Make it count - Gefühlsbeben (German Edition)
und lächelt mich immer wieder stolz an, wenn er eine Kugel versenkt hat. Ich will ihm den Spaß gönnen, denn so wütend, wie ich im Moment bin … werde ich ihn nicht einfach nur schlagen, ich werde ihn vernichten! Er wird meine geballte Wut abbekommen. Er könnte mir eigentlich leidtun. Aber das tut er nicht. Nicht einmal im Geringsten.
Kaum geht der nächste Stoß daneben, sondiert mein Blick den Tisch, die Position der Kugeln und die Möglichkeiten, die sich bieten. Es könnte über die Bande klappen. Ich lehne mich nach vorne, lege den Queue auf meine Finger und spiele den Stoß einmal in meinem Kopf durch. Dabei wandert mein Blick zur Bar, wo Jared mit verschränkten Armen steht und mich fixiert.
Ich spüre Trevor, der viel zu dicht hinter mir steht. So dicht, dass ich ihn fast an meinem Hintern spüren kann. Selbst aus der Entfernung erahne ich, dass Jareds Körper sich anspannt. Es gefällt ihm nicht, was er hier sieht. Das ist gut so. Wütende Frauen denken nicht besonders viel nach, wenn sie wie wild um sich schlagen – emotional gesehen. Mein Blick fällt wieder auf die Kugel vor mir, ich hole aus, und versenke sie wie gewollt über die Bande im oberen Loch.
„Nicht schlecht, Lynn.”
Trevor tätschelt mir den Rücken, knapp oberhalb meines Pos. Wenn er so weitermacht, werde ich ihn in die Schranken weisen müssen. Ja, ich will Jared ärgern, ihn zu einer Reaktion provozieren, aber Trevor soll es nicht übertreiben. Als ich mich wieder aufrichte, pralle ich gegen seine Brust. So nah hatte ich ihn nicht erwartet. Sein Arm legt sich um meine Hüfte, als er mir den Halt bietet, den ich kurz verloren hatte. Seine Lippen sind an meinem Ohr.
„Hoppla!”
Ich drehe mich, um ihn besser ansehen zu können, wenn ich ihm meine Meinung ins Gesicht sage, aber sein Arm um meine Hüfte verhindert den nötigen Abstand.
„Trevor …”
Bevor er etwas erwidern kann, packt Jared ihn am Arm, zieht ihn wütend von mir weg und presst ihn gegen die Wand.
„Lass deine dreckigen Finger von ihr!”
Jareds Stimme ist ein drohendes Zischen, als er Trevor in dieser Position an der Wand festhält. Trevors Grinsen wird dadurch nur noch breiter.
„Oh hey hey, ganz ruhig, Parker! Alles easy.”
„Wenn du sie noch einmal anfasst …”
„Es sah nicht so aus, als wäre es ihr unangenehm.”
Sein Blick wandert zu mir, sein Grinsen durchwühlt meinen Magen. Als auch Jared zu mir sieht, ist mein Mund staubtrocken. Ich will etwas sagen, aber was? Jareds Blick ist wütend, es scheint nur noch ein Tropfen zu fehlen, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Er lockert den Griff an Trevors T-Shirt-Kragen und dreht sich zu mir.
„Ist das jetzt deine Masche, ja? Myers? Ist das dein Ernst, Lynn?”
Er macht einen Schritt auf mich zu und eigentlich will ich ihn nur in den Arm nehmen. Irgendwas stimmt nicht mit ihm. Es tut mir weh, ihn so zu sehen. Das Gefühl, ihm helfen zu wollen, wird immer größer. Solange er sich aber nicht helfen lassen will …
„Du warst ja irre beschäftigt heute.”
Er holt Luft für eine Antwort, belässt es dann aber bei einem Kopfschütteln.
„Das ist meine Sache.”
„Klar. Erzähl mir dann aber nichts von Vertrauen.”
„Du verstehst das nicht.”
„Ganz richtig. Ich verstehe das nicht. Ich dachte, die Sache zwischen dir und mir …”
Im letzten Moment breche ich ab, weil jetzt schon zu viele Zuhörer an diesem Gespräch ihre Freude haben. Es geht sie nichts an, was zwischen Jared und mir passiert ist. Ich komme auf ihn zu und senke meine Stimme.
„... hätte dir auch etwas bedeutet.”
Ich hasse es, wenn Tränen sich einfach selbstständig machen. Ich hasse es deswegen, weil ich nie vor anderen weinen wollte. Ich dachte, bei Jared wäre es okay. Aber so kühl, wie er mir jetzt gegenübersteht, bin ich mir nicht mal sicher, ob es noch der gleiche Mann ist, der mich im Stadion meiner Heimatstadt in den Arm genommen hat.
„Spielen wir hier, oder was?”
Trevor will nach meinem Arm greifen, aber Jared vereitelt den Versuch, indem er mich wegschiebt, bis ich gegen einen Barhocker pralle.
„Geh nach Hause, Lynn!”
„Lass mich los, Jared!”
Er tut, was ich von ihm verlange. Dabei hebt er die Hände, als würde er sich ergeben.
„Du und ich, das hätte sowieso niemals funktioniert.”
Dieser Satz schlägt in meinen Unterleib wie eine Abrissbirne, und hinterlässt neben einem großen Loch auch noch ein Trümmerfeld an Gefühlen. Das kann er nicht so meinen! Das muss er
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