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Mainfall

Mainfall

Titel: Mainfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Woelm
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der beiden und es wunderte mich, dass er nicht noch die Hacken zusammenschlug und salutierte, so förmlich machte er seine Meldung.
    »Sehr gut«, brummte der Kommissar und wies auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch.
    Ich bemerkte sofort, dass er eine schwarze Augenklappe trug und damit wie ein Pirat aussah. Ich wagte es aber nicht, ihn darauf anzusprechen.
    »Sie können gehen, meine Herren«, sagte Rotfux zu den beiden Polizisten und wandte sich mir zu.
    »In Hamburg waren Sie also, Herr König. Und warum habe ich davon nichts gewusst?«
    »Ich dachte, das sei nicht so wichtig.«
    »So, dachten Sie …«, unterbrach mich Rotfux. »Ich will Ihnen mal sagen, was ich inzwischen denke. Ich denke, dass Sie mich von vorn bis hinten belügen und mir vom ersten Tag an nicht die Wahrheit gesagt haben.«
    »Aber, Herr Kommissar!«
    »Nix da! Ihr ›Herr Kommissar‹ können Sie sich sparen. Sagen Sie mir lieber, warum Sie nach Hamburg gefahren sind, obwohl Sie sich dadurch in höchste Gefahr gebracht haben!«
    »Höchste Gefahr?«
    »Ja, höchste Gefahr! Oder denken Sie, diese beiden Mafiosi, von denen ich Ihnen berichtet hatte, würden zimperlich mit Ihnen umgehen, wenn sie Sie erwischen?«
    Rotfux lehnte sich in seinem Stuhl zurück und trommelte nervös mit den Fingern auf die Schreibtischplatte.
    »Was haben Sie denn in Hamburg gemacht?«, fragte er dann.
    »Ich habe eine alte Bekannte besucht.«
    Er sah mich sehr verwundert an und ich merkte, dass er sich mit meiner Antwort nicht zufriedengab.
    »Name?«, fragte Rotfux.
    Er stellte seine Frage mit solchem Nachdruck, dass es mir gar nicht in den Sinn kam, nicht zu antworten.
    »Natalie Bramhof«, sagte ich.
    »Anschrift?«
    Ich überlegte. »Weiß ich nicht.«
    »Aber Sie haben Frau Bramhof doch besucht. Da müssen Sie doch wissen, wo sie wohnt.«
    »Ja, schon, in der Nähe der Hafenanlagen, aber ich habe mir die Anschrift nicht gemerkt, es war ein Hochhaus.«
    »Schon gut«, brummte Rotfux. »Wir werden das ermitteln.«
    Er sprach von Ermittlungen und mich beschlich ein ungutes Gefühl.
    »Woher kennen Sie die Dame?«, wollte der Kommissar noch wissen.
    »Ich konnte mich nicht erinnern«, sagte ich. »Sie behauptete, mich in Venedig kennengelernt zu haben.«
    »Aber wie sind Sie dann auf die Idee gekommen, Frau Bramhof zu besuchen, wenn Sie sich gar nicht an sie erinnern konnten?«
    Rotfux nahm mich in die Zange. Er sah mich durchdringend an und trommelte wieder mit den Fingern auf die Schreibtischplatte.
    Jetzt hat er dich erwischt, dachte ich. Ich konnte ihm doch nicht sagen, dass sie mich in der Talkshow gesehen und mir geschrieben hatte. Das hätte ich ihm schließlich melden müssen.
    »Sie hat mich angerufen«, sagte ich.
    »So, angerufen«, wiederholte Rotfux nachdenklich. Er legte seine Stirn in Falten und schien zu kombinieren. »Und woher sollte sie Ihre Telefonnummer haben? Woher sollte sie wissen, dass Sie in Aschaffenburg sind?«
    Mir lief es heiß und kalt den Rücken herunter. Dieser Rotfux ließ nicht locker. Und er kombinierte. Also, leugnen war wohl zwecklos.
    »Nun gut, Herr Kommissar«, sagte ich ziemlich unterwürfig, »sie hatte mir nach der Talkshow geschrieben. Aber ich dachte, das sei meine Privatangelegenheit, wollte Frau Bramhof nicht in die Sache hineinziehen.«
    »Privatangelegenheit, Privatangelegenheit«, schimpfte Rotfux. »Sie haben wohl immer noch nicht begriffen, dass es hier möglicherweise um Leben und Tod geht.«
    Er stand auf und ging unruhig im Zimmer hin und her, hielt vor mir inne und blieb ganz dicht bei mir stehen.
    »Ich werde Sie in Unterbindungsgewahrsam nehmen. Ich muss Sie und andere vor Ihnen schützen.«
    »Aber bitte, Herr Kommissar«, versuchte ich mich zu wehren.
    »Nichts da, Herr König«, sagte Rotfux und ging zu seinem Platz zurück. »Sie haben mir nicht die Wahrheit gesagt, Sie haben Frau Bramhof in höchste Gefahr gebracht und sich selbst natürlich auch – das genügt.«
    Rotfux griff zum Hörer und wählte. »Haben wir noch eine Zelle frei?«, hörte ich ihn fragen. »Gut, ich schicke Ihnen einen akuten Fall.«
    »Aber, Herr Kommissar, Sie können mich nicht einfach einsperren«, wehrte ich mich.
    »Und ob ich das kann«, gab Rotfux zurück. »Sie sind eine Gefahr für sich und andere. Das ist Grund genug. Morgen kann das durch den Richter geprüft werden.«
    »Darf ich wenigstens Frau Brenner benachrichtigen?«
    »Ich gebe ihr Bescheid«, sagte Rotfux.
    Es war mir klar, dass die beiden irgendwie unter

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