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Mainfall

Mainfall

Titel: Mainfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Woelm
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etwas Zeit zu geben.
    Zum Glück liebte sie mich wohl wirklich, denn sie bedrängte mich nicht weiter, schmiegte sich an mich und schlief kurz darauf ruhig ein.
    Mir gingen jedoch noch viele Gedanken durch den Kopf. Woher kam diese Angst? Warum hatte ich Natalie nie etwas aus meinem wirklichen Leben erzählt? Weshalb war ich in Venedig gewesen? Leere! Nur gähnende Leere war die Antwort meines geschundenen Hirns.
    Am nächsten Morgen fand ich wieder ihren kleinen Zettel: ›Sieh im Kühlschrank nach! Zeitung im Briefkasten, Schlüssel am Brettchen. Komme mittags zurück.‹
    Sie war sehr nett, obwohl ich kläglich versagt hatte. Panik überfiel mich, während ich an die nächste Nacht dachte. Ich konnte ihr doch nicht ewig etwas von Gib-mir-noch-Zeit-Natalie vorjammern. Nein, das war unmöglich. Ich musste hier weg. Ich hatte sie besucht, hatte etwas von ihr erfahren, aber jetzt musste Schluss sein, bis ich wusste, was ich wollte, oder bis ich wusste, wer ich war.
    Hektisch rasierte ich mich, zog mich an, packte meine Reisetasche und schrieb ihr auf die Rückseite ihres Zettels: ›Liebe Natalie, bitte entschuldige, ich muss erst selbst zu mir finden. Gib mir noch Zeit! Vielleicht fahren wir später nach Venedig? Viele Küsse, Dein Dieter‹
    Hastig zog ich die Tür hinter mir zu, verließ das Haus, eilte zum Hauptbahnhof und nahm den nächsten Zug nach Aschaffenburg. Auf der Fahrt drehten sich meine Gedanken im Kreis. Wahrscheinlich hatte ich Natalie nun zum zweiten Mal verlassen. Aber ich konnte nicht anders.

10
    Als ich mich nach der Rückkehr aus Hamburg Brenners Haus näherte, hörte ich schon von Weitem Oskar bellen. Er musste gespürt haben, dass ich zurückkam und überschlug sich förmlich, als ich endlich an der Haustür war. In der Eingangshalle warf er sich auf den Rücken, stieß begeistert mit seinen Beinchen in die Höhe und bellte wie ein Wilder. Dann raste er mit einem Affenzahn durchs Wohnzimmer, kam wieder auf mich zu, sprang an mir hoch, sah mich mit seinen dunklen Augen an und schleckte mir das Ohr ab, als ich ihn zur Begrüßung auf den Arm nahm. Ich spürte seine kleine, weiche Zunge und wusste, wie sehr er mich mochte.
    »Ist ja gut, mein Kleiner«, besänftigte ich ihn, »alles gut. Alles gut. Ich bin ja wieder da.«
    »Er hat drei Tage nicht richtig gefressen«, berichtete der kleine Paul ganz wichtig. »Wir haben alles versucht, aber er wollte nicht.«
    »So einer bist du also. Was machst du denn für Sachen?«, sagte ich zu Oskar und kraulte ihn hinter den Ohren. Nach und nach beruhigte er sich und legte sich daraufhin auf seinen Platz neben der Terrassentür.
    Auch Isabell schien erleichtert zu sein, dass ich wieder da war. Sie umarmte mich, als sie am späten Nachmittag aus dem Buchladen nach Hause kam.
    »Schön, dich wieder hier zu haben«, begrüßte sie mich. »Du musst sofort Kommissar Rotfux anrufen. Er hat nach dir gefragt und klang sehr verärgert.«
    »Wieso? Hast du ihm gesagt, wo ich bin?«
    »Hätte ich lügen sollen …?«, fragte Isabell vorwurfsvoll und ich hatte das deutliche Gefühl, dass es ihr sehr recht war, wenn der Kommissar mich möglichst genau überwachte. »Er hat mir übrigens von diesem Drohbrief aus Frankreich erzählt«, fügte sie noch hinzu. »Du solltest dich wirklich in Acht nehmen.«
    Ich brachte meine Sachen in mein Zimmer und rief danach Rotfux an.
    »Hier Johann König«, meldete ich mich.
    »Na, wird ja auch Zeit, dass Sie sich melden«, sagte der Kommissar unfreundlich. »Ich muss Sie dringend sprechen. Ich schicke einen Streifenwagen, der Sie abholt.«
    »Ich möchte …«, setzte ich noch an zu sagen, aber da hatte er schon aufgelegt. Schien mächtig in Fahrt zu sein, der Gute.
    »Musst du aufs Kommissariat?«, fragte Isabell scheinheilig, obwohl sie natürlich genau wusste, was die Stunde geschlagen hatte.
    »Ja, er hat wohl noch ein paar Fragen«, tat ich ganz unbeteiligt.
    Bald darauf hielt der Streifenwagen vor Brenners Haus. Ich kannte die beiden Beamten, die mich in Empfang nahmen, bereits von meiner letzten Fahrt. Unterwegs machten sich die Polizisten über den Kommissar lustig.
    »Dem muss heute wohl mal wieder eine Laus über die Leber gelaufen sein«, sagte der eine.
    »Und zwar eine ganz dicke«, antwortete der andere.
    Dann flüsterten sie etwas, was ich auf der Rückbank des Streifenwagens nicht verstehen konnte. Schließlich parkten sie vor dem Kommissariat und brachten mich zu Rotfux.
    »Hier ist Herr König«, meldete der ältere

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