Maison Aglaia
Beispiel handelte es sich bei dem Kupferteller an der Wand um eine Antiquität, deren Patina sie leider irrtümlich für Schmutz gehalten haben.“
Armgard Müller begann mit einem trotzigen: “Aber der Teller ...“
Sie wurde jedoch überraschend resolut von ihrem Mann gestoppt.
„ Armgard!!!“ Und zu Beatrice sagte er: „Bitte entschuldigen Sie das Missgeschick, es wird nicht wieder vorkommen!“
„ Ja, der Teller war eine Antiquität, ich sage leider, war.“
Kurze Zeit später hörte Beatrice, als sie am Zimmer der beiden vorbeikam, unfreiwillig den folgenden lautstarken Dialog:
„ ... aber der Teller war doch wirklich nicht sauber!“
„ Unsinn, an so einen alten Teller geht man einfach nicht mit Sand!“
„ Hartnäckiger Schmutz geht aber nur mit ...“ stammelte sie.
„ Schluss jetzt! Du kannst noch froh sein, dass sie so nett sind und keinen Schadenersatz für das Ergebnis deiner Dummheit verlangen!“
„ Aber Norbert!“ Armgard schluchzte auf: „Und du kannst froh sein, dass sie deine Steine unterm Bett tolerieren!“
Norbert sagte voller Überzeugung: „Das sind eben Leute, die Antiquitäten zu schätzen wissen!“
Beatrice lief schnell weiter, um nicht laut los zu lachen. Jeanne hört die Neuigkeiten mit Kopfschütteln und hackte auf ihre Zwiebeln ein, während sie immer wieder murmelte: „Ils sont fou! Vraiment! Fou!“
Dieser kleine Schatten auf ihrem ansonsten sonnigen Dasein geriet durch die Ereignisse der folgenden Nacht jedoch total in Vergessenheit.
Um Mitternacht waren die letzten Gäste aus der Lounge auf ihre Zimmer gegangen und Ruhe kehrte ein. Sie waren noch bis ein Uhr nachts mit den Aufräumungsarbeiten und den Vorbereitungen für den nächsten Tag beschäftigt, dann fielen auch Peter und Beatrice todmüde ins Bett. Kaum waren sie jedoch eingeschlafen, klopfte es laut an ihre Tür. Peter tappte schlaftrunken zur Tür und sah sich der aufgeregt stotternden Hebamme Siggi Schmalfeldt gegenüber.
„ Bitte kommen Sie ganz schnell mit, ein Notfall! Wir brauchen ihre Hilfe!“ stieß sie atemlos hervor. Beatrice und Peter folgten Siggi in ihr Zimmer. Dort führte sie beide in ihr Bad, wo sie ein beeindruckendes Bild erwartete. Der Meisel Sepp blickte ihnen aus dem Toilettenfenster entgegen, und zwar ragte sein breiter Oberkörper ins Bad, der Bauch und die Beine waren noch draußen. Mit hochrotem Kopf fluchte er: „Zefixsacklzementnoamal! Schaugts ned so bled, helfts mir lieber!“
Sie standen jedoch paralysiert durch die Erhabenheit des Augenblicks und fingen einer nach dem anderen zu lachen an, zum Schluss sogar die Hebamme. Das machte den Meisel Sepp noch wütender und er fluchte gotterbärmlich auf alles und besonders die „Blede Schadenfreude!!!“ Und als sie weiter lachten, setzte er zornig hinzu: „Jetza hörts doch endlich auf. Ihr weckts ja die anderen noch auf! Helfts mir hier endlich raus!“
Doch Bea platzte vor Neugier und fragte immer noch lachend: „Wie um alles in der Welt sind sie denn in diese Lage gekommen? Was wollten Sie denn auf diesem Weg ...?“
Der Meisel Sepp schwieg plötzlich betreten. Die Hebamme kam ihm zu Hilfe.
„ Daran bin ich wohl schuld. Ich habe ihm heute gesagt, dass ich nicht glaube, dass die Bayern wirklich ernsthaft fensterln würden. Da wollte er mir heute Nacht das Gegenteil beweisen. Ich fand das zwar sehr romantisch, aber das einzige passende Fenster nach draußen geht eben ins Bad.“
„ Aber von ihrem Zimmer geht doch auch ein Fenster...“ überlegte Peter laut.
„ Stimmt, zur Terrasse geht die Doppeltür, das gilt nach den strengen bajuwarischen Regeln aber nicht. Als echter Bayer und Kavalier wollte der Sepp dann eben wirklich durchs Bad entern.“
Beatrice kicherte: „ Donnerwetter, der Beweis ist ihm gelungen!“
„ Derblecken kann I mi selber!“ brummte der Meisel Sepp. „Jetzt hörts endlich auf zu reden, und helfts mir raus!“ fügte er nun flehentlich hinzu, denn seine Lage war wirklich sehr unbequem.
Also schritten sie gemeinsam zur Tat und schoben und zerrten den feurigen Liebhaber aus seiner misslichen Lage in Freie zurück. Die Prozedur war äußerst schmerzhaft und der Meisel Sepp trug einige kräftige Schrammen davon, die er stöhnend betastete. Nachdem sie den beiden Brauchtumsexperten augenzwinkernd versichert hatten, über dieses neuerliche nächtliche Abenteuer den gnädigen Mantel des Schweigens zu decken, überließen sie den Blessierten der liebevollen Obhut seiner
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