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Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher

Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher

Titel: Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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jetzt auch gern ein Bier getrunken. Stattdessen ging er in sein Büro und holte Lapointe, der stenographieren konnte.
    »Setz dich hierher, und schreib mit.«
    Dann zu Janvier:
    »Bring bitte Demarle zu mir!«
    Der ehemalige Matrose trat mit gebundenen Händen vor ihn hin.
    »Nimm ihm die Handschellen ab … Setzen Sie sich, Demarle.«
    »Was haben Sie mit mir vor? Mich zum Singen bringen? Ich kann Ihnen gleich sagen, ich bin zäh und falle auf Ihre Tricks nicht herein.«
    »Und was noch?«
    »Ich möchte wissen, warum ich da drüben einen Rechtsbeistand haben konnte und hier nicht.«
    »Monsieur Huet wird Ihnen das bei seinem nächsten Besuch erklären. Unter den Gegenständen, die bei Ihnen sichergestellt wurden, war ein schwedisches Klappmesser …«
    »Darum haben Sie mich hergeholt? Das habe ich seit zwanzig Jahren in meiner Tasche. Mein Bruder hat es mir geschenkt, als ich in der Bretagne noch Fischer war, bevor ich zur Handelsmarine ging.«
    »Wann haben Sie es das letzte Mal benutzt?«
    »Ich benutze es täglich beim Essen zum Fleischschneiden, wie ein Bauer. Vielleicht nicht sehr vornehm, aber …«
    »Am Dienstagabend waren Sie mit Ihren Komplizen im ›Café des Amis‹ an der Place de la Bastille …«
    »Das sagen Sie … Sehen Sie, ich weiß heute nicht mehr, was ich gestern gemacht habe. Angeblich haben sie mich als Kind mal zu heiß gebadet …«
    »Mila, Branchu und Sie waren dort. Sie haben mehr oder weniger deutlich über den Einbruch gesprochen, und Sie hatten unter anderem die Aufgabe, ein Fahrzeug zu besorgen. Wo haben Sie es gestohlen?«
    »Was gestohlen?«
    »Das Auto.«
    »Welches Auto?«
    »Sie wissen dann wahrscheinlich auch nicht, wo die Rue Popincourt ist?«
    »Ich bin nicht aus Paris.«
    »Hat keiner von Ihnen bemerkt, dass der junge Mann am Nachbartisch einen Kassettenrecorder eingeschaltet hatte?«
    »Was hatte?«
    »Sie sind diesem jungen Mann nicht gefolgt?«
    »Ich einem jungen Mann nachlaufen? Ich bitte Sie, ich bin nicht so einer …«
    »Sie hatten von Ihren Komplizen nicht den Auftrag, die Kassette an sich zu bringen?«
    »Das wird ja immer schöner, jetzt geht’s um Kassetten! Und was noch?«
    »Nichts.«
    Zu Janvier:
    »Geh mit ihm in ein freies Büro … Dasselbe noch mal …«
    Dieselben Fragen in etwa derselben Form und Reihenfolge wurden nun von Inspektor Janvier gestellt. Nach ihm würde ein dritter Inspektor kommen und dasselbe fragen.
    Maigret war nicht sehr zuversichtlich, aber im vorliegenden Fall war es das Vorgehen, das noch am ehesten Erfolg versprach. Es konnte Stunden dauern. Einmal hatte ein derartiges Verhör zweiunddreißig Stunden gedauert, bis der Betroffene, der als Zeuge hereingekommen war, den Mord gestanden hatte. Drei- oder viermal wollten ihn die Polizeibeamten schon laufenlassen, so gut hatte er den Unschuldigen gespielt.
    »Lourtie, holen Sie mir Mila«, rief er durch die halbgeöffnete Tür ins Inspektorenzimmer hinüber.
    Der Barkeeper wusste, dass er gut aussah und intelligenter und wendiger war als seine Komplizen. Er genoss ganz offensichtlich seine Rolle.
    »Nanu, ist der Schwätzer nicht da?«
    Er tat, als würde er nach dem Rechtsanwalt Ausschau halten.
    »Glauben Sie, dass es legal ist, wenn Sie mich ohne Rechtsbeistand vernehmen?«
    »Überlassen Sie das mir.«
    »Ich dachte nur. Ich möchte nur nicht, dass wegen eines kleinen Formfehlers das ganze Verfahren niedergeschlagen wird.«
    »Weswegen wurden Sie das erste Mal verurteilt?«
    »Das weiß ich nicht mehr. Sie können ja oben in Ihrer Kartei nachschauen … Auch wenn ich mit Ihnen persönlich noch nicht die Ehre hatte, so kenne ich doch ein wenig das Haus hier …«
    »Wann haben Sie bemerkt, dass Ihr Gespräch aufgezeichnet wurde?«
    »Welches Gespräch meinen Sie, und welche Aufzeichnung?«
    Maigret brachte die Geduld auf, den ganzen Katalog seiner Fragen zu stellen, obwohl er wusste, dass es sinnlos war. Und Lourtie würde sie, so wie Janvier es jetzt gerade mit dem Matrosen machte, nachher nochmals stellen, eine nach der anderen.
    Dann war der Rahmenmacher an der Reihe. Auf den ersten Blick wirkte er schüchterner, doch erwies er sich als nicht weniger kaltblütig.
    »Brechen Sie schon lange in unbewohnte Villen ein?«
    »Pardon? Wie, bitte?«
    »Ich frage, ob …«
    Maigret schwitzte, die Kleider klebten ihm am Rücken. Die vier Männer hatten sich abgesprochen. Jeder spielte seine Rolle, ohne sich von mehr oder weniger unerwarteten Fragen überrumpeln zu lassen.
    Der Penner

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