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Make Me Gluecklich

Make Me Gluecklich

Titel: Make Me Gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane André
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allen die Erkenntnis darüber breit, was noch vor uns lag: eine weitere Stunde Warten, ein sechsstündiger Flug, ewig lange Schlangen bei der Einreise – und ein paar sehr anstrengende Tage.
    Unvermittelt stellte ich mir die Frage, ob ich denn noch bei Trost gewesen war, als ich mich auf dieses Abenteuer eingelassen hatte. Von wegen ein paar coole Tage »big apple«, ein bisschen shoppen und abends lässig in angesagten Bars herumhängen! Das hier war Knochenarbeit und hatte sich bisher auch nicht sonderlich gut angelassen . . .
    In dem Moment klingelte mein Handy, laut und vernehmlich. »Let’s talk about sex, ba-by…« Verdammt! Ich hatte vergessen, einen neuen Song aufzuspielen. Hastig ging ich dran, damit das Lied aufhörte.
    Es war die Verursacherin all meiner Pein: meine Mutter.
    »Hallo, hallo? Hörst du mich, Noralein? Die Verbindung ist nicht so . . . Nora!?«
    »Ja, Mama! Ich höre dich gut, aber . . .«
    »Oh, das ist ja wunder bar! Ich bin auf Sansibar, wie du dir denken kannst, und hier ist was los, kann ich dir sagen! Dieser Erwin! Wie konnte er das nur so dämlich anstellen! Sie ist zu Tode getroffen, verstehst du, im übertragenen Sinne, und ich muss das jetzt . . . aber egal! Wo bist du, seid ihr schon weg? Du müsstest jetzt auf dem Weg zum Flughafen sein nach meiner Uhr – alles in Butter?«
    Ich flüsterte, denn niemand in der Warteschlange hatte etwas zu tun, und alle spitzten die Ohren. »Ich bin schon am Flughafen, wir sind beim Sicherheitscheck! Alles in Ordnung, ich kann jetzt nicht . . .«
    »Leg bloß nicht einfach auf, das ist ein Satellitentelefon, die Zeit ist kostbar! Wie findest du die Leutberger, versteht ihr euch gut?«
    »Hm, ja, ich kann jetzt nicht, Mama. Alles in Ordnung . . .«
    »Du klingst so komisch, Nora?! Du klingst so, als müsste ich mir ein bisschen Sorgen machen. Was ist denn? Sind es die Westerwegs?! Die sind aber wirklich nett, vielleicht wirken sie ein bisschen anstrengend, aber sie sind . . .«
    »Nein! Nein, die sind in Ordnung . . .« Ich sah mich unter meinem Pony, den ich mir ins Gesicht hatte fallen lassen, hastig um. Frau Leutberger stand direkt hinter mir. »Es ist wirklich nichts weiter, alles prima! Ich muss jetzt . . .«
    »Mein Gott, Kind, sprich doch ein bisschen lauter, man versteht ja gar nichts! Soll ich mal mit der Leutberger sprechen, oder mit den Westerwegs, gib sie mir doch einfach mal . . .«
    »Um Gottes willen! Ich meine: Nein! Nein, nicht nötig, außerdem sind sie ganz weit weg . . .«
    »Nora . . .«
    »Ich leg jetzt auf; ich muss das Handy ausschalten, weil wir gleich einsteigen, tschüss, du kannst jetzt die nächsten Stunden nicht anrufen . . . Tschüss!« Und ich drückte blitzschnell die Verbindung weg.
    Das war nochmal gut gegangen. Die Leute in der Schlange hatten ihre Gespräche wieder aufgenommen, weil mein Telefonat doch nicht interessant genug gewesen war. Frau Leutberger blätterte in ihren Papieren und hatte vom Gebrüll meiner Mutter offensichtlich nichts mitbekommen.
    Ich hasse es, in der Öffentlichkeit zu telefonieren, wenn es still ist.
    »Let’s talk about sex, ba-by…«
    O nein! Mit hochrotem Kopf zerrte ich das verdammte Telefon wieder aus meiner Manteltasche. Jetzt würde ich das Gespräch aber nicht mehr annehmen, Herrgott nochmal, meine Mutter war ja wohl . . .
    Es war Sven.
    Aber das erkannte ich erst in der Hundertstelsekunde,bevor mein Zeigefinger auf dem roten Knopf landete. Das war Svens Nummer!
    Zu spät! Ich hatte das Gespräch unterdrückt!
    Mir entfuhr ein kleiner Aufschrei des Entsetzens, aber in dem Moment machte ich mir keinerlei Gedanken, ob mich irgendjemand hörte. Ich starrte eine Sekunde lang auf das jetzt leere Display – und handelte. Rückruf, Kurzwahltaste.
    Wenn er jetzt nicht dranging, würde ich richtig laut schreien. Er sollte mir doch sagen dürfen, dass er mich liebte, dass alles in bester Ordnung war und er mich so sehr vermisste . . .
    »Ja?«
    »Ich bin’s, Nora. Du . . . du hast angerufen?«
    »Ja, äh . . . ja. Bist du noch da – ich meine: hier?«
    Ganz offensichtlich. Oder hatte er gedacht, ich hätte es mir anders überlegt, würde nicht fahren und säße ängstlich wartend auf meinem Wohnzimmersofa?!
    Ich wählte meine Worte sorgfältig. »Ja. Aber ich . . . wir sind schon am Flughafen . . .«
    »Hm. Ja. Marie hat mir gesagt, dass du fährst.«
    Pause.
    Und solche Pausen halte ich nie besonders lange aus. »Ähm . . . hat sie . . . ist sie da? Ich meine . . . die anderen

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