Bekannten, einige Studenten und Professoren, schließlich die Geschäftsleute des Viertels.
    Einige entfernten sich in Richtung Pont Marie oder Pont Sully, um mit ihren Autos zurück zur Arbeit zu fahren. Andere gingen mit zur Kirche.
    Letzteren schlossen sich auch Maigret und Lapointe an. Sie folgten dem Trauerzug und stießen in der Rue Saint-Louis en l’Ile zu einer Menschenmenge, die zuvor nicht am Quai d’Anjou gestanden hatte. Die Kirche war schon mehr als halb voll. Feierliche Orgelklänge drangen auf die Straße heraus, als der Sarg zum Katafalk getragen und dort mit Blumen bedeckt wurde.
    Viele Menschen waren draußen geblieben. Die Portale wurden nicht geschlossen, und als die Zeremonie begann, drangen das Sonnenlicht und die Morgenfrische in die Kirche.
    Pater Noster …
    Der sehr betagte Priester umrundete erst mit dem Weihwasserwedel, dann mit dem Weihrauchfass den aufgebahrten Sarg.
    Et ne nos inducat in tentationem …
    Amen.
    Auf dem Vorplatz war Van Hamme wieder an der Arbeit.
    »Welcher Friedhof?«, fragte Lapointe über die Schulter des Kommissars.
    »Montparnasse. Die Batilles haben dort eine Familiengruft.«
    »Fahren wir hin?«
    »Ich glaube nicht …«
    Ein Glück, dass so viele Verkehrspolizisten im Einsatz waren. In einem ersten Wagen nahm die Trauerfamilie Platz, in den Fahrzeugen dahinter die Verwandtschaft, dann kamen Batilles Mitarbeiter und Freunde, die schnell ihr Auto geholt hatten und nun den Corso einzuholen versuchten.
    Van Hamme hatte sich klugerweise in einem der schwarzen Kleinwagen der Kriminalpolizei herfahren lassen. Dieser wartete jetzt an

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