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Maigret verteidigt sich

Maigret verteidigt sich

Titel: Maigret verteidigt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Madame Maigret.
    »Sehr geehrt, Madame. Wenige Leute in Paris haben das Glück, Sie zu kennen, denn Ihr Mann zeigt sich nicht gern in der Öffentlichkeit. Gestatten Sie?«
    Er ergriff einen Stuhl an der Lehne, setzte sich darauf und zog aus seiner Tasche ein silbernes Zigarettenetui.
    »Der Rauch stört Sie doch wohl nicht?«
    Er war etwa fünfunddreißig Jahre alt. Sein Smoking war sehr gut geschnitten. Er trug ihn mit der Ungezwungenheit jener Männer, die ihn jeden Abend anziehen.
    Ein schöner Junge. Man konnte ihm höchstens vorwerfen, daß er zu sicher war und etwas Spöttisches, wenn nicht Aggressives im Blick hatte. Sein Lächeln war charmant, ja sogar von bezwingender Liebenswürdigkeit, aber man spürte, daß er bei der geringsten Drohung seine Krallen zeigen würde.
    »Man sagt mir, Sie interessierten sich für unseren Klub.«
    »Ich bin versucht, ihm beizutreten. Es sei denn, daß es eine Altersgrenze gibt.«
    »Anfangs war davon die Rede. Man hat von dreißig Jahren gesprochen, wodurch aber ausgezeichnete Leute ausgeschlossen gewesen wären. Haben Sie von den ›Hundert Schlüssel‹ gehört, Herr Kommissar?«
    »Ziemlich vage, und ich bin ein wenig überrascht, Sie hier wiederzusehen. Sie haben den Posten des Leiters, hat man mir gesagt.«
    »Des Leiters, des Sekretärs, des Mannes für alles sozusagen…«
    Maigret hatte Landry gekannt, als er kaum älter als achtzehn Jahre war. Er kam aus der Provinz. Sein Vater war Vorsteher des Postamts in Angiers oder Tours, jedenfalls in einer der großen Städte an den Ufern der Loire. Er brannte darauf, seinen Weg in Paris zu machen, schrieb Artikel für Zeitungen, mischte sich geschickt unter die Menge bei Empfängen oder Cocktailparties, wo er bekannte Leute sprechen konnte.
    Eines Tages hatte er sehr selbstbewußt Maigret am Quai des Orfevres aufgesucht, den Presseausweis einer Wochenzeitung gezückt, die auf sensationelle Enthüllungen spezialisiert war.
    Marcel Landry zweifelte an nichts, vor allem nicht an sich.
    »Verstehen Sie, Herr Kommissar, was unsere Leser interessiert, ist nicht die Organisation der Kriminalpolizei, über die die Tagespresse oft berichtet hat, sondern die Kulissen eines Hauses, in dem, wenn ich es so sagen darf, die ganze schmutzige Wäsche von Paris landet. Ich hoffe, der Ausdruck schockiert Sie nicht. Es geht natürlich nicht darum, Namen zu veröffentlichen. Und ich darf hinzufügen, daß meine Zeitung nicht zögern würde, einen ziemlich hohen Preis dafür zu zahlen.«
    Er war damals noch zu jung, als daß Maigret sich über ihn hätte ärgern können, und der Kommissar hatte ihn ziemlich sanft vor die Tür gesetzt. Zwei oder drei Jahre später hatte er seine Stimme im Radio gehört, wo er Sprecher des Werbefunks geworden war.
    Dann war es mehrere Jahre still um ihn geworden. Landry gehörte zu jenen Menschen, die man eine Zeitlang überall trifft, denen die Hand zu drücken man sich angewöhnt, ohne eigentlich zu wissen, wer sie sind. Die gleichen Menschen verschwinden dann plötzlich, ohne ersichtlichen Grund, verschwinden und tauchen später in einer neuen Gestalt wieder auf.
    Von welchen obskuren Tätigkeiten hatte Landry jahrelang gelebt? Wenn er sich gegen das Gesetz vergangen hatte, so war das der Polizei nicht zu Ohren gekommen. Man hatte ihn als Sekretär einer bekannten Chansonsängerin wiedergefunden, deren ständiger Begleiter er war.
    Nachdem er sich zwei oder drei Jahre später von ihr getrennt hatte, schrieb er seine Memoiren, in denen er alle Details aus dem intimen Leben der Sängerin enthüllte, die daraufhin einen Prozeß gegen ihn anstrengte.
    Ob er ihn gewonnen oder verloren hatte, wußte Maigret nicht. Nun stand er hier vor ihm, lächelnd und nervös zugleich, der um sechzehn oder siebzehn Jahre älter gewordene junge Mann von einst, trotzdem aber noch recht jugendlich.
    »Der ›Klub der Hundert Schlüssel‹, wissen Sie, unterscheidet sich von all den Klubs, die jede Woche in Paris eröffnet werden, darin, daß er ein wirklicher Klub ist. Man muß Mitglied sein, um durch den roten Vorhang hindurchgehen zu dürfen. Die Zahl hundert bedeutet, daß nicht mehr Mitglieder aufgenommen werden. Jetzt sind es übrigens erst fünfundachtzig oder sechsundachtzig…«
    »Wohl junge Männer und junge Mädchen aus vermögenden Familien?«
    »Ja, einer strengen Auswahl wegen haben wir den Beitrag auf sechshundert Francs festgesetzt Dagegen ist der Verzehr kaum teurer als üblich. Tanzen Sie?«
    Maigret war so

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