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Make Me Gluecklich

Make Me Gluecklich

Titel: Make Me Gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane André
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edlen Klamotten auch leisten, die sie immer anziehen muss.
    Bei mir achtet keiner darauf, ob das T-Shirt, das ich trage, auch wirklich von Gucci ist (ist es leider nicht).
    Mein Chef achtet stattdessen leider auf ganz andere Nebensächlichkeiten, aber man kann eben nicht alles haben.
    Wie auch immer – an diesem Tag redeten wir also. Beziehungsweise ich redete. Nachdem ich fertig war, putzte ich mir die Nase und fing schon an, meine Offenherzigkeit zu bereuen. Aber Schubert überraschte mich zum zweiten Mal.
    »Wenn Ihr Freund das wirklich ernst gemeint hat, Frau Tessner, dann sollten Sie sich ohne Bedauern von ihm trennen. Man wirft nicht eben mal eine Beziehung über Bordwegen eines einzigen Missverständnisses. Und erst recht nicht am Telefon, das gehört sich nicht.«
    Gut, dass er jetzt nicht anfing, über Handys im Allgemeinen herzuziehen. Ich schluckte: »Was soll ich denn jetzt tun?! Soll ich ihn nochmal anrufen?«
    »Nein. Nein! Lassen Sie ihn schmoren, das wirkt am besten. Und machen Sie solange einfach das, was Ihnen entspricht.«
    Was war denn jetzt los? Hatte mein Chef heimlich zu viele von den Beziehungsratgebern gelesen, die sich bei uns so gut verkauften – das ›Kleine Einmaleins der erfolgreichen Frau‹ oder ›100 Tricks, wie Sie ihn kleinkriegen‹?!
    »Was entspricht mir denn?«, fragte ich neugierig und schon wieder gefasster.
    Herr Schubert überlegte nicht lange. »Sie helfen Ihrer Mutter. Dieses eine Mal – womit Sie sich eine Chance geben, Ihr Verhältnis zueinander noch einmal neu zu definieren. Wenn das nichts nützt, haben Sie es wenigstens versucht und können Ihre Hände in Unschuld waschen. Und Sie haben doch sowieso Lust, nach New York zu fliegen.«
    Beinahe wäre mir mein Mund vor Staunen offen geblieben. Er musste wirklich eine Überdosis erwischt haben! Im Grunde riet er mir das Gleiche wie Marie – die würde Augen machen, wenn ich ihr davon erzählte.
    »Aber . . .«, sagte ich zögernd, »ich weiß doch gar nicht, um was es sich handelt, und ich müsste ja auch schon übermorgen . . .«
    »Ihre Mutter wird Sie ja wohl nicht in eine unsittliche oder gefährliche Situation bringen, oder?! Und was den Termin angeht: Sie haben doch sowieso Samstag und Montag freigenommen wegen des Umzugs. Nehmen Sie noch drei Tage dazu – ich komme schon zurecht.«
    »Das würden Sie tun?!« Ich betrachtete erfreut sein schütteres Haar. »Wieso denn das?«
    Die Frage brachte ihn ein wenig aus der Fassung. »Ich äh . . . weil, na ja, warum nicht?! Mir scheint, es würde Ihnen guttun, mal an die frische Luft zu kommen.«
    Ich sah ihm nach, wie er, Geschäftigkeit vortäuschend, wieder im Hinterzimmer verschwand. Wow. Dieser Mensch war mehr als ein verdrehter Bücherwurm und ein altmodischer Chef: Er war schon beinahe cool.

Ich schwöre, dass ich nichts unternommen hatte, um an dem Tag früher Schluss zu machen – Schubert ließ mich einfach so schon um fünf gehen. Vielleicht war ihm aufgefallen, dass ich dauernd an meinen Haaren herumzupfte? Das ist so eine unbewusste Reaktion von mir – vielleicht, weil ich glaube, dass ein Friseurbesuch in schwierigen Lagen Wunder wirkt. Und ich war nun wahrhaftig in einer schwierigen Lage: Mein Freund hatte sich womöglich von mir getrennt!
    Jedenfalls gab ich auf meinem alten Kettler richtig Gummi, um schnell zu »Haarscharf« zu kommen. Ich wusste, wenn ich erst unter Lorenzos Shampoo-Bergen verschwunden war, würde es mir sofort besser gehen.
    Leider war Lorenzo schon mit einer anderen zugange.
    Ich stellte mich so hin, dass diese andere mich im Spiegel nicht sehen konnte, und machte ein paar vieldeutige Gesten. Lorenzo ist der neugierigste Mensch, den ich kenne – ein dünner, langer Hauch von einem Mann. Ich glaube, er lebt von den Geschichten seiner Kundschaft statt von Fleisch und Gemüse. Und dabei ist er verschwiegen wie ein Grab; das Einzige, wovon er redet, ist seine eigene, ewig unglückliche Suche nach Mr.   Right.
    Zehn Minuten später schüttete ich Lorenzo mein Herz aus, und er seufzte mitfühlend, gab kleine missbilligende Grunzer von sich und massierte mir dabei hingebungsvoll den Kopf. Der Angestellte des lieben Gottes, der dieschwulen Friseure erfunden hat, hat hoffentlich einen Extra-Bonus gekriegt.
    Kurz nach sechs machte ich mich mit frischem Schwung in den Haarspitzen auf den Weg zu meiner Mutter. Und was Sven anging, hatte mich Lorenzo auch mit Zuversicht versorgt. Männer, hatte er gesagt, sind die eitelsten Wesen des

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