Make it count - Gefühlsbeben (German Edition)
oft, wenn Menschen der Wahrheit zu nahekommen, in eine ausdruckslose Maske aus Stein, die keine Gefühlsregung zulässt. Er kann noch so viele Tiefschläge austeilen, ich werde ihm nicht die Genugtuung geben und taumeln.
„Weil du denkst, es wäre ein Zeichen von Schwäche, Hilfe anzunehmen.“
„Bist du fertig?“
Meine Stimme hallt fremd und gelangweilt in meinen Ohren. Ich bin froh, dass Jared nichts von dem Gefühlsbeben in meinem Inneren mitbekommt. Zu dünn ist das Eis, auf dem ich stehe. Und wenn er so weitermacht, werde ich einbrechen.
„Nicht mal im Ansatz.“
Mit einer Leichtigkeit, die mich überrascht, schwingt Jared seinen Körper über den Tresen. So wie er es immer tut, wenn Stress im Pub ansteht, und er aufgrund seines Jobs als Rausschmeißer schnell dazwischen muss. Vier Schritte, dann ist er bei mir und sieht mich direkt an.
„Vielleicht solltest du einfach mal mit jemandem reden, der dir zuhört.“
„Mit dir?“
Meine Stimme ist ein mieser Verräter und gibt zu viel von mir preis. Ich beiße mir auf die Unterlippe und versuche, mich auf etwas anderes als sein perfekt geschnittenes Gesicht, seine vollen Lippen und den muskulösen Hals zu konzentrieren. Jared Parker kommt mir zum wiederholten Male in zwei Tagen viel zu nahe. Er sieht sich kurz um, als wolle er sich vergewissern, dass niemand außer uns hier ist, bevor sein Blick wieder nach meinem Gesicht sucht und sich ein sanftes Lächeln auf seine Lippen legt.
„Ich bin zumindest hier.“
Seine Stimme hüllt mich in eine warme Umarmung, die sich viel zu gut anfühlt. Zu lange habe ich das nicht mehr zugelassen: Einen anderen Menschen so nah an mich heranzulassen, dass er über die solide Mauer in mein Inneres blicken kann. Bisher hatte ich nicht das Gefühl, etwas zu verpassen, aber plötzlich will ich ihn umarmen, ihn küssen, seinen Körper berühren und mich endlich wieder fallen lassen. Mein Körper reagiert stärker auf ihn, als auf die wenigen Männer, mit denen ich in der Vergangenheit zusammen war …
Jared beugt sich zu mir, dabei streifen seine Lippen erst meine Wange, dann mein Ohr.
„Lass dir doch helfen, Lynn ...“
Instinktiv greife ich nach seinen Oberarmen, um mich festzuhalten, weil der Boden unter meinen Füßen gefährlich nachgibt. Jareds Arm legt sich um mich, seine Hand legt sich auf meinen Rücken und er zieht mich ein kleines Stück an sich heran. Seine Brust berührt meine, sofort reagiert mein Körper wieder. Meine Nippel reiben sanft am Stoff meines dünnen T-Shirts. Seine Wange ruht an meiner und seine Stimme ist kaum hörbar. In mir tobt ein Wirbelsturm. Dann treffen seine Lippen endlich meine. Nicht sanft, nicht zart, sondern gierig und fordernd. Seine Zunge gleitet zwischen meine Lippen und Sekunden später schmecke ich ihn. Spüre, wie er meinen Mund erforscht, jeden Zentimeter, und in meinem Magen lodert die Flamme so heftig auf, dass eine Hitzewelle zwischen meine Beine rutscht – dort, wo ich ihn will. Wo ich ihn brauche. Jetzt. Sofort!
„Lynn?“
„Hm?“
„Ich habe gesagt, wenn du jemanden zum Reden brauchst, bin ich da.“
Kurz muss ich blinzeln, nur schwer finde ich den Weg zurück in die Realität. Jared lehnt noch immer am Tresen, ich stehe noch immer am Ausgang. Uns trennen noch immer mehrere Meter. Keine Berührung, kein Kuss, nur das tiefe Brennen in meinem Inneren. Mir ist heiß und ohne Zweifel sind meine Wangen gerötet. Jared mustert mich nachdenklich.
„Und ich werde alles wegen gestern Nacht abstreiten.“
Damit dreht er sich weg, sein Blick lässt mich wieder los und ich falle. Ich falle so tief, dass der Aufprall einige Rippen und andere Knochen brechen lassen könnte. Bevor er meine Erregung noch deutlicher sehen kann, trete ich durch die Tür ins Freie und hole tief und hörbar Luft. Was zum Henker war denn das gerade? Jared Parker mag ja für manches feuchte Höschen sorgen, aber seit wann ist das auch bei mir so? Mit jedem Schritt in Richtung meines Volvos spüre ich, wie deutlich die Spuren meines Tagtraumes sind. Ich brauche eine Dusche. Eine kalte Dusche!
Claire erwartet mich in unserem Zimmer und sieht mich aus großen Augen an. Wie Hunde einen ansehen, wenn sie die Lieblingsschuhe zerfleischt haben, und nur noch die grobe Form an einen 600-Dollar-Schuh erinnert. Nun, ich habe keine Schuhe in diesem Preissegment und Claire ist kein Hund.
„Was hast du angestellt?“
„Gar nichts! Ich schwöre, ich habe nichts gesagt!“
„Aber
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