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Maigret und die Unbekannte

Maigret und die Unbekannte

Titel: Maigret und die Unbekannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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gezeigt?«
    »Ich habe sie danach gefragt. Sie scheint nur eins besessen zu haben, das sie, ohne daß ihr Mann etwas davon ahnte – er hatte nämlich einen Horror vorm Fotografieren –, von ihm aufgenommen hat. Als ihre Tochter nach Paris gegangen ist, scheint sie das Foto mitgenommen zu haben, denn es ist seitdem verschwunden.«
    »Ich danke dir.«
    Maigret legte den Hörer auf, aber anstatt sich wieder hinzulegen und das Licht auszumachen, erhob er sich, um sich eine neue Pfeife zu stopfen. Die Witwe Cremieux hatte ihm von einem Bild berichtet, das ihre Untermieterin in ihrem Portemonnaie hatte. Seine Gedanken waren jedoch so stark mit dem jungen Mädchen selbst beschäftigt gewesen, daß er dem keinerlei Bedeutung beigemessen hatte.
    In Pyjama und Pantoffeln blieb er vor dem Bett stehen.
    Seine Frau vermied es, ihn zu fragen, warum er sich nicht wieder hinlegte. Vielleicht seines Traums wegen dachte er an Lognon. Hatte er ihm nicht, ohne sich viel dabei zu denken, gesagt: Ich werde Sie auf dem laufenden halten?
    Nun, die Existenz Julius van Crams konnte die Untersuchung in eine ganz andere Richtung führen.
    »Ich werde ihn morgen früh anrufen«, murmelte er.
    »Was sagtest du?«
    »Nichts. Ich habe nur laut gedacht.«
    Er suchte die Nummer von Lognons Wohnung heraus. So würde ihm der Pechvogel keinen Vorwurf machen können.
    »Hallo… Könnte ich Ihren Mann sprechen? Es tut mir leid, daß ich Sie geweckt habe, aber…«
    »Ich habe nicht geschlafen. Ich schlafe keine Nacht mehr als eine oder zwei Stunden.«
    »Hier ist Kommissar Maigret.«
    »Ich habe Ihre Stimme schon erkannt.«
    »Ich möchte nur ein paar Worte mit Ihrem Mann sprechen.«
    »Ich dachte, er sei bei Ihnen. Er hat mir jedenfalls gesagt, als er fortging, er müsse etwas für Sie tun.«
    »Wann ist er fortgegangen?«
    »Gleich nach dem Abendessen. Er hat in aller Eile gegessen und mir angedeutet, er werde wohl die Nacht wiederkommen.«
    »Hat er Ihnen nicht gesagt, wohin er gegangen ist?«
    »Das sagt er mir nie.«
    »Ich danke Ihnen.«
    »Stimmt es nicht, daß er für Sie arbeitet?«
    »Doch, doch.«
    »Aber wie kommt es dann, daß Sie nicht wissen…«
    »Ich bin nicht unbedingt über jeden Schritt im Bilde, den er unternimmt.«
    Seine Worte überzeugten sie aber nicht. Sie argwöhnte, daß er sie beschwindelte, um ihren Mann zu decken, und wollte noch weitere Fragen stellen. Er hatte den Hörer jedoch bereits aufgelegt. Sofort rief er das 2. Revier an, wo sich ein gewisser Ledent meldete.
    »Ist Lognon nicht da?«
    »Er ist die ganze Nacht nicht im Büro gewesen.«
    »Wenn er kommt, soll er mich anrufen.«
    »Schön, Monsieur Maigret.«
    Plötzlich hatte er einen schlechten Gedanken, fast wie in seinem Traum. Es beunruhigte ihn, Lognon unterwegs zu wissen, ohne zu ahnen, was er gerade machte. In den Nachtlokalen war nichts mehr zu erforschen, auch die Chauffeure waren alle verhört, und im Romeo würde er ebenfalls kaum noch etwas erfahren. Dennoch war Lognon die ganze Nacht auf Jagd. Bedeutete das, daß er eine Spur entdeckt hatte?
    Maigret war nicht eifersüchtig auf seine Kollegen und noch weniger auf seine Inspektoren. Wenn ein Fall sich aufklärte, schrieb er das Verdienst daran fast immer ihnen zu. Sehr selten gab er der Presse Erklärungen ab. Noch heute nachmittag hatte er Lucas damit beauftragt, die Journalisten am Quai zu empfangen.
    Trotzdem, in diesem Fall verstimmte ihn etwas. Denn tatsächlich, wie in der Schachpartie seines Traums, stand Lognon ganz allein, während Maigret die ganze Organisation der Kriminalpolizei, dazu alle Polizeidienststellen im Lande, ja den ganzen Polizeiapparat zur Verfügung hatte.
    Er errötete bei dem Gedanken, der ihm eben gekommen war, und doch reizte es ihn, sich anzuziehen und zum Quai des Orfevres zu fahren. Jetzt, da er wußte, wer der Mann auf dem Bilde war, das Luise Laboine ihrer Mutter entwendet und sorgfältig aufgehoben hatte, gab es für ihn dort allerlei zu tun.
    Seine Frau sah, wie er ins Eßzimmer ging, das Büfett aufmachte und sich ein Glas Prunelle einschenkte.
    »Legst du dich nicht wieder hin?«
    Es wäre das einzig Richtige gewesen, sich jetzt gleich zum Quai zu begeben, und sein Instinkt trieb ihn auch dazu. Daß er es dennoch nicht tat, hatte nur darin seinen Grund, daß er Lognon eine Chance geben und sich selbst dafür bestrafen wollte, daß er eben einen so schlechten Gedanken gehabt hatte.
    »Dieser Fall scheint dir viel Kopfzerbrechen zu machen.«
    »Er ist ziemlich

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