Make Me Gluecklich
Europa hier auftaucht, dann sollte er sich auch ein bisschen ins Zeug legen.« Ich schnaubte – und hielt inne. Jetzt verteidigte ich Denise schon wie meine eigene Kundin oder Freundin. Was war denn los mit mir?
Wir machten uns an die Arbeit, Brooke und ich.
Aus den überreichlichen Ausdrucken von gestern machten wir zwei ordentliche Stapel und begannen, sie nach den verschwundenen Männern meiner Mutter durchzuforsten. Es dauerte, so ganz ohne Suchfunktion. Brookes Bagel (aus einer original jüdischen Bagel-Bäckerei, wie sie mir lang und breit erzählte) schmeckte hervorragend und versüßte mir den Vormittag beträchtlich.
Dann fanden wir endlich einen der Gesuchten: Timothy, den Architekten. Kurze Zeit später war auch Steven da, der immerhin im Presseamt des New Yorker Bürgermeisters arbeitete. Brent und Alex, unsere dates von heute, hatten wir auch wieder vollständig, und nicht nur als Uralt-Notiz aus den lila Ordnern, wie das tags zuvor der Fall gewesen war. Bis auf einen – Ernesto, der verschwunden blieb – hatten wir jetzt die vorläufige Liste meiner Mutter wieder in anständiger Form (wichtig für die Leutberger!) beisammen.
Und bis auf Don. Das »Sahnestückchen« hatten wir ja leider schon vergrault.
Ich saß vor seinem Bild und überlegte. Durfte ich ihn einfach unter den Tisch fallen lassen? Meiner Mutter konnte ich ja erzählen, dass er Denise nicht gefallen hätte – in all dem Trubel würde sie es vielleicht noch nicht mal mitkriegen. Aber es gefiel mir nicht, dieses ständige Vorspiegeln falscher Tatsachen. Schuld war ja eigentlich auch da Mr. Right – mit der richtigen Datei wäre das gestern nicht passiert!
Ich seufzte. Es half nichts – ich würde ihn anrufen müssen. Wir brauchten für morgen noch mindestens drei Leute, so war der Plan. Das würde uns am Dienstag und Mittwoch Zeit für erneute Treffen mit denjenigen lassen, die Denise auf »Wiedervorlage« haben wollte. (Hoffentlich würde es da überhaupt welche geben!)
Und ich musste Don auch noch selbst anrufen, das konnte ich nicht auf Brooke abschieben. Ich musste allerdings in eins der anderen Büros ausweichen. Keine Chance, das Telefonat auf Englisch zu schaffen, wenn mir eine New Yorkerin – und sei sie noch so durchgeknallt – dabei zuhörte.
Brooke bekam Timothy und Steven aufgedrückt, und ich schlich mich mit Dons Unterlagen hinaus auf den Flur.
Ich durfte mich nicht noch mal erwischen lassen – auch wenn Mr. Right selbst Betrug und Diebstahl und vielleicht noch Schlimmeres auf dem Kerbholz hatte. Ich lauschte, klopfte an und steckte den Kopf in jeden Raum, sogar in die Toiletten. Diesmal war wirklich keine Menschenseele hier.
Zum Telefonieren suchte ich mir Miss Millers Büro aus, oder das, was ich dafür hielt. Es wies drei Schreibtische auf und war penibel aufgeräumt. Katherines Arbeitsplatz stand günstigerweise direkt neben der Tür, die ich offen ließ, damit ich immer in Richtung Eingang lauschen konnte. Dass es Katherines Platz war, erkannte ich unschwer: Sie hatte eine kleinere Kopie des Fotos im Flur anihren Monitor gepinnt: Sie und der unsägliche Chef, in dieser gekünstelten »Wir haben euch alle lieb und sind so gut drauf « -Pose. Brannigan musste ein eitler Fratz sein und bildete sich womöglich Gott weiß was auf seine dunklen Augen und die breiten Schultern ein. Konnte er sein Hemd nicht mal bis oben zuknöpfen? Er war ja schließlich keine zwanzig mehr! Jede Wette, dass er mit Katherine schlief und sie nichts dafür kriegte als so einen Prada-Fummel einmal im Jahr, und ansonsten wartete sie sicher jeden Abend mit verweinten Augen darauf, dass er ausnahmsweise mal Zeit hatte . . .
Ich rief mich zur Ordnung. Was ging mich dieser Typ denn an?! Er konnte mir völlig egal sein – abgesehen davon, dass ich ihm im Auftrag meiner Mutter einen Anwalt auf den Hals hetzen sollte.
Jetzt war Don an der Reihe, nicht dieser Brannigan. Ich wählte Dons Nummer und atmete tief durch, während ich wartete. Es war kurz vor zehn, da weckte man hoffentlich niemanden mehr auf.
»Ja?«
Eine Frauenstimme. Das war nicht gut.
»Ähm . . . Matches Worldwide , guten Tag. Mein Name ist Nora Tessner, und ich . . . kann ich Don sprechen, bitte?« Puh, auf Englisch zu telefonieren war nicht so einfach.
» Matches . . .? O ja, ich weiß, Sie sind das! Er hat mir von gestern erzählt . . .«
Verdammt. »Darum geht es, wissen Sie, es tut uns furchtbar leid, dass da etwas schiefgegangen ist. Und wir wollten uns
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