Make Me Gluecklich
auch. Sie behaupten, sie müssten genau wissen, wen Denise treffen wird. Aber die Einzige, für die es wirklich wichtig ist, ist doch Denise, oder?«
»Für die Familien ist es genauso wichtig«, sagte Brooke leise, aber entschieden. »Man lebt ja schließlich nicht im leeren Raum.«
Ich warf ihr einen überraschten Blick zu, sagte aber nichts.
Wir machten uns wieder über die Kartei her, aber ich war mit keinem der Typen zufrieden, die wir noch ausbuddelten. Wenn Alter und Interessen stimmten, dann sah er doof aus oder war Nachtwächter; wenn er an George Clooney erinnerte, dann war er auch genauso alt oder sammelte Briefmarken im Hauptberuf. Irgendwann gab ich auf. Wahrscheinlich hatte meine Mutter wirklich alles aus ihren Listen herausgepresst, was sie hergaben. Und dann war es ja auch blöd, für die wenigen Tage zu viele Termine zu vereinbaren. Was, wenn Denise beim ersten date des Tages den Mann ihres Lebens traf? Dann mussten wir den anderen sowieso absagen . . .
Ich rief die Westerwegs im Hotel an und teilte ihnen mit, dass wir uns Viertel vor eins vor dem Haupteingang des Grand Central treffen würden. Dann würde es endlich losgehen mit der Parade der tollen Männer, so wie das ursprünglich geplant war. Dann würde die Leutberger endlich ihren kritischen Blick abstellen und mir vor der Kamera die Frage stellen, wie es sich denn so anfühlte, Menschen glücklich zu machen. Und dann konnte ich endlich mal abschalten und durch Chinatown schlendern und es mir gut gehen lassen.
So weit der Plan.
Bis dahin hatte ich noch eine gute Stunde Zeit – zu wenig, um ins Hotel zurückzufahren oder irgendetwas Schönes zu unternehmen. Sollte ich einfach einen kurzen Spaziergang um den Block machen? Allerdings würden meine Füße das sicherlich nicht für eine gute Idee halten.
Seufzend legte ich sie auf der Kante von Brookes Schreibtisch ab. »Entschuldigung«, sagte ich, »aber ich habe mir diese verdammten Blasen gelaufen . . .«
Brooke sah mich verständnisvoll an und begann, ihre säuberlichen Papierstapel zur Seite zu räumen, damit ich mehr Platz hatte. »Soll ich Sandwiches besorgen oder einen Kaffee machen? Oder ich könnte im Kühlschrank nach Eiswürfeln suchen, und wir stecken sie in einen Beutel und kühlen Ihre Füße? Meine Schwester schwört auf Eiswürfel! Sie sagt, sie hat damit den Tumor ihrer Katze zum Schrumpfen gebracht, wissen Sie, sie hatte ein schlimmes Geschwür, in der Leber, glaube ich – die Katze! Brenda hat schon immer an Kälte geglaubt, sie kann es im Sommer nicht aushalten hier in New York, aber jedenfalls . . .«
Ich lauschte staunend dieser Geschichte aus dem echten Leben und wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Die Eiswürfel lehnte ich allerdings ab, weil ich mich ein bisschen gruselte. Aus irgendwelchen Gründen fiel mir während Brookes Erzählung wieder Greg ein, mein liebenswerter Physiker. Ob er wohl jemanden hatte (und wenn es bloß eine Schwester war), dessen verrückten Geschichten er am Sonntagmorgen lauschen konnte und der ihm ein Sandwich oder einen Beutel Eiswürfel anbot? Ich hatte die Befürchtung, dass Greg in seiner vermutlich winzigen Zwei-Zimmer-Wohnung alleine aufwachte, und das schon seit Jahren, und auch nicht zum Sonntagsbrunch irgendwohin eingeladen wurde . . . Das musste man ändern.
Abrupt setzte ich die Füße wieder auf den Boden. »Brooke, erinnern Sie sich an Greg, den wir gestern hatten?Den Lehrer? Warum können wir ihm eigentlich keine Partnerin besorgen? Haben Sie – oder meine Mutter – das früher schon versucht, ich meine, ernsthaft? Ich weiß, er ist nicht mehr bei der Agentur, ist ihm das Geld ausgegangen? Ich möchte versuchen . . . ja, ich weiß nicht – ihm zu helfen!«
Brooke sah mich an. Dann lächelte sie ein feines Lächeln. »Willkommen«, sagte sie nur.
Wir einigten uns darauf, dass ich den Kaffee machte und sie in den Ordnern nachschlug, ob Greg schon mal vermittelt worden war – und wenn ja, mit wem und warum es schiefgegangen war.
Ich marschierte also – erstaunlich beschwingt – durch den Flur in Richtung Wartezimmer, wo diese schicke Espressomaschine stand. Jetzt hatte ich richtig Lust auf einen Latte, wenig Kaffee, viel Milch, einen Gute-Laune-Latte, wie ich ihn liebte . . . In den Büros war immer noch niemand zu sehen; alles war aufgeräumt und totenstill.
So ungefähr präsentierte sich mir dann auch die Kaffeemaschine. Sie gehörte zu diesen edlen Teilen, die quasi keine Bedienungsknöpfe
Weitere Kostenlose Bücher