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Maigret kämpft um den Kopf eines Mannes

Maigret kämpft um den Kopf eines Mannes

Titel: Maigret kämpft um den Kopf eines Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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hinausgefahren …«
    Wachsende Besorgnis malte sich in ihren Zügen, während sie ungeduldig in der Miene des Kommissars forschte.
    »Nun, und?«
    »Ihm ist etwas zugestoßen.«
    »Ein Unfall mit dem Wagen, nicht wahr? Ich war sicher, daß …«
    Hinter ihr tauchte Edna auf, sichtlich von Neugier getrieben, tat aber so, als vermisse sie ihre Handtasche.
    »Nein, Madame … Ihr Gatte hat einen Selbstmordversuch unternommen …«
    Die Augen der jungen Frau weiteten sich vor ungläubigem Staunen. Sekundenlang schien sie im Begriff zu sein, in Gelächter auszubrechen.
    »William?«
    »Er hat sich mit dem Revolver in …«
    Zwei Hände packten Maigrets Arme mit fahrigem Griff, und in wirrem Englisch bestürmte Madame Crosby ihn mit Fragen. Dann, plötzlich, befiel sie ein Zittern. Sie ließ den Kommissar los, wich einen Schritt zurück.
    »Ich muß Ihnen leider mitteilen, Madame, daß Ihr Gatte vor zwei Stunden in der Villa in Saint-Cloud gestorben ist …«
    Sie beachtete ihn nicht mehr. Ohne Edna und ihren Begleiter anzusehen, lief sie durch den Teesalon in die Hotelhalle und von dort auf die Straße, ohne Tasche.
    »Taxi?« rief der Portier ihr nach.
    Aber sie saß bereits in einem Wagen, warf dem Fahrer zu:
    »Nach Saint-Cloud! Schnell!«
    Maigret machte keine Anstalten, ihr zu folgen. Er holte seinen Mantel in der Garderobe, und da eben ein Autobus in Richtung Cité vorbeifuhr, sprang er auf.
     
    »Hat jemand am Telefon nach mir verlangt?« erkundigte er sich beim Bürodiener.
    »Gegen zwei Uhr … Eine Notiz liegt auf Ihrem Schreibtisch.«
    Die Notiz besagte:
     
    Meldung von Inspektor Janvier an Kommissar Maigret: Anprobe beim Schneider. Mittagessen im Restaurant Boulevard Montparnasse. Um zwei trinkt Radek seinen Kaffee im ›Coupole‹. Hat zweimal telefoniert.
     
    Und seit zwei Uhr nachmittags?
    Maigret schloß die Tür seines Büros ab und ließ sich in seinen Sessel fallen. Er staunte sehr, als er mit einem Ruck aufwachte und sah, daß seine Uhr halb elf anzeigte.
    »Hat jemand angerufen?«
    »Ach, Sie waren die ganze Zeit über hier? Ich dachte, Sie seien weggegangen! Richter Coméliau hat zweimal angerufen.«
    »Und Janvier?«
    »Nein.«
    Eine halbe Stunde später betrat Maigret die Bar des ›Coupole‹, wo er sich vergeblich nach Radek und Janvier umsah. Er nahm den Barmixer beiseite.
    »War der Tscheche wieder hier?«
    »Den ganzen Nachmittag, ja, zusammen mit Ihrem Freund … Ich meine den jungen Mann im Regenmantel …«
    »Saßen sie am gleichen Tisch?«
    »In der Ecke dort. Jeder hat mindestens vier Whisky getrunken.«
    »Wann sind sie weggegangen?«
    »Sie haben zuerst noch in der Brasserie zu Abend gegessen.«
    »Zusammen?«
    »Ja … Ich schätze, sie sind gegen zehn Uhr aufgebrochen.«
    »Sie wissen nicht, wohin sie gegangen sind?«
    »Fragen Sie den Boy. Er hat ein Taxi vorfahren lassen.«
    Der Boy erinnerte sich.
    »Richtig. Es war dieses blaue Taxi, das immer hier an der Ecke steht … Sie können nicht weit gefahren sein, denn es ist schon wieder da.«
    Und der Chauffeur bestätigte gleich darauf:
    »Die beiden Herren? Ja, die hab ich zum ›Pélican‹ gefahren, in der Rue des Ecoles.«
    »Bringen Sie mich hin!«
    In denkbar schlechter Laune betrat Maigret das Pélican, schnauzte erst den livrierten Boy, dann den Kellner an, der ihn an einen Tisch im Nachtklub lotsen wollte.
    Im Gewimmel von Halbweltdamen und Nachtschwärmern an der Bar entdeckte er die beiden Männer, die er suchte. Sie saßen hinten in einer Ecke auf ihren Barhockern.
    Er brauchte nur einen Blick auf Janviers glänzende Augen und sein gerötetes Gesicht zu werfen, um zu wissen, was los war. Radek dagegen wirkte eher düster und stierte in sein Glas.
    Maigret schritt geradewegs auf die beiden zu, unbekümmert um die Gesten, mit denen der offensichtlich betrunkene junge Inspektor ihm zu bedeuten versuchte:
    ›Schon gut! … Lassen Sie mich nur machen! … Zeigen Sie sich besser nicht!‹
    Der Kommissar ließ sich neben den beiden Männern nieder. Der Tscheche lallte mit schwerer Zunge.
    »Ach, schau her! Sie sind wieder da!«
    Janvier versuchte sich nach wie vor in einer Zeichensprache, die er wohl für ebenso diskret wie vielsagend hielt.
    »Was trinken Sie, Kommissar?«
    »Hören Sie, Radek …«
    »Barmann! Dasselbe für Monsieur …«
    Der Tscheche stürzte das Mischgetränk, vor dem er saß, hinunter und seufzte:
    »Ich höre … Hörst du auch, Janvier, ja?«
    Er stieß den Inspektor in die Rippen.
    »Sind Sie lange

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