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Maigret und der Treidler der Providence

Maigret und der Treidler der Providence

Titel: Maigret und der Treidler der Providence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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eine gelungene kleine Orgie, die fast eine Woche dauerte. In den ersten beiden Tagen war Mary die Ausgelassenste von uns allen. Am dritten Tag verschwand sie. Und wissen Sie, wo wir sie wiedergefunden haben? In einer Herberge in Gien, wo sie ihre Zeit damit verbrachte, für zwei ungewaschene Bälger Mutter zu spielen.
    Die Sache mit der Perlenkette wurde mir unangenehm. Freitag fuhr ich nach Paris. Beinahe hätte ich sie verkauft. Dann sagte ich mir, daß ich mir einigen Ärger damit einhandeln könnte, wenn etwas Böses dahintersteckte.
    Mir fielen die beiden Kleinen vom Vorabend ein. Mit solchen Mädchen kann man machen, was man will. Außerdem hatte ich Lia schon in Nizza kennengelernt und wußte, daß ich mich auf sie verlassen konnte. Ich vertraute ihr den Schmuck an. Auf alle Fälle riet ich ihr, falls man sie danach fragte, zu sagen, daß Mary selbst ihr die Kette gegeben habe, um sie zu verkaufen.
    Das ist so simpel wie nur was. Zu blöd! Ich hätte lieber gar nichts sagen sollen. Denn wenn ich das Pech hätte, weniger intelligenten Kriminalbeamten in die Finger zu fallen, wäre das eine Geschichte, die mich vor das Schwurgericht bringen kann. Das wurde mir klar, als ich gestern erfuhr, daß Mary erwürgt worden war.
    Ich frage Sie nicht danach, was Sie denken. Ehrlich gesagt, rechne ich sogar damit, verhaftet zu werden. Das wäre ein Irrtum, weiter nichts. Aber wenn Sie wollen, daß ich Ihnen helfe, bin ich gern dazu bereit.
    Es gibt Dinge, die Ihnen seltsam vorkommen könnten und die im Grunde doch ganz einfach sind …«
    Er lag fast ausgestreckt auf dem Bett und rauchte immer noch, die Augen zur Decke gerichtet.
    Maigret pflanzte sich vor dem Fenster auf, um sich seine Ratlosigkeit nicht anmerken zu lassen.
    »Weiß der Colonel, daß Sie mich aufgesucht haben?« fragte er ihn, während er sich plötzlich umdrehte.
    »Ebensowenig wie von der Sache mit der Kette. Am besten … ich weiß, ich habe kein Recht, etwas zu verlangen. Aber es wäre mir doch lieber, wenn er es weiterhin nicht erführe.«
    »Madame Negretti?«
    »Ballast! Eine schöne Frau, die nichts anderes kann als auf einem Diwan liegen, Zigaretten rauchen und süße Liköre trinken. Und das seit dem Tag, an dem sie an Bord kam. Und geblieben ist … Pardon! Sie kann auch noch Karten spielen! Ich glaube, das ist ihre einzige Leidenschaft.«
    Am Kreischen von rostigem Eisen war zu erkennen, daß man die Schleusentore öffnete. Vor dem Haus kamen zwei Maulesel vorbei und blieben etwas weiter weg stehen, während ein leerer Kahn mit solchem Schwung weiterglitt, daß es aussah, als wolle er die Uferböschung hinaufklettern.
    Wladimir stand gebückt und schöpfte das Regenwasser heraus, das das kleine Beiboot zu füllen drohte.
    Ein Auto kam über die Steinbrücke, wollte auf dem Leinpfad weiterfahren, hielt an, manövrierte ein paarmal ungeschickt herum und blieb dann endgültig stehen.
    Ein Mann in Schwarz stieg aus. Willy, der sich erhoben hatte, warf einen Blick aus dem Fenster und verkündete:
    »Das Bestattungsunternehmen …«
    »Wann gedenkt der Colonel abzureisen?«
    »Gleich nach der Beerdigung.«
    »Die hier stattfinden wird?«
    »Egal wo! Er hat schon eine Frau, die in der Nähe von Delhi beerdigt ist, und eine andere, die in zweiter Ehe mit einem New Yorker verheiratet ist und dereinst wohl in Amerika unter der Erde liegen wird.«
    Maigret blickte ihn unwillkürlich an, wie um zu sehen, ob er sich lustig machte. Aber Willy Marco blieb ernst, wenn auch mit diesem kleinen zweideutigen Glitzern in seinen Augen.
    »Vorausgesetzt, daß die Überweisung schon da ist! Sonst muß die Beerdigung eben warten.«
    Der Mann in Schwarz blieb unschlüssig vor der Yacht stehen, wandte sich an Wladimir, der ihm antwortete, ohne seine Arbeit zu unterbrechen, und ging schließlich an Bord, wo er in der Kajüte verschwand.
    Maigret hatte Lucas nicht wiedergesehen.
    »Gehen Sie!« sagte er zu seinem Besucher.
    Willy zögerte. Für einen Augenblick überschattete ein besorgter Ausdruck sein Gesicht.
    »Werden Sie ihm von der Perlenkette erzählen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Das war schon alles. Unbekümmert wie zuvor strich Willy den Kniff seines weichen Hutes glatt, grüßte mit einer Handbewegung und ging die Treppe hinunter.
    Als Maigret seinerseits nach unten ging, standen zwei Schiffer am Tresen vor einer Flasche Bier.
    »Ihr Freund ist am Telefon«, sagte der Wirt zu ihm. »Er hat eine Verbindung nach Moulins verlangt.«
    In der Ferne hörte man einen

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