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Mailverkehr für Fortgeschrittene

Mailverkehr für Fortgeschrittene

Titel: Mailverkehr für Fortgeschrittene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mela Wolff
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… Vorausgesetzt, beide mögen sich und vertrauen einander.
    Willst Du wirklich fremde Typen verprügeln? Ich sehe Dich nicht als Domina. Aber das musst Du selbst wissen.
    Ich will Urlaub. Irland. Heimat meiner Vorfahren. Ein alter keltischer Stamm. Das Tattoo auf meinem Arm, ein keltisches Kreuz, war ihr Symbol.
    War schon zweimal in Irland. Habe jedes Mal das Gefühl, zu Hause zu sein. Möchte in einem Cottage wohnen, Gedichte schreiben, saufen und am Ende tot vom Barhocker fallen, so wie Dylan Thomas.
    In Irland habe ich noch nie Gespenster gesehen.
    Mike
    Betrifft: Neue Wege
    Von: H. Zimmermann
    Datum: 25. 11. 2012 20:13
    Hallo Mike,
    Urlaub? Warum nicht? Tu es doch einfach, was hält Dich ab?
    Nur das mit dem »tot vom Barhocker fallen«, das solltest Du Dir noch mal überlegen. Höchst unschön für die anderen Gäste.
    Ich brauche keinen Urlaub. Wandele hier schon genug auf neuen Pfaden, entdecke Orte, Menschen, Gemütszustände …
    Vielen Dank für die biologischen Erklärungen. Ist echt bequem für euch Kerle, hm? Liegt bei euch eben in den Genen …
    Ich hab’s natürlich nicht ausgehalten bis Samstag. War gestern schon wieder im Gargoyle. Zum Hinknien …
    Das ist das Schöne an diesem Laden: Er ist immer wieder für eine Überraschung gut. Eigentlich wollte ich gar nichts Bestimmtes, als ich mich am Abend entschloss, einen kurzen Abstecher dorthin zu machen. Ich war noch nicht mal »vorschriftsmäßig« gekleidet. Trug zwar einen süßen schwarzen Minirock, aber dazu richtige Strumpfhosen, die keinen schnellen Zugriff erlauben. Und meine Unterwäsche war auch nicht besonders sexy. Aber egal. Ich wollte einfach ein Glas Wein trinken und vielleicht ein bisschen zusehen. Mir ein paar Anregungen holen für mein Buch.
    Kaum hatte ich an der Bar Platz genommen, öffnete sich die Tür zum Raucherraum, und er kam heraus. Ein langer, dünner, blonder Kerl mit dunklen Jeans und schwarzem Hemd. Er sah mich und bekam die großen Augen eines kleinen Jungen, der gerade im Spielwarengeschäft etwas besonders Interessantes entdeckt hat. Ich studierte die Etiketten auf den Flaschen hinter der Bar. Der große kleine Junge bestellte sich ein alkoholfreies Bier. Schwieg. Rückte ein bisschen näher. Lauschte den beiden Tresenkräften, die miteinander herumalberten. Schwieg. Rückte noch ein bisschen näher. Warf mir immer wieder lange Seitenblicke zu. Ich stellte mich tot. Wenn er glaubte, unbedingt den Herrn spielen zu müssen, dann sollte er sich seine Sklavin auch gefälligst selbst angeln. Das gehörte schließlich mit zum Spiel dazu. :-)
    Ich trank etwas Wein und erwiderte einen seiner Seitenblicke gerade lange genug, um dem kleinen Jungen feuchte Hände zu bescheren. Er war süß. Ich mochte ihn. Mal eine Abwechslung zu den ganzen Typen, die den großen Macker heraushängen lassen. Ich beschloss, ihm ein bisschen auf die Sprünge zu helfen. »Kannst Du mir bitte mal die Salzstangen reichen?«
    Natürlich gab er sie mir. Und schwieg.
    Ich versuchte, möglichst sexy an einer der Salzstangen zu knabbern. Wenn seine Seitenblicke Streicheleinheiten gewesen wären, hätte ich mindestens schon zwei Orgasmen gehabt.
    »Kommst Du öfter hierher?«
    Na endlich! War zwar nicht der originellste Spruch aller Zeiten, aber egal. Er hatte sich durchgerungen, und nur das war wichtig. Sein Name war Roy, und er kam aus Nordrhein-Westfalen. War schon zweimal im Gargoyle gewesen und hatte beide Male die Abende beim Quatschen im Raucherraum verbracht. Ich betrachtete seine schmalen, kräftigen Finger, die nervös eine Salzstange zerkrümelten. Seine großen, graublauen Augen, die mich immer noch staunend betrachteten. Und ich wusste, dass heute Abend ich die Domina sein würde. Natürlich als willige Sklavin verkleidet. Es würde schön sein, zur Abwechslung mal ein bisschen »die Hosen anzuhaben«.
    »Wollen wir uns rüber auf das Sofa setzen?«, schlug er vor. »Da kann man besser gucken.«
    Na endlich. Action!
    Roy hatte natürlich bemerkt, dass ich immer wieder in den anderen Raum hinüberschielte. Dort wurde gerade eine nackte, gefesselte Frau von ihrem Freund mit Metallklammern verziert, an denen schwere Kettenglieder hingen. Ihre Brustwarzen waren geklammert, und ihre Schamlippen ebenfalls. An Letzteren hing sogar ein langes Gewicht. Ich schauderte ein wenig bei dem Anblick. Ob ich mich an so etwas gewöhnen könnte?
    Roy setzte sich neben mich auf das Sofa und machte Konversation. Seine Unsicherheit war rührend. Ab und zu blieb

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