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Make it count - Gefühlsbeben (German Edition)

Make it count - Gefühlsbeben (German Edition)

Titel: Make it count - Gefühlsbeben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Price
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Bar, wo Jared wie fast jeden Abend bedient. Ihm wird ihr aufgesetztes Lachen gelten, ihre One-Woman-Show mit dem tief ausgeschnittenen T-Shirt und den viel zu engen Hüfthosen, die etwas zu tief sitzen und einen Tanga-Blitzer zeigen. Billige Tricks, die uns Frauen die erwünschte Aufmerksamkeit schenken, und neunzig Prozent der Männer fallen darauf rein. Das Bier vor mir hilft ein bisschen, diese Tatsache zu vergessen. Oder zumindest zu verdrängen.
    „Wo hast du das gelernt?“
    Claire erinnert mich durch die Frage daran, wo ich gerade bin. Und was mein Ziel heute Abend ist: Geld machen. Mit dem, was ich besonders gut kann.
    „Ein Freund hat es mir sehr früh beigebracht.“
    Bei der Erinnerung muss ich schmunzeln. Wir waren zu jung, um in die Bar zu kommen, aber Simons Dad hat dort bedient. Also war es leicht für uns, tagsüber dort zu sein, bevor es verraucht wurde, und immer mehr Männer sich mit ihren Bierflaschen um die Billardtische gedrängt haben. Soweit ich weiß, gibt es diese Bar nicht mehr. Zumindest nicht mehr im ursprünglichen Zustand. Inzwischen ist sie eine saubere Sports-Bar geworden, die sich zum Finale der Super Bowls mit ganzen Familien füllt. Nein, als Simon und ich dort waren und kaum über die Theke schauen konnten, war Simons Vater Dave der Mann, zu dem wir aufsahen, als er uns zeigte, wie man den Queue beim Billard richtig hielt, und über welche Bande man spielen musste, um die gewünschte Kugel im richtigen Eck zu versenken. Simon legte nur mäßiges Talent an Tag, aber ich stellte mich als wahres Wunderkind heraus. Dave unkte immer, ich wäre der Sohn, den er immer gewollt hatte. Dave …
    „Auf jeden Fall bist du der Hammer! Du hast noch kein Spiel verloren!“
    „Ich verliere nicht gerne.“
    Claires Augen weiten sich und ihr Gesichtsausdruck gefriert, während sie mir irgendein Zeichen geben will, das ich nicht verstehe. Meine Fähigkeiten, die Gebärdensprache zu deuten, sind eher rudimentär.
    „Ach nein?“
    Seine Stimme erwischt mich kalt, weil ich nicht mit ihm gerechnet habe. Sofort legt mein Herz einen Schritt zu, die Gänsehaut in meinem Nacken breitet sich blitzschnell über meinen restlichen Körper aus. Diesmal werde ich ihn nicht so weit in meinen Kopf lassen. Schwungvoll drehe ich mich zu ihm um und halte den Queue in meiner Hand wie eine Waffe vor meinen Körper. Jared steht dichter als erwartet vor mir, kurz muss ich ausweichen, sonst wäre ich gegen ihn geprallt. Mit einer schnellen Handbewegung greift er nach dem Queue in meiner Hand und hält somit augenblicklich mein Schwanken auf.
    „Dann zeig mal, was du so drauf hast, Lynn.“
    Noch nie habe ich gegen Jared gespielt. Bisher habe ich ihn weder beim Darts noch beim Billard beobachten können. Seine Spielweise ist mir fremd, aber egal, wie siegessicher ich sonst sein mag, diesmal fühlt es sich komisch an.
    „Musst du nicht arbeiten?“
    Ausreden. Das ist sonst nicht mein Stil. Ich kneife vor keiner Herausforderung, aber Jared könnte mir gefährlich werden. Konzentration, das hat Dave immer gepredigt, ist das A und O beim Billard. Wenn Jared mich aus der Fassung bringen kann, werde ich ihn schwer besiegen. Und gegen ihn zu verlieren, das werde ich nicht akzeptieren.
    „Nicht mehr. Meine Schicht ist vorbei.“
    Tatsächlich trägt er nicht mehr die typische Schürze oder das Geschirrtuch. Einfache Jeans, ein schwarzes T-Shirt und seine charakteristischen, ausgelatschten Boots. Heute scheint er noch keine Zeit gehabt zu haben, um nach dem Rasierer zu greifen, denn sein Dreitagebart ist noch deutlicher sichtbar als heute morgen. Während er mich anlächelt und sich eine Strähne seiner hellbraunen Haare aus der Stirn wischt, funkeln seine blauen Augen wie Bergseen in einer sternenklaren Nacht. Mein Mund wird trocken. Er lehnt sich etwas weiter zu mir, verringert den ohnehin schon viel zu geringen Abstand zwischen unseren Körpern.
    „Oder hast du Angst?“
    Angst. Ein Wort, das ich aus meinem Wortschatz verbannt habe. Angst … Nur noch eine Erinnerung an die Zeit davor. Als allein die Vorstellung davon mir kalten Schweiß über den Körper gejagt hat. Jetzt ist es nur noch ein Wort. Nicht mehr und nicht weniger. Ich halte seinem Blick stand, obwohl ich zum ersten Mal seit langer Zeit am gewohnten Erfolg zweifele.
    „Niemals.“
    Jareds Augen versuchen, die Tür zu meinem Inneren zu finden, aber anders als in der Nacht auf den Schienen, lasse ich ihn diesmal nicht nah genug an mich heran. Ich stoße ihn

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