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Maigret und die alte Dame

Maigret und die alte Dame

Titel: Maigret und die alte Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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in den Salon, wo Castaing und Theo sich schweigend gegenüberstanden. Der Inspektor war im Vergleich zu Theo beunruhigt und warf einen verzweifelten Blick zum Kommissar.
    »Es ist meine Schuld, nicht wahr?«
    »Das ist nicht sicher.«
    Theo Besson setzte die blasierte Miene eines Mannes von Welt auf, der in eine peinliche Situation hineingeraten ist.
    »Sie waren rein zufällig hier in der Gegend, nehme ich an?«
    Er antwortete nicht und schien es Maigret nicht übelzunehmen, dass dieser ihn so geradeheraus fragte.
    »Komm mal her.«
    Er zog Castaing nach draußen, wo auf dem Pflaster Blutspuren zu sehen waren. Der Segelsack lag noch, wo er hingefallen war.
    »Du fährst auf dem schnellsten Weg in sein Hotel. Ich muss wissen, ob Theo im Lauf des Abends einen Anruf bekommen hat. Wenn man dir keine Auskunft geben kann, klappere alle Bars ab, in denen Henri gewesen ist.«
    »Sie sind aber alle schon geschlossen!«
    »Dann klingle!«
    »Was soll ich fragen?«
    »Ob er telefoniert hat.«
    Castaing verstand nichts, aber er wollte sich bemühen, seinen Schnitzer soweit wie möglich wiedergutzumachen, so warf er sich in seinen Simca und war alsbald nicht mehr zu sehen.
    Dr. Jolly und Valentine kamen aus dem Badezimmer herunter. Die Hände des Arztes waren wieder weiß und dufteten nach Seife.
    »Ich habe sie vergebens gebeten, sich eine Spritze geben zu lassen und sich schlafen zu legen. Im Augenblick nimmt sie sich eisern zusammen. Sie meint, sie schafft es so. Sobald ich weg bin, fällt sie innerhalb einer Viertelstunde um. Ich verstehe übrigens nicht, wie sie das tun konnte.«
    »Ich habe diesen armen Jungen getötet«, murmelte Valentine und blickte dabei abwechselnd Maigret und Theo an, der regungslos und schweigend in einer Ecke stand.
    »Warum bestehen Sie nicht darauf? Sie würde ein paar Stunden schlafen wie ein Stein und wäre morgen wieder in Form.«
    »Ich halte es nicht für notwendig.«
    Dr. Jolly runzelte die Stirn, aber er gab nach, suchte nach seinem Hut. »Ich werde wohl mit Le Havre telefonieren, wie am letzten Sonntag, damit sie die Leiche abholen. Man wird sicher eine Autopsie machen.«
    »Bestimmt.« »Soll ich etwas von Ihnen ausrichten?«
    »Nein, danke.«
    Er verbeugte sich vor der alten Dame, und es sah aus, als gebe er ihr einen Handkuss.
    »Sie tun sich selber keinen Gefallen damit! Ich habe für alle Fälle ein paar Tabletten in Ihrem Zimmer gelassen. Sie können alle zwei Stunden eine nehmen.«
    Er nickte zu Theo hinüber, ging wieder zu Maigret und wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Ich stehe natürlich zu Ihrer Verfügung, wenn Sie mich brauchen sollten.«
    Als er hinausgegangen war, herrschte Schweigen. Als das Auto abgefahren war, öffnete Valentine, wie um ihre Fassung zu beweisen, den Schrank und holte die Calvadoskaraffe heraus. Sie wollte sie gerade auf den Tisch stellen, als Maigret sie ihr wütend und unerwartet aus der Hand riss und sie heftig auf den Boden warf.
    »Setzen Sie sich, Sie beide!« sagte er zornig.
    Sie taten, beinahe mechanisch, was er sagte, während er stehen blieb und mit auf dem Rücken verschränkten Händen anfing, auf und ab zu laufen, wie er es auch in seinem Büro am Quai des Orfèvres immer tat.
    Kurz darauf hörte man Castaings Auto, der wiederkam, und der Ruf des Nebelhorns tönte unheilvoll durch die Dunkelheit.<
9
Theos Verbrechen
    Castaing stellte den Motor ab, stieg aus dem Auto und blieb einen Augenblick auf der Straße stehen, bevor er die Gartentür aufstieß, und Maigret schwieg noch immer.
    Theo saß in dem Sessel, in dem vor ein paar Stunden noch der Kommissar gesessen hatte, und war trotz allem bemüht, wie der Herzog von Windsor auszusehen, während Valentine abwechselnd von einem zum andern sah, und zwar mit dem angespannt aufmerksamen Blick eines jungen Tieres.
    Castaing kam durch den Garten, trat ins Haus und war so überrascht von dem Schweigen und der kaputten Karaffe, dass er nicht wusste, wie er sich verhalten und wo er sich hinsetzen sollte. Da er nicht zum Quai des Orfèvres gehörte, hatte er Maigret in einer solchen Situation noch nicht erlebt.
    »Nun, mein Lieber?«
    »Ich habe mit dem Hoteldirektor, der schon geschlafen hatte, aber ans Telefon kam, geredet. Er hatte das Gespräch vom Büro an Theo weiterverbunden, aber nicht auf sein Zimmer, wo es kein Telefon gibt, sondern zu einem Apparat, der hinten auf dem Gang steht. Es war ungefähr halb elf. Der andere an dem Apparat war betrunken.«
    »Hast du Papier und

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