Make it count - Gefühlsbeben (German Edition)
tut.”
Er vergisst einen wesentlichen Teil unserer Geschichte. Den Grund, warum wir uns überhaupt so nahegekommen sind.
„Du denkst, was auch immer es ist, du kannst es mir nicht sagen. Dabei solltest du wissen, dass gerade ich dich verstehen könnte …”
Jared schüttelt energisch den Kopf. Meine Worte scheinen ihn wütend zu machen, dabei will ich ihm nur helfen. So, wie er mir geholfen hat.
„Nein, gerade Leute wie du verstehen es nicht! Dartmouth, Kensington, Boston Bay, Stanford.”
Das Aufzählen von Elite-Universitäten und Colleges erleichtert diese Unterhaltung nicht im Geringsten. Dieses kryptische Gerede macht mich wahnsinnig. Wahnsinnig wütend!
„Sag, was du zu sagen hast, verdammt noch mal!”
Jetzt ist es meine Stimme, die im Hausflur viel zu laut widerhallt. Ein Funkeln blitzt durch Jareds leere Augen.
„Wenn man alle Chancen hat, dann ist es leicht so zu reden, oder?”
„Es ist wohl kaum meine Schuld, dass du nicht auf dem College bist, oder?”
Denn genau das scheint ihn zu ärgern. Für mich spielt es keine Rolle. Jeder Mensch kann sein Leben so führen, wie er es will. Außerdem habe ich bei Jared nicht den Eindruck gehabt, er wollte unbedingt auf eine dieser Universitäten gehen.
„Nein, natürlich nicht. Aber du weißt auch nicht, wie es ist, wenn einem die Chance auf eine gute Zukunft genommen wurde, oder?”
Er macht einen Schritt auf mich zu, starrt mich an, als wäre ich das eigentliche Problem. Was ist nur aus dem Jared geworden, der mit mir in Oceanside war?
„Das mag sein, aber ich habe dir diese Chance nicht genommen.”
„Es geht nicht um mich, verdammt noch mal!”
Er schreit mich an und ich zucke erschrocken zusammen, was Jared nicht mal aufzufallen scheint. Mein Herz hämmert gegen meine Brust, als er weiter auf mich zukommt und ich den Impuls spüre, ihm ausweichen zu wollen.
„Weißt du, wie es ist, wenn du jeden Tag aufwachst und dich fragst, wie das Leben wohl hätte aussehen können, wenn Dinge anders gelaufen wären? Wenn du nicht so verdammt bescheuert gewesen wärst?”
Obwohl er mich anschreit und sich vor mir aufbaut, als wäre ich der Feind in dieser Geschichte, bleibe ich nach außen erstaunlich gefasst. Nur die Tränen, die sich in meinen Augen sammeln, wollen mich verraten.
„Ja.”
„Nein, verdammt! Das weißt du nicht! Simon ist tot! Das kannst du nicht mehr ändern. Er ist nicht mehr da und kann nichts mehr bereuen!”
Jared schlägt mit der Faust gegen die Wand neben uns und ein leises Knacken deutet an, dass er diesen Gefühlsausbruch sehr bald bedauern wird. Ich sehe ihn erschrocken an.
„Das ist nicht fair! Weil er sein Leben hätte leben sollen, wie er es verdient hat! Und nicht … so.”
Die Energie scheint aus Jareds Körper zu entweichen, als hätte man einen Stecker gezogen. Er sieht mich einfach nur an. Der Schmerz in seinem Blick lässt mich seine Worte vergessen. Ich greife zögernd nach seiner Hand, die höllisch schmerzen muss und ziehe ihn vorsichtig zu mir. Über wen spricht er hier?
„Was ist passiert?”
„Du denkst, dass du alles weißt, Lynn. Oder? Du denkst, weil Simon nicht mehr da ist, musst du jetzt mich retten.”
Ich schüttele leicht den Kopf.
„Ich will niemanden retten. Ich will nur für dich da sein.”
Jared sieht mich verwirrt an. Aber ich denke, er versteht viel besser, als er zugeben will.
„Irgendwann wirst du Simon vergessen. Und dann tut alles nicht mehr so weh. Ich werden aber jeden Tag daran erinnert.”
„Ich werde Simon niemals vergessen.”
„Dein Daddy hat recht. Ich bin nicht gut genug für dich.”
„Das entscheidet nicht mein Vater für mich.”
„Nein. Das entscheide ich für dich. Ich will, dass du jetzt gehst.”
Er entzieht sich meinem Versuch einer Umarmung und macht einen entschlossenen Schritt von mir weg. Fassungslos starre ich ihn an.
„Ist das so!? Du entscheidest das also!?”
Er nickt und wirkt matt, müde, erschlagen.
„So einfach ist das nicht, Parker! Du hast mir gesagt, dass ich loslassen soll. Dass das Leben weitergeht. Und jetzt sieh dich an. Du bemitleidest dich selbst, während du alle um dich herum verfluchst.”
„Du hast keine Ahnung!”
„Dann sprich mit mir, verdammt noch mal!”
„Was willst du denn hören? Dass mein Bruder im Knast sitzt? Dass er immer noch sechs verfluchte Monate hat, weil sie ihm die frühzeitige Entlassung verweigern?”
Mit jedem Wort wird der Schmerz in seiner Stimme deutlicher. Die Wut, die
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