Maison Aglaia
verschwunden."
Dieter schüttelte den Kopf: "Ich kenn je manche Arten von Fetischisten, aber so einer ist mir denn doch noch nicht begegnet. Salzstreuer, Zuckerdose, Löffel ... was macht der damit?"
"Pfui, Deine Phantasie möcht ich haben," schalt ihn Beatrice. Worauf Dieter mit weit aufgerissenen Augen rief: "Du willst meine Phantasie haben? Tu dir das nicht an Mädchen, tus nicht ..."
"Keine Sorge," lachte ich, "bei Beatrice bis du mit Phantasie an der falschen Adresse."
"Was soll denn das heißen?" fragte Beatrice ihn mit gefährlichem Timbre in ihrer Stimme.
"Nichts, nichts!" wehrten Dieter und Peter im selben Moment ängstlich ab, denn mit Beatrice war bei derartigen Diskussionen nicht gut Sauerkirschen essen.
Trotzdem beschlossen sie am Ende eines fröhlichen Abends das Geheimnis der verschwundenen Gegenstände aufzuklären. Dieter fühlte sich sofort als Sherlock Holmes.
Eine erste Nachfrage bei den später heimkehrenden Gästen brachte kein Licht in die Salzstreuer-Affaire, ebenso wenig eine intensive Suche am nächsten Tag.
Am übernächsten Tag stand ein großer Ausflug auf dem Programm. Bei einem Vortrag am Vorabend hatte Peter seinen überraschend interessierten Zuhörern etwas über Anlage und Geschichte von Aigues Mortes, der von König Ludwig dem Heiligen als Ausgangshafen für seinen Kreuzzug gegründeten Stadt, erzählt.
Nun versammelten sich alle schweigsam und die morgendliche Stille nur durch ein Gähnen unterbrechend vor dem VW-Bus. Er verfrachtete seine Schäfchen alle, wobei der Meisel Sepp darauf bestand als professioneller Fotoamateur vorne neben Peter auf dem Beifahrersitz Platz zunehmen. Er hatte eine große Fototasche mit dabei und wie ein Reporter zwei Kameras schussbereit umgehängt.
Kaum hatten sie Aimargues passiert, schrie er: "Anhalten, sofort anhalten!"
Erschrocken trat Peter auf die Bremse, denn er fürchtete es sei etwas passiert. Doch ehe er nach dem Anlass für den Zwischenstopp fragen konnte, riss der Meisel Sepp die Wagentür auf und sprang aus dem Wagen, lief ein paar Schritte zurück und ... fotografiert einen knorrigen alten Baum. Dann kam er zurück gelaufen, setzte sich wieder auf seinen Platz und kommandiert, als sei nichts gewesen "Weiter geht’s, weiter geht’s, nur keine Zeit verlieren!"
Peter war sprachlos, und mit ihm die anderen Passagiere. Aber schnell hatten sie sich von ihrer Verblüffung erholt. Armgard Müller schüttelte missbilligend und sagte mehrmals "Na sowas, na sowas!" und Dieter begann den Leißensees einen anzüglichen Witz über eine Anhalterin zu erzählen.
Bis sie Aigues Mortes erreichten, hatten sie noch sechs mal angehalten, jedes mal mit der Erklärung des Meisel Sepp: "Diesen Blick kann ich nicht missen!" Klick, Klick ...
Die beeindruckenden mittelalterlichen Mauern und engen Gassen von Aigues Mortes sorgten für eine schnelle Lockerung der durch die Fotowut des Polizeirats angespannten Nerven. Sogar Dr. Gertrud Fern stimmte dem ständig knipsenden Meisel Sepp zu: "Diesen Blick kann man wirklich nicht missen!"
Nach der Stadtführung empfahl er seinen Schützlingen ein paar Restaurants für das Mittagessen und verabredete sich mit Ihnen erst wieder für 16 Uhr, damit jeder Zeit genug für eigene Wege hatte.
Nur von seinem anhänglichen Freund Dieter gefolgt, ging Peter zum Einkaufen, denn Beatrice brauchte noch ein paar Kleinigkeiten. Dieter räsonierte inzwischen missmutig darüber, dass er trotz des Einsatzes seines ganzen, nicht unbeträchtlichen Charmes nicht bei Sibylle Leißensee hatte landen können. Auf seinen Hinweis, dass schließlich der Ehemann immer dabei gewesen sein, reagierte Dieter mit einer lässigen Handbewegung. Solche Kleinigkeiten zählten für ihn nicht.
Wir setzten uns schließlich in ein kleines Bistro bestellten jeder einen Sandwich und eine Flasche Wein und dösten im Schatten, denn die Sonne brannte unerwartet heiß hernieder.
Plötzlich löste sich aus einer Gruppe vorbeischlendernder Touristen ein ...
Abends hatte Beatrice zu einem ihrer berühmten Auflaufgerichte geladen. Alle waren bester Laune, der Ausflug wurde als voller Erfolg bewertet und die jeweiligen Beobachtungen heiß diskutiert und Meisel Sepps Fotografierkünste lachend kommentiert.
Sogar Frau Dr. Fern verlor ein wenig von ihrer bisherigen Zurückhaltung und erzählte von ihrem letzten Urlaub in Mexiko, wo sie in Mexiko City im Smog beinahe einen Asthmaanfall bekommen hätte.
Die Unterhaltung war so lebhaft, dass sich niemand
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