Make it count - Gefühlsbeben (German Edition)
Jared würde über dem Videoladen wohnen, wo auch die Spielautomaten wären. An der Ecke zu Paddy’s Tavern . Nun, zu meiner Schande muss ich gestehen: Ich kenne Paddy’s Tavern nur zu gut, weil ich dort beim Billard gegen einen Iren gewonnen habe, der vor lauter Wut die halbe Einrichtung auseinandergenommen hat. Daraufhin habe ich mein Revier verlegt. Ins Red Lion Pub .
Sarah hat diesmal also nicht gelogen. Zumindest nicht, was die Adresse angeht ... Parker wohnt hier. Ich drücke auf die Klingel und warte. Keine Ahnung, was ich sagen soll, wie ich erklären will, dass ich hier bin. Woher ich seine Adresse habe. Als der Summer ertönt und keine Erklärung notwendig ist, schiebe ich die Tür überrascht auf. Das war leichter, als ich angenommen habe.
Dass diese Aktion keine leichte Kiste wird, wird mir klar, als ich die letzten Stufen in den zweiten Stock nach oben steige und Jared in der geöffneten Tür lehnt. Sein Gesicht zeigt nur die Überraschung, mich zu sehen. Keine Freude.
„Lynn …?”
„Oh gut, du erinnerst dich also noch an mich.”
Er sieht mich verwirrt an.
„Was? Glaubst du, nur du kannst rausfinden, wo Leute wohnen?”
Ich bleibe auf der anderen Seite des Flures stehen und betrachte ihn genauer. Er ist barfuß, trägt Jeans und ein weißes Unterhemd. Mit meinem Besuch hat er ganz offensichtlich nicht gerechnet. Sein leerer Blick trifft meinen.
„Ich dachte, du wärst der Pizzaservice.”
Kurz fährt er sich mit der Hand über das Gesicht, als würde ich verschwinden, wenn er wieder zu mir sieht. Da irrt er sich. Es wird Zeit für ein paar Antworten.
„Was machst du hier, Lynn?”
„Wir müssen reden.”
„Ich denke nicht, dass wir … ”
Ich ignoriere seinen Einwand und spreche einfach weiter.
„Ich habe dich angerufen. Ich habe auf deine Mailbox gesprochen.”
Er nickt.
„Weiß ich.”
Das Gefühl in meinem Magen will sich schleichend im Rest meines Körpers ausbreiten und ich habe Mühe, es zurückzudrängen. Nein! Nein, ich habe keinen Fehler gemacht. Jared ist kein Fehler gewesen, seine Worte waren keine leeren Versprechungen. Das kann nicht sein, dafür klangen sie zu ehrlich. Es gibt eine einfache Erklärung für alles – und er wird sie mir gleich liefern.
„Was ist los, Jared?”
Die anfängliche Wut in meiner Stimme ist verschwunden und das Echo meiner Worte verrät die Sorge und Unsicherheit.
„Lynn … Lass es bleiben.”
Aber so leicht wird er mich nicht los. Ich mache einen Schritt auf ihn zu und sehe, wie er förmlich zusammenzuckt. Als hätte er Angst, dass ich ihn berühren könnte. Dabei will ich nichts mehr, als genau das: ihn berühren und wissen, dass er noch da ist. Er soll mich nicht so behandeln, wie die Sarah McKenzies dieser Welt. Mich wegschieben, als wäre ich lästig. Nicht nach gestern. Nicht nach heute. Nicht jetzt.
„Du willst nicht darüber reden, okay. Aber tu nicht so, als würde ich nicht existieren.”
Noch einen Schritt gehe ich auf ihn zu, diesmal bleibt er wie angewurzelt stehen. Ich strecke meine Hand nach seiner aus.
„Lass mich zumindest an dich ran. Bitte.”
Vor einigen Tagen wären diese Worte nicht über meine Lippen gekommen. Ich hätte niemals um Nähe gebeten. Seine Hand fühlt sich leblos und schlaff in meiner an. Keine Reaktion.
„Nichts für ungut, Lynn. Aber ich brauche dich nicht.”
Worte, die mir Angst machen. Seine Worte. Worte, die an allem zweifeln lassen, was er noch vor kurzem zu mir gesagt hat. Er braucht mich nicht? Er will sich nicht eingestehen, dass er mich vielleicht doch braucht.
„Es gibt so Vieles, das du nicht verstehst.”
Ich spüre, wie schwer es ihm fällt, so nah bei mir zu stehen – und so kühl zu klingen.
„Du hättest mit mir reden sollen. Weißt du, Jared, manchmal reicht es, wenn man jemanden hat, der zuhört.”
Ich schenke ihm ein kleines Lächeln, hoffe die Erinnerung an unser Gespräch im Stadion in Oceanside zu wecken; aber seine Augen sind nur leer, das Blau wirkt eher wie ein mattes Grau.
„Nur, wenn der Zuhörer versteht. Geh, Lynn … bitte.”
Das Wort „bitte” kostet ihn Kraft, auch wenn es nur ein Flüstern ist. Er will mich nicht hier haben. Ich verstehe nicht, wieso. Auf meine Fragen bekomme ich keine Antworten, aber ich weiß, dass er sich irrt. So gewaltig, dass ich ihm am liebsten eine Ohrfeige verpassen will.
„Du kannst so viel schubsen, wie du willst. Ich werde nicht gehen.”
„Doch. Doch, geh lieber … bevor ich etwas sage, das mir leid
Weitere Kostenlose Bücher