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Maigret zögert

Maigret zögert

Titel: Maigret zögert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Diner geben, habe ich die größte Mühe, ihn zu bewegen, daran teilzunehmen.«
    Er fragte sie auch nicht: Wer stellt die Gästeliste zusammen? Er hörte zu und beobachtete.
    Er beobachtete und versuchte, sich nicht verwirren zu lassen, denn das Bild, das diese Frau mit den angespannten Nerven und der sprühenden Energie von ihrem Gatten malte, war richtig und falsch zugleich.
    Richtig inwiefern?
    Falsch inwiefern?
    Das hätte er gerne herausbekommen. Das Bild Emile Parendons stand ihm wie ein Zerrbild vor Augen, mit fließenden Konturen. Die Züge änderten sich entsprechend dem Winkel, aus dem man das Foto betrachtete.
    Es stimmte, dass er sich in einer eigenen Welt eingeschlossen hatte, in der Welt des Artikels 64, hätte man sagen können. Ist der Mensch verantwortlich? Ist er es nicht? Andere außer ihm beschäftigten sich leidenschaftlich mit dieser Urfrage; Konzile diskutierten sie seit dem Mittelalter.
    War dieses Problem bei ihm nicht zur fixen Idee geworden? Maigret erinnerte sich an den Blick, den Parendon ihm zugeworfen hatte, als er tags zuvor in das Arbeitszimmer gekommen war: als wäre der Kommissar für ihn in diesem Augenblick eine Art Inkarnation des berühmten Artikels des Strafgesetzbuchs oder in der Lage gewesen, ihm eine Lösung zu liefern.
    Der Anwalt hatte ihn nicht nach dem Grund seines Kommens, nach seinen Wünschen gefragt. Er hatte mit vor Leidenschaft fast zitternden Lippen vom Artikel 64 gesprochen.
    Es stimmte, dass...
    Ja, er führte fast ein Einsiedlerleben in diesem Haus, das wie die Jacke eines Riesen zu groß für ihn war.
    Wie konnte er mit seinem schmächtigen Körper, mit all den Gedanken, die er in seinem Kopf wälzte, dieser aufgeregten Frau, die ihre Nervosität auf ihre ganze Umgebung übertrug, unablässig die Stirn bieten?
    Es stimmte, dass...
    Eine halbe Portion, richtig. Ein Gnom, auch richtig!
    Aber hin und wieder, wenn niemand in den Nebenräumen war und die Gelegenheit günstig schien, schlief er mit Mademoiselle Vague.
    Was war richtig? Was war falsch? Schützte Bambi nicht sich selbst vor ihrer Mutter, indem sie sich in die Archäologie flüchtete?
    »Hören Sie, Monsieur Maigret. Ich bin nicht das frivole Frauenzimmer, als das man mich vielleicht beschrieben hat. Ich bin eine Frau, die Verantwortung trägt und die sich außerdem bemüht, sich nützlich zu machen. Unser Vater hat uns, meine Schwestern und mich, so erzogen. Er war ein Mann der Pflicht...«
    O weh! Der Kommissar schätzte solche Phrasen gar nicht: der integre Richter, Ehrenvorsitzender der Richterschaft, der seinen Töchtern Pflichtgefühl beibrachte ...
    Dennoch klang das bei ihr kaum falsch. Sie ließ ihren Gedanken nicht die Zeit, sich auf einen Satz zu konzentrieren; man sah es an ihrem Gesicht, das sich bewegte, ihr ganzer Körper bewegte sich, die Wörter, Ideen, Vorstellungen sprudelten nur so aus ihr heraus.
    »In diesem Haus herrscht Angst, das ist wahr. Und ich spüre diese Angst am meisten... Nein! Glauben Sie nur nicht, dass ich Ihnen diese Briefe geschrieben habe. Ich bin viel zu resolut, um zu solch umständlichen Mitteln zu greifen.
    Wenn ich Sie hätte sehen wollen, dann hätte ich Sie angerufen, so wie ich es heute Morgen getan habe.
    Ich habe Angst... Weniger um mich als um ihn. Ich weiß nicht, was er tun könnte, aber ich spüre, dass er etwas tun wird, dass er am Ende ist, dass eine Art Dämon in ihm steckt und ihn zu einer dramatischen Tat drängt...«
    »Wie kommen Sie auf diesen Gedanken?«
    »Sie haben ihn doch gesehen, oder?«
    »Er kam mir sehr ruhig und ausgeglichen vor, mit einem ausgeprägten Sinn für Humor.«
    »Einen beißenden, um nicht zu sagen makabren Humor. Dieser Mann quält sich. Seine Geschäfte nehmen ihn nicht mehr als zwei oder drei Tage in der Woche in Anspruch, und den größten Teil der Nachforschungen betreibt Rene Tortu.
    Er liest Zeitschriften, schickt Briefe in alle Ecken der Welt, an Leute, die er gar nicht kennt, aber deren Artikel er gelesen hat.
    Manchmal geht er tagelang nicht aus dem Haus, begnügt sich damit, die Welt durchs Fenster zu betrachten... Immer dieselben Kastanienbäume, dieselbe Mauer, die den Elysée-Palast umgibt, dieselben Passanten, hätte ich fast noch gesagt... Sie waren zweimal hier und verlangten mich nicht zu sehen. Nun, unglücklicherweise bin ich die am meisten Betroffene. Ich bin seine Frau, vergessen Sie das nicht, auch wenn er es manchmal zu vergessen scheint. Wir haben zwei Kinder, die noch der Führung

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