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Make Me Gluecklich

Make Me Gluecklich

Titel: Make Me Gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane André
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im Endeffekt dazu führte, dass ich eine halbe Stunde lang von einem mies gelaunten Einwanderungsbeamten gegrillt wurde, dass sich die mir Anvertrauten auf der anderen Seite der Schleuse genervt die Beine in den Bauch standen und dass ich mich, nachdem ich mit hochrotem Kopf schließlich einreisen durfte, sofort einer höchst verärgerten Leutberger gegenübersah.
    »Wer hätte das noch für möglich gehalten!«, fuhr sie mich bissig an. »Was haben Sie denn angestellt?!«
    Es kostete mich schier übermenschliche Kräfte, nicht zurückzubeißen. »Ein Missverständnis – Entschuldigung!«, sagte ich. Für die Westerwegs tat es mir wirklich leid. Die beiden leicht Übergewichtigen sahen ein bisschen mitgenommen aus vom langen Flug und der Warterei. »Er fand, ich hätte ›Tourist‹ ankreuzen müssen und nicht ›Business‹. Das ist doch Blödsinn, oder? Wir sind ja schließlich nicht zum Vergnügen hier!« Ich lachte.
    Der Witz kam nicht ganz so gut an, wie ich gehofft hatte. Biggy Westerweg blies sich erschöpft eine rote Haarsträhne aus der Stirn.
    »Können wir jetzt?«, fragte sie. »Ich bin ganz schön fertig!«
    Also bewegten wir uns in Richtung Gepäckhalle und fischten unsere Kofferberge vom Band. Wir trabten durch den Zoll, wobei ich wilde Stoßgebete zum Himmel sandte, mit der Bitte, bloß nicht wieder angehalten zu werden. Ich wurde erhört.
    Draußen quetschten wir uns in ein Sammeltaxi und verteilten das Gepäck, das nicht mehr im Kofferraum unterkam, auf jede freie Fläche im Innenraum.
    Während der Fahrt musste ich meinen Hals verdrehen und durch einen winzigen Spalt zwischen einer gigantischen Hutschachtel und einem alufarbenen Kamerakoffer hindurchspähen, um einen Blick auf die berühmte Skyline zu erhaschen. Ein bisschen anders hatte ich mir ihn vorgestellt, meinen Einzug in Manhattan . . .
    Immerhin dauerte es nur noch eine weitere Dreiviertelstunde, bis wir im Hotel ankamen. Es war sogar das richtige, und wir hatten ordnungsgemäß gebuchte Zimmer! Ich war heilfroh, wir alle waren reichlich erschöpft.
    Wie zum Ausgleich für meine vermasselte Aussicht während der Fahrt hieß das Hotel »Skyline«. Es lag an derTenth Avenue, Ecke 50th Street – was auf dem Stadtplan ganz Spitzenklasse ausgesehen hatte, in Wirklichkeit aber ein bisschen ab vom Schuss war. Dafür boten die Zimmer wirklich und wahrhaftig einen guten Blick auf die New Yorker Skyline – Wolkenkratzer, soweit das Auge reichte, ausgebreitet vor dem erschöpften Reisenden wie das glitzernde Versprechen auf eine glorreiche Zukunft . . . ach, ich hätte noch ewig am Fenster stehen und schwärmen können. Aber ich musste ja an die Arbeit.
     
    Als wir uns einige Zeit später auf den Weg zum Times Square machten, trabte ich den anderen müde hinterher. Frau Leutberger hatte Essen und ein paar nächtliche Leuchtreklamen-Aufnahmen angeordnet. Wieso waren die alle so fit – ich war doch eine der jüngsten hier?! Ich konnte das seltsame Gefühl nicht unterdrücken, ich sei nicht wirklich die Anführerin dieser Gruppe . . . Meiner Mutter wäre das nicht passiert; sie konnte gar nicht anders als den Ton angeben.
    Ich nahm mir fest vor, spätestens morgen früh das Heft in die Hand zu nehmen. Heute Abend würde ich den anderen den Vortritt lassen; ich war schließlich müde und hungrig. Und ich wollte mich in Ruhe umsehen, zugegeben, und die Stadt auf mich wirken lassen. Unglaublich, wie eng die Straßen waren! Lediglich die Avenues, die in Nord-Süd-Richtung verliefen, entsprachen dem Bild, das ich mir von New York gemacht hatte – mindestens vier Fahrspuren voll gelber Taxis und schaukelnder Limousinen, Gehupe, Benzingestank zwischen himmelsstürmenden Häusern, Neongeflirr und einer champagnerfarbenen Luft! Wow! Endlich war ich hier!
    Sowieso eine Schande, dass ich bis dahin beinahe dreißig hatte werden müssen; die meisten meiner Freundinnen waren schon in New York gewesen, manche mehr als einmal. Hinterher hatten sie dann diesen wissenden Blickdrauf, sie schlenkerten lässig mit obercoolen Taschen oder sagten Sätze wie »die Choos hab ich aus so einem winzigen Laden im Village«. Puuuh!
    Aber jetzt war ich auch hier. Wie gesagt, die Straßen waren winzig, aber der Asphalt hatte ein aufregendes Schwarz, ganz anders als das triste, langweilige Grau zu Hause. Ich bildete mir ein, zarte Schwaden von Dampf aus den Gullys aufsteigen zu sehen – wahrscheinlich hatte ich aber bloß zu viele Krimis gesehen.
    Aufregend war es auf jeden

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