Make Me Gluecklich
Betroffenen – Denise und ihre Mutter – würden die Termine erst erfahren, wenn all die kurzfristig vereinbarten Einzelheiten geklärt waren: Uhrzeiten, Treffpunkte etc.
Ich fühlte mich gut, beinahe freute ich mich sogar auf den Tag. Für den Nachmittag hatte ich mir vorgenommen, auf eigene Faust durch ein paar angesagte Viertel zu ziehen; Marie hatte Tribeca empfohlen, Wanda hörte nicht auf, von Chelsea zu schwärmen, und ich selbst hatte heimlich Chinatown auf meinen Zettel geschrieben. Okay, es war voller Touristen, aber ich konnte ja ganz newyorkerisch gucken und mir dann wie etwas Besseres vorkommen.
Doch vorher musste ich mir die Freizeit erst verdienen. Es war ja auch irgendwie cool, in New York zu arbeiten! Das konnte keine meiner Freundinnen von sich behaupten.
»Wann ist der Bus denn da?«, fragte Esther, die sich eben noch einen Pfannkuchen geholt hatte. Von ihr war den ganzen Morgen noch kein Wort zu hören gewesen.
Ich sah sie etwas verwirrt an. »Bus?«
»Na ja, das Auto, das uns abholt.«
»Abholt?« Ich weiß, ich klang nicht besonders souverän. Aber ich wusste einfach nicht, wovon sie redete.
Frau Leutberger mischte sich ein. »Ihr Büro hier hat doch organisiert, dass wir einen Wagen haben – wir können ja nicht dauernd zu sechst und mit allem Equipment durch die Gegend marschieren. Ihre Mutter hat das mit mir besprochen; ein Kleinbus müsste reichen, mit Fahrer natürlich.«
»Ah . . . ach den meinen Sie. Ja, klar. Ich äh . . . gegen halbzehn ist er da. Das ist doch sicher für alle okay, oder?!« Gut, dass ich manchmal so schnell im Denken bin! Ich wusste nicht das Geringste von einem Auto mit Fahrerr, das uns abholen sollte, geschweige denn, herumkutschieren! Was hatte meine Mutter da wieder versemmelt?! Dauernd anrufen – das konnte sie, aber die wichtigsten Fakten mitteilen, daran haperte es offenbar! Ich konnte nur hoffen, dass Brooke hier im Büro alles organisiert hatte . . . Und halb zehn würde ja so ungefähr stimmen, wenn der Fahrer später käme, wäre das nicht meine Schuld.
Aber trotzdem – ich wollte auf Nummer sicher gehen. Ich erhob mich vom Tisch, als wäre ich mit dem Frühstück fertig, sagte, ich hätte noch etwas zu arbeiten und rannte auf mein Zimmer.
Als Erstes rief ich bei Brooke im Büro an. Vielleicht war sie, ganz pflichtbewusste Sekretärin, schon eine Stunde vorher am Schreibtisch und würde mir sagen, dass der Kleinbus selbstverständlich um halb zehn vor der Tür des »Skyline«-Hotels stehen würde . . .
Niemand nahm meinen Anruf entgegen, noch nicht einmal ein Anrufbeantworter. Na gut, es war Samstag früh um neun, vermutlich saß Brooke noch in der U-Bahn oder joggte eben die Fifth Avenue herauf. In spätestens einer Viertelstunde würde sie da sein.
Ich rief in minütlichen Abständen an – erfolglos.
Als sich um fünf vor halb zehn immer noch niemand meldete, warf ich mir meinen Trenchcoat über, schnappte meine Tasche und rannte los in Richtung Lobby. Unterwegs wählte ich die Nummer des Satellitentelefons in Tansania – beziehungsweise ich ließ wählen. Ich hatte die Nummer in weiser Voraussicht gespeichert. Meine Mutter würde mir sagen können, dass mit dem Auto alles in Ordnung war. Ich überschlug sogar im Geiste, wie spät es in Afrika war: irgendwann mitten am Nachmittag, also eine prima Zeit. Sie würde gleich drangehen . . .
Sie tat es nicht. Verdammt, wo steckte sie, wenn man sie brauchte? Ich fluchte leise.
Nein! Ich hatte mir vorgenommen, dass dieser Tag erfolgreich werden würde, und das würde ich mir nicht nehmen lassen! Ich war schließlich nicht auf den Kopf gefallen und wusste mir zu helfen.
Mit wenigen Schritten stand ich an der Rezeption. Gott sei Dank war sie besetzt.
»Könnten Sie bitte zwei Taxis rufen?! Es ist dringend, wir haben einen wichtigen Termin!« Ich lächelte reizend und schob dem Portier zwei gefaltete Dollarnoten über den Tresen. Mehr an Kleingeld steckte nicht in meiner Tasche, aber das würde sicher reichen. Gut, dass ich so viele Filme gesehen hatte und wusste, wie man in den USA durchkam!
Tatsächlich brummte der Portier etwas, das ich für Zustimmung hielt, und griff zum Telefon.
»Für sofort?«, fragte er.
»Ja!« Hatte ich das nicht eben gesagt?! Ich lächelte unbeirrt weiter.
Der Portier nickte und machte eine vage Handbewegung in Richtung Ausgang, während er etwas in den Hörer knurrte. Ich beschloss, das als positives Zeichen zu nehmen, und marschierte zur Tür hinaus.
Peter
Weitere Kostenlose Bücher