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Maigret zögert

Maigret zögert

Titel: Maigret zögert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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dass Parendon nicht überrascht war oder dass er es, wenn er es war, verbarg. Er blickte zum Fenster hinaus, auf den knorrigen Stamm eines Kastanienbaums, als ein leises Geräusch seine Aufmerksamkeit erregte. Auch das überraschte ihn nicht. Er drehte den Kopf und murmelte:
    »Komm herein, Chérie.«
    Er stand auf und stellte vor:
    »Kommissar Maigret höchstpersönlich.«
    Die Frau war etwa vierzig Jahre alt, elegant und voller Schwung. Mit ihren sehr wachen Augen brauchte sie nicht mehr als ein paar Sekunden, um den Kommissar von Kopf bis Fuß zu mustern. Sollte sich ein kleines Stäubchen auf seinem linken Schuh befunden haben, so hätte sie es zweifellos entdeckt.
    »Sehr erfreut, Herr Kommissar. Ich hoffe, Sie sind nicht gekommen, um meinen Mann zu verhaften? Bei seiner schwachen Gesundheit wären Sie gezwungen, ihn in die Krankenabteilung des Gefängnisses zu legen.«
    Sie sagte es nicht bissig oder bösartig, aber sie sagte es und zeigte dabei ihr sonnigstes Lächeln.
    »Es handelt sich sicher um einen unserer Dienstboten?«
    »Ich habe ihretwegen keinerlei Klage bekommen, und das wäre ja auch Sache des hiesigen Reviers.«
    Sie brannte sichtbar darauf, den Grund seiner Anwesenheit zu erfahren. Ihr Gatte spürte das ebenso wie Maigret, aber als wollten sich die beiden ein Spiel daraus machen, machte keiner auch nur eine Andeutung.
    »Wie schmeckt Ihnen unser Armagnac?« Sie hatte die Gläser entdeckt. »Ich hoffe, Chéri, du hast nicht mehr als einen kleinen Schluck getrunken!«
    Sie trug ein helles Frühlingskostüm.
    »Nun, Messieurs, ich lasse Sie mit Ihren Geschäften allein. Chérie, ich wollte dir nur sagen, dass ich nicht vor acht zurück sein werde. Ab sieben bin ich bei Hortense, wenn du nachkommen willst...«
    Sie verließ sie nicht sofort, sondern ging, während die beiden Männer schweigend warteten, noch einmal durch den Raum, rückte einen Aschenbecher auf einem Tischchen an einen anderen Platz, schob ein Buch im Regal zurecht.
    »Auf Wiedersehen, Monsieur Maigret. Ich habe mich aufrichtig gefreut, Sie kennenzulernen. Sie sind ein äußerst interessanter Mann.«
    Die Tür schloss sich hinter ihr. Parendon nahm wieder Platz. Er wartete noch einen Augenblick, als könne die Tür gleich wieder aufgehen. Schließlich fragte er mit einem kindlichen Lächeln:
    »Haben Sie gehört?«
    Maigret wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Sie sind ein äußerst interessanter Mann... Sie ist wütend, weil Sie ihr nichts gesagt haben. Und nicht nur, dass Sie ihr den Grund Ihres Hierseins verschwiegen haben! Sie haben sie auch nicht auf ihr Kleid und vor allem nicht auf ihre Jugend angesprochen! Sie hätten ihr die größte Freude gemacht, wenn Sie sie für meine Tochter gehalten hätten!«
    »Haben Sie eine Tochter?«
    »Ja. Sie ist achtzehn, hat gerade ihr Abitur gemacht und studiert jetzt Archäologie. Mal sehen, wie lange. Letztes Jahr noch wollte sie Laborantin werden. Ich sehe sie kaum, außer bei den Mahlzeiten, wenn sie mal mit uns zu essen geruht. Ich habe auch einen fünfzehnjährigen Sohn, der die vierte Klasse des Lycée Racine besucht. So viel zu meiner Familie.«
    Er sagte das so dahin, als sei es völlig unwichtig, und es schien, als würde er sich über sich selbst lustig machen.
    »Nun, ich stehle Ihnen nur Ihre Zeit. Wir sollten auf diesen Brief zurückkommen. Schauen Sie, das ist ein Bogen meines Briefpapiers. Ihre Experten werden Ihnen genau sagen können, ob es dasselbe ist, aber ich weiß das Ergebnis schon im Voraus.«
    Er drückte auf eine Klingel und blickte dann wartend zur Tür.
    »Mademoiselle Vague, würden Sie mir bitte einen der Umschläge bringen, die wir für die Lieferanten benutzen?«
    Er erklärte Maigret:
    »Wir bezahlen unsere Lieferanten an jedem Monatsende per Scheck. Es wäre etwas übertrieben, wenn wir die geprägten Briefumschläge benutzten, um ihre Rechnungen zu bezahlen. Dafür nehmen wir gewöhnliche weiße Umschläge.«
    Das Mädchen brachte jetzt einen solchen.
    »Vergleichen Sie auch den. Wenn Umschlag und Briefbogen identisch sind, können Sie so gut wie sicher sein, dass der Brief aus diesem Haus stammt.«
    Es schien ihm keine übermäßigen Sorgen zu bereiten.
    »Sie sehen keinen Grund, der jemanden dazu veranlasst haben könnte, diesen Brief zu schreiben?«
    Er sah Maigret zuerst verblüfft, dann ein klein wenig enttäuscht an.
    »Einen Grund? Diese Frage hatte ich eigentlich nicht von Ihnen erwartet, Monsieur Maigret. Nun, ich verstehe, Sie mussten sie

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