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Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher

Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher

Titel: Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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grüner Tinte über das Foto geschriebene Nein.
    »Selbst die grüne Tinte passt ganz gut …«
    »Warum?«
    »Weil jemand, der siebenmal zusticht, mit einer Pause dazwischen, und das bei strömendem Regen und obwohl auf dem Gehsteig ein Ehepaar näher kommt und eine Frau aus dem Fenster schaut, weil dieser Jemand nicht so ganz ein Mensch wie jeder andere sein kann.
    Ich habe oft festgestellt, dass Leute, die mit grüner oder roter Tinte schreiben, ein tiefes Bedürfnis nach Abgrenzung haben. Die Tinte ist nur ein Mittel unter anderen …«
    »Wollen Sie damit sagen, dass es ein Verrückter ist?«
    »So weit möchte ich nicht gehen … Mancher würde sagen: ›Ein Sonderling‹ … Das sind alles nur graduelle Unterschiede.«
    Van Hamme kam herein und brachte diesmal einen ganzen Stoß Fotos mit. Einige waren noch feucht.
    »Haben Sie den Mann mit dem Regenmantel noch anderswo entdeckt?«
    »Vom engen Familienkreis abgesehen, sind nur drei Personen an allen drei Orten gewesen: am Quai d’Anjou, vor der Kirche und bei der Familiengruft auf dem Friedhof Montparnasse.«
    »Zeigen Sie her …«
    »Zuerst diese Frau hier …«
    Eine junge Frau von etwa fünfundzwanzig Jahren, der der Schmerz ins Gesicht geschrieben stand. Sie schien aufgewühlt, der Verzweiflung nahe. Sie trug einen schlechtgeschnittenen schwarzen Mantel, ihre Haare fielen ziemlich unordentlich beidseits des Gesichts herab.
    »Sie haben mir gesagt, ich solle mich nur um die Männer kümmern, aber ich habe mir gedacht …«
    »Ich verstehe …«
    Maigret betrachtete das Gesicht sehr konzentriert, als wollte er ein Geheimnis durchdringen. Sie wirkte wie ein Mädchen aus dem Volk, das seinem Äußeren nur wenig Aufmerksamkeit widmete.
    Warum war sie ebenso erschüttert wie die Familie, mehr noch als zum Beispiel Minou?
    Minou hatte gesagt, ihr Bruder habe wahrscheinlich nie mit einer Frau geschlafen. War das so sicher? Konnte sie sich nicht getäuscht haben? Konnte Antoine nicht doch eine Freundin gehabt haben?
    Er war immer gern in den einfachen Stadtvierteln auf Stimmenjagd gegangen. Insofern konnte man durchaus annehmen, dass er sich für ein Mädchen wie sie interessierte.
    »Lapointe, du gehst nachher, wenn wir mit den Bildern fertig sind, zur Ile Saint-Louis. Ich weiß nicht, warum, aber ich könnte sie mir sehr gut als Verkäuferin in einem Lebensmittelgeschäft, einem Milchladen oder Ähnlichem vorstellen. Vielleicht bedient sie auch in einem Café oder Restaurant …«
    »Zweite Person«, sagte Van Hamme und hielt eine Vergrößerung hoch, die einen etwa fünfzigjährigen Mann zeigte.
    Noch eine Spur vernachlässigter, und man hätte ihn für einen Clochard gehalten. Er sah mit leerem, resigniertem Blick vor sich hin, und man fragte sich, was ihn zur Teilnahme an dieser Beerdigung bewogen haben mochte. Dass er siebenmal mit dem Messer auf einen jungen Mann eingestochen haben und dann geflohen sein sollte, konnte man sich fast nicht vorstellen.
    Der Mörder war, das war so gut wie sicher, nicht im Auto in die Gegend gekommen. Es war anzunehmen, dass er nach der Tat die Metro genommen hatte, und zwar an der Station Voltaire, die sich ganz in der Nähe befand. Der Mann hinterm Schalter hatte nur undeutliche Erinnerungen, da innerhalb von ein oder zwei Minuten sechs oder sieben Fahrgäste die Schranke passiert hatten. Die Fahrscheine hatte er völlig mechanisch und ohne aufzublicken abgestempelt.
    »Ich wüsste bald nicht mehr, wo mir der Kopf steht, wenn ich jeden anschauen würde, der hier vorbeikommt. Gesichter und nochmals Gesichter … Und fast jedes muffig …«
    Warum hatte der Mann mit der abgetragenen Kleidung sowohl vor dem Haus als auch vor der Kirche gestanden, und warum war er dann zum Friedhof Montparnasse gefahren?
    »Der Dritte?«, fragte Maigret.
    »Sie kennen ihn schon. Es ist der, den ich Ihnen heute Vormittag gezeigt habe. Sie werden feststellen, dass er sich nicht versteckt. Er muss mich an allen drei Orten bemerkt haben. Hier auf dem Friedhof sieht er mich neugierig an, offenbar fragt er sich, warum ich die Zuschauer und nicht den Sarg oder die Trauerfamilie fotografiere …«
    »Ja, stimmt … Er wirkt nicht irgendwie ängstlich oder nervös … Lassen Sie mir die Bilder hier. Ich werde sie mir in Ruhe noch mal ansehen. Ich danke Ihnen, Van Hamme. Sagen Sie Moers, ich sei sehr zufrieden mit Ihrer Arbeit.«
    »Soll ich jetzt auf die Ile Saint-Louis gehen und das Foto des Mädchens herumzeigen?«, fragte Lapointe, als er wieder mit

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