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Maigret verteidigt sich

Maigret verteidigt sich

Titel: Maigret verteidigt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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darunter zwei im Hause des Zahnarztes. Maigret ging auf das Schild zu, das er bei seinem Besuch bei Manuel nur von fern gesehen hatte. »Dr. Francois Mélan, Zahnarzt und Kieferspezialist, Sprechstunden von zehn bis zwölf und nach Vereinbarung.«
    »Warum steht da Kieferspezialist?«
    »Das wirkt besser als nur Zahnarzt.«
    Er blickte zu Manuels Fenstern hinauf und bemerkte Aline, die an dem einen lehnte und eine Zigarette rauchte.
    Einige Meter weiter murmelte ein Mann, der unter einem Mauervorsprung stand, beim Vorübergehen der Maigrets:
    »Guten Abend, Herr Kommissar.«
    Es war Jaquemain, einer seiner Inspektoren, der in dieser Nacht die Straße überwachte.
    »Guten Abend, mein Lieber.«
    Das Ehepaar stieg an der Station Ternes in die Metro. Es war ein deprimierender Tag gewesen, aber durch Madame Maigrets Anwesenheit endete er relativ heiter.
    Am Boulevard Richard-Lenoir sah ein rosa gefärbter dicker Mond sie Arm in Arm zu ihrem Hause gehen.
    Ein Verkehrsunfall hielt den Autobus auf. So kam er erst um zehn Minuten nach neun am Quai an.
    »Hat mich niemand verlangt?«
    »Nein, Herr Kommissar. Nur Inspektor Lourtie.«
    »Ich werde ihn nach dem Rapport sehen.«
    Er nahm die Akten von seinem Schreibtisch und eilte in das Büro des Leiters der Kriminalpolizei, in dem die anderen Kommissare sich schon versammelt hatten.
    »Entschuldigen Sie, Herr Direktor…«
    »Was sagten Sie, Bernard?«
    Der Chef des Spielerdezernats setzte mit monotoner Stimme seinen Bericht fort.
    »Gut… Und Sie, Maigret? Dieser Raubüberfall auf ein Juweliergeschäft gestern wieder…«
    Maigret war auf Peinliches gefaßt gewesen, auf ausweichende oder vorwurfsvolle Blicke, aber nichts von dem, was sich gestern bei dem Polizeipräfekten zugetragen hatte, schien durchgesickert zu sein.
    Die allmorgendliche Routine. Die Fenster geöffnet. Vogelgezwitscher. Ein Clochard am Seineufer, der eifrig seine Wäsche wusch.
    Eine Viertelstunde später kam Barnacle in Maigrets Büro, wie immer schwarz gekleidet.
    »Ich habe drei Frauen fotografiert«, sagte er, während er dem Kommissar die vergrößerten Fotos zeigte, »aber ich weiß nicht, welche die richtige ist.«
    Er meinte damit Nicole Prieur. Die erste, ein pausbäckiges Ding mit naiven Augen, glich ihr ganz und gar nicht Die zweite war kaum sechzehn Jahre alt – der arme Barnacle schien ziemlich wenig von jungen Mädchen zu wissen.
    Aber die dritte war wirklich Nicole. Sie trug ein helles Kleid und hatte eine weiße Handtasche unter den Arm geklemmt. »Ich habe noch ein Foto von ihr in ganzer Größe.«
    Der Inspektor zog es wie ein Zauberer aus einer Tasche seiner zu weiten Jacke. Es war vor dem Gitter des Parks aufgenommen worden. Das junge Mädchen führte einen Dackel an der Leine, der gerade pinkelte.
    »Entspricht es Ihrem Wunsch?«
    »Vollkommen, Monsieur Barnacle.«
    »Möchten Sie noch weitere Abzüge haben?«
    »Wenn möglich, ja. Drei oder vier…«
    Es war jetzt schon weniger wichtig. Ohne Oscar, den entfernten Verwandten von Lucas oder vielmehr von Madame Lucas, hätten diese Fotos eine größere Rolle gespielt. Vielleicht würden sie noch eine spielen, obwohl der Kommissar glaubte, schon auf einer Spur zu sein.
    »Brauchen Sie die Abzüge sofort?«
    Maigret vergaß fast, daß der Inspektor seine Stellung riskiert hatte, um diese Fotos heimlich zu machen.
    »Hat es Sie große Mühe gekostet?«
    »Keine allzu große. Wissen Sie, auf der Straße falle ich nicht auf. Auf den Plätzen und in den Parks findet man fast immer einen oder zwei Männer meiner Art und achtet gar nicht mehr auf sie.«
    Er sprach von sich ohne Bitterkeit und Ironie.
    »Sie hat nichts davon gemerkt, war ganz mit ihrem Hund beschäftigt, der sich weigerte, den Fahrdamm zu überqueren und den sie auf den Arm nehmen mußte. Ich habe eine Aufnahme von ihr mit dem Hund auf dem Arm, aber sie ist unscharf. Ich habe keinen Abzug davon gemacht…«
    »Danke, Monsieur Barnacle. Sie sind prima.«
    »Sie sind immer prima zu mir gewesen…«
    Nachdem Barnacle gegangen war, kam Janvier an die Reihe.
    »Ist das jenes junge Mädchen?«
    »Ja. Ich hätte gern, daß du dich in die Rue Fontaine begibst.«
    »In den ›Clou Doré‹?«
    »Ja. Zeig das Foto den Kellnern. Versuch zu erfahren, ob sie sie schon in dem Restaurant gesehen haben. Du kannst dich dann auch noch in anderen Lokalen in der Gegend erkundigen.«
    »Gehen Sie nicht aus, Chef?«
    »Doch, ich gehe in die Rue des Acacias.«
    »Soll ich Sie nicht hinfahren?«
    »Es

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