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Mainfall

Mainfall

Titel: Mainfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Woelm
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Taschen, dachte an meine Bartstoppeln im Gesicht und wusste in dem Moment: So kannst du hier nicht klingeln.
    Wie der letzte Landstreicher wirkte ich, wie ein Obdachloser, der schon lange keine Dusche mehr genommen hatte, schmutzig, unappetitlich, bestimmt auch schlecht riechend – nein. So konnte ich der Frau von Ulrich Brenner nicht unter die Augen treten.
    Ich schlug den Mantelkragen höher, ging mit Oskar den Bessenbacher Weg wieder zurück in Richtung Stadt, kaufte mir in der City-Galerie einen Nassrasierer, rasierte mich auf der Kaufhaustoilette, putzte meine Schuhe mit Spucke und Toilettenpapier, kaufte im Blumenladen einen Strauß lachsfarbener Rosen und stand etwa eine Stunde später mit Oskar wieder vor dem Haus von Ulrich Brenner.
    Es wurde langsam dämmrig. Aus einem der Fenster schien Licht, demnach musste jemand zu Hause sein.
    Ich zog meinen Regenmantel so gut es ging glatt, atmete tief ein, nahm allen Mut zusammen und drückte auf die Klingel am Pfosten neben dem Gartentor.
    »Ja, wer ist da?«, tönte es aus der Sprechanlage.
    »Hier ist ein Bekannter Ihres Mannes«, sagte ich und versuchte dabei, so freundlich wie möglich zu klingen. »Wir kennen uns aus der Klinik.«
    »Und was wollen Sie?«, fragte die Stimme aus der Sprechanlage.
    »Ich …, ich wollte Ihnen ein paar Blumen bringen«, stammelte ich. Etwas anderes war mir so schnell nicht eingefallen. Schließlich konnte ich schlecht sagen: ›Ich möchte gern bei Ihnen übernachten.‹
    »Moment bitte«, sagte die Stimme. Das Gartentor summte, ich drückte dagegen, schob es nach innen und stand im Vorgarten von Brenners Haus.
    Die Stimme aus der Sprechanlage war mir irgendwie bekannt vorgekommen, aber sie hatte undeutlich geklungen, war verzerrt und ich wusste im Moment nicht, wo ich sie schon einmal gehört hatte. Langsam ging ich am Haus entlang in Richtung Eingang. Links ein vergittertes Fenster, unten ein Wasserhahn für den Garten, rechts eine kleine Tanne neben dem Weg, einige Ziergewächse, zwischen denen das Unkraut wucherte. Dann hörte ich, wie sich die Haustür öffnete, und die Frau von Ulrich Brenner schaute heraus.
    Das gibt es doch nicht, schoss es mir durch den Kopf. Da stand sie vor mir, Brenners Frau. Mein Blick schweifte über ihre dunklen Haare, ihren schönen vollen Mund, die leuchtenden braunen Augen, ihre makellose Figur, die schönen langen Beine und ich war einen Moment lang völlig sprachlos.
    »Hier, die sind für Sie«, murmelte ich nur und streckte ihr meine lachsroten Rosen entgegen.
    »Oh, danke! Das ist ja eine Überraschung. Sie waren doch heute mit Ihrem Hund im Buchladen. Und Sie kennen meinen Mann?«
    »Ja, ich kenne ihn aus dem Krankenhaus. Wir haben uns dort beim Spazierengehen getroffen.«
    »Kommen Sie doch am besten kurz herein«, sagte sie, »es sieht bei uns etwas chaotisch aus, die Kinder machen gerade Schularbeiten und ich muss auch noch zu Ulrich in die Klinik. Bitte, legen Sie ab.«
    Sie nahm meinen Regenmantel und hängte ihn über den weißarmigen Garderobenständer. Halb nackt kam ich mir vor ohne den Regenmantel. Irgendwie hatte ich mich so sehr an ihn gewöhnt, er war mir zum Versteck geworden, zum Versteck vor neugierigen Blicken auf meinen Anzug, der derzeit so scheußlich aussah, dass ich am liebsten im Marmorboden von Brenners Eingangshalle versunken wäre.
    »Kommen Sie und nehmen Sie Platz«, sagte sie und führte mich ins Wohnzimmer. »Ich stelle nur die Blumen noch schnell ins Wasser.«
    Ich setzte mich in eine Ecke des hellbeigen Sofas und ließ meinen Blick durch das Zimmer wandern. Bücherregale, Fernseher, Ölbilder an der Wand, ein Schreibsekretär in der Ecke, ein großer ausziehbarer Tisch, ein wunderschöner weinroter handgeknüpfter Teppich, der bestimmt nicht ganz billig gewesen war. Oskar kuschelte sich sofort auf den Teppich vor das Sofa, anscheinend genoss er diese saubere und warme Umgebung sehr.
    »So – Sie kennen meinen Mann also aus dem Krankenhaus«, fuhr Frau Brenner mit der Unterhaltung fort, als sie mit der Blumenvase ins Zimmer zurückkam. »Es geht ihm sehr schlecht.«
    »Ja, leider. Es ist mir etwas unangenehm, dass ich hier bei Ihnen auftauche, aber Ihr Mann hat mich darum gebeten.«
    »Darum gebeten?«, fragte sie erstaunt.
    »Ja, er sagte, ich solle mich bei Ihnen melden, wenn ich wieder einmal nicht weiterwüsste.«
    »Ach, Sie sind das!«, rief sie erstaunt aus. »Jetzt verstehe ich. Ja, er hat von Ihnen gesprochen, hat gesagt, dass Sie im Gästezimmer

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