Make it count - Gefühlsbeben (German Edition)
einladend aussehen und mich – wie auch jetzt – kurz aus dem Tritt bringen … Jared lehnt sich über den Tisch und visiert eine Kugel genau an. Sein Hintern, der in der Jeans perfekt aussieht, der Bund seiner Boxershorts, der wie eine Einladung zu erkennen ist, weil das T-Shirt ein Stück nach oben rutscht, und noch dazu den Blick auf ein kleines bisschen Haut freigibt. Haut, die ich berühren und erkunden will.
Reiß dich verdammt noch mal zusammen, Lynn! Deswegen bist du nicht hier!
Jared locht Kugel um Kugel ein, bis wieder eine haarscharf am Ziel vorbeigeht. Ich bin dran. Es braucht einen kurzen Moment, um meine Gedanken zurück auf das Wesentliche zu lenken. Auf das Spiel – und nicht auf Jareds Hintern. Oder die Frage, welche Farbe seine Boxershorts hat, ob sie eng anliegt oder weit geschnitten ist.
Ich schaue mir die Kugeln auf dem Tisch an und nehme erst mal einen Schluck aus meinem Glas. Meine Kugeln liegen recht ungeschickt verteilt auf dem grünen Filz. Es bedarf eines riskanten Spielzugs. Zweimal die Bande. Das könnte hinhauen. Ich darf jetzt keine Fehler mehr machen. Jared lehnt mir gegenüber an der Wand, den Queue hat er unter seinen Oberarm geklemmt und sein sanfter Blick ruht auf mir, ein Lächeln liegt auf seinem Gesicht. Verdammt, wenn er mich so ansieht …
Ich ziehe den Kreidewürfel über die Spitze und konzentriere mich genau auf das, was ich zu tun habe. Dave hat es mir beigebracht. Er weiß, wie es geht und er weiß, dass ich es kann. Ich stelle mir sein rundliches, lächelndes Gesicht vor und schließe einen Moment die Augen. So wie damals in Oceanside, als wir nach der Schule eine Runde Billard gespielt haben. Ohne Druck, ohne das echte Leben. Wie Kinder. Dann hole ich mit dem Queue aus und treffe die Kugel mit voller Wucht.
„Verdammte Scheiße! Woher kann sie so was?“
Trevor starrt mit offenem Mund auf die Kugel, die ins anvisierte Loch fällt und sieht dann zu mir. Es ist zu offensichtlich, dass er mich unterschätzt hat. So wie viele hier. Angespornt von dem Stoß entscheide ich, die nächste Kugel ebenfalls etwas spektakulärer einzusacken. ,Nicht übermütig werden’, das waren Daves Worte, aber ich kenne meine Grenzen. Ich weiß, bis wohin ich gehen kann. Wo das Eis dünn wird.
Jareds Lächeln wird ein bisschen größer, als er sieht, was ich vorhabe – und es gefällt mir. Er lächelt anerkennend. Die meisten hier haben keine Ahnung von dieser Sportart und schaffen es betrunken gerade mal so, die Kugel anzustoßen. Für weit mehr reicht ihr Geschick nicht aus. Jared hingegen weiß, wie das Spiel zu spielen ist. Das habe ich schon bei seinem ersten Stoß bemerkt. Nein, er unterschätzt mich kein Stück.
Das Gejohle wird lauter, als mir auch der nächste Stoß gelingt. Die Zweifler werden weniger, die Begeisterung für meine Spielweise steigt, das wirkt wie eine Droge auf mich. Davon angestachelt, traue ich mich mehr und genieße das Spiel für einen kleinen Moment. Nicht zu sehr, weil ich mich sonst verliere. In Erinnerungen, wie es damals war, und wie es auch jetzt noch sein könnte, wenn ein Moment nicht alles verändert hätte. Simons Gesicht blitzt vor meinem inneren Auge auf und mein Arm rutscht ab. Der Stoß geht in die Hose. Und zwar so richtig. Meine Kugel stößt Jareds Kugel ins Loch. Verdammt!
„Oooouch! Da ist wohl jemand vom hohen Ross gefallen!“
Trevors Lachen erfüllt den Raum und er lässt sich von seinem Rudel idiotischer Motorradfreunde auf den Rücken klopfen, als hätte er den entscheidenden Touchdown geschafft. Simons Gesicht … Sein Lächeln … Kurz war alles wieder da. Jared hat nur noch diese Kugel. Wenn er trifft, dann war es das. Und er wird treffen. Weil er zu gut ist und die gleichen Tricks zu beherrschen scheint, die auch ich kenne. Diese Kugel wird er sich nicht nehmen lassen. Ich verliere nicht nur das Geld, sondern auch mein Gesicht. Oh Simon, wieso ausgerechnet jetzt? Die Menge im Rücken und nur Jared vor mir, erlaube ich mir diesen Augenblick Schwäche und kämpfe gegen die Tränen an. Heute werde ich das Geld nicht mehr auftreiben. Dabei wollte ich am Wochenende …
Jared sieht mich kurz an, das Lächeln ist verschwunden, seine Augen sind klar. Mit großer Selbstsicherheit lehnt er sich auf den Tisch, visiert die Kugel an und sieht dann zu mir hoch. Er weiß es. Keine Ahnung woher oder wie, aber er weiß es. Als würde er durch mich hindurchsehen und es wissen: mein Geheimnis, mein altes Leben, Simon …
Er holt aus und
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