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Make Me Gluecklich

Make Me Gluecklich

Titel: Make Me Gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane André
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nämlich schon, und die brauche ich nicht, danke schön! Aber scheinbar gehörst du in der wirklichen Wirklichkeit jetzt doch zu denen, ja?! Statt mich mal zu fragen, was ich denn eigentlich will!«
    Schweigen. Ich sah, wie ein dicker Mann im Jogginganzug grinsend in einem Hauseingang stand und mich beobachtete. Ich streckte ihm die Zunge heraus und drehte mich auf dem Absatz um.
    »Ich muss jetzt wieder rein«, sagte Sven. »Janine winkt mir schon seit fünf Minuten.«
    Ha! Janine . . . die war sowieso eine blöde Kuh. »Bitte!«, fauchte ich. »Lass dich nicht von der Arbeit abhalten, nur weil unsere Beziehung gerade den Bach runtergeht!«
    »Du bist einfach im Moment nicht ganz bei dir. Vielleicht sollten wir den kompletten Umzug abblasen – war eben ’ne blöde Idee. Und jetzt geh ich rein.« Und er war weg.
    Ich stand schockiert und wie belämmert am Straßenrand. Einen solchen Streit hatten wir in den ganzen anderthalb Jahren nicht gehabt; Sven war gar nicht der Typ für heftige Auseinandersetzungen. Hatte er mir jetzt wirklich die Freundschaft gekündigt – nur wegen einer theoretischen Überlegung?! Wie konnte er es wagen?! Ich kniff die Augen zusammen, um die Tränen zurückzuhalten.
    Ich musste wieder in den Laden zurück, meine Pause war um. Womöglich hatte Herr Schubert schon nach mir Ausschau gehalten und gesehen, wie ich in mein Handy schrie und einem Passanten die Zunge herausstreckte. Dann konnte ich mich gleich auf die nächste Tirade gefasst machen. Ach, sollten sie sich doch alle zum Teufel scheren!
    Ich gab mir einen Ruck, setzte eine gespielt heitere Miene auf und marschierte in die Buchhandlung zurück. Mein Chef stand hinter der Kasse und sah mir leider direkt entgegen.
    »Ach, gut, Frau Tessner . . . die Bestellungen für die Müritz-Grundschule sind gekommen, rufen Sie doch bitte dort an und sagen Sie Bescheid. Und dann räumen Sie diese Reiseführer ein – wenn ich mich nicht irre, liegen die schon seit einer Woche hier.«
    Mein Blick fiel auf den Stapel bunter Paperbacks, die er auf der Theke aufgeschichtet hatte. ›Schweden für Verliebte‹ hieß das Buch, das obenauf lag, und aus unerfindlichen Gründen liefen mir plötzlich die zurückgehaltenen Tränen sturzbachartig über die Wangen. Ich schluchzte laut auf und tastete blind in meiner Handtasche nach einem Taschentuch.
    Herr Schubert sah mich erschrocken an. »Aber Frau Tessner, das ist doch . . . Sie können sie auch später einräumen, ich wollte doch nicht . . .«
    Ich schluchzte noch lauter und stammelte: »Nein, das . . . ich . . . es ist nur, dass . . . ich soll nach New York, und ich weiß nicht, ob sich mein Freund von mir getrennt hat, könnte schon sein, aber meine Mutter war es, die alles durcheinandergebracht hat . . .«
    Auf Herrn Schuberts hagerem Gesicht spiegelte sich etwas wie Verwirrung. »New York?«, fragte er zögernd.
    Und ich erzählte ihm alles.
     
    Es war das erste Mal, dass wir tatsächlich miteinander redeten, über Persönliches.
    Bei meinem Einstellungsgespräch hatten wir zwar auch lange gequatscht, aber da war es ausschließlich um Bücher gegangen – dass wir uns ein Leben ohne Bücher nicht vorstellen konnten, welche wir am liebsten mochten, welche Autoren wir für unter- oder überschätzt hielten . . . Im Nu war eine ganze Stunde um gewesen, und Herr Schubert hatte mich sofort eingestellt.
    Seither durchliefen wir eine Phase der Ernüchterung – beiderseitig, nehme ich an. Mir gingen seine Zwangsneurosenund seine Verkniffenheit auf die Nerven, und er fand sicher auch, er hätte mit mir ein Päckchen zu tragen.
    Dass ich den Job nicht schon längst wieder geschmissen hatte, lag hauptsächlich daran, dass ich ihn liebte – den Laden, meine ich.
    Die Buchhandlung Schubert ist klein, verschachtelt und bis unter die Decke vollgestopft mit Büchern, und auch im Hochsommer ist es irgendwie dunkel bei uns, wegen der Holzvertäfelungen. Es ist still und heimelig, wie in einer Höhle mit tausenden von Schätzen.
    Meine Freundinnen hatten damals gesagt, ich würde mich vor einer Karriere verkriechen, und der Job wäre auf Dauer viel zu langweilig, aber sie verstanden das eben nicht.
    Außerdem: Ich verdiene besser als Marie, die in einer schicken Werbeagentur arbeitet! Sie muss schuften wie blöd, bestimmt sechzig Stunden die Woche, und geht am Monatsende trotzdem nur mit 1.300 netto nach Hause. Marie glaubt, es wird besser, wenn sie endlich die Stelle als Kontakterin bekommt. Dann kann sie sich die

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