Make Me Gluecklich
unterschlagen, so sieht es zumindest aus, und dagegen müssen wir uns wehren. Ansonsten verstehe ich durchaus etwas von Partnervermittlung und glaube auch nicht, dass hier in Ihrer Edelboutique Leute aus dem richtigen Leben, Leute mit Herz und Charakter, gut aufgehoben sind.« Zack – dieser Angriff saß hoffentlich. Er war mir ganz spontan eingefallen.
»Sie sind nicht auf den Mund gefallen, Miss Tessner, aber von einer seligen Ahnungslosigkeit. Die Menschen, die sie da meinen, die echten Leute, so wie Ihre Denise zum Beispiel, brauchen das Gespräch, den Kontakt! Man muss mit ihnen reden, sie kennenlernen, sie zu Hause besuchen und vielleicht sogar mögen – dann, und erst dann, können Sie vielleicht einmal darüber nachdenken, ihnen einen potenziellen Partner vorzustellen. So betreibe ich mein Geschäft – Sie können es meinetwegen Edelboutique nennen!Aber Sie – haben Sie jemals richtig mit Denise gesprochen? Versucht, sie kennenzulernen, damit Sie begreifen, was sie sich wünscht?!« Er sah mich herausfordernd an. Verflucht, woher wusste er das? Das hatte ich nicht, wenn ich ehrlich war, aber ging ihn das etwas an?
»Sie wollen doch nur ablenken von Ihren Machenschaften«, beeilte ich mich. »Sie . . .«
»Wissen Sie, Miss Tessner, ich glaube nicht, dass Sie grundsätzlich verkehrt sind …«
Ich schnappte entrüstet nach Luft.
»…ich glaube nur, dass Sie mit Ihren eigenen Gefühlen nicht zurechtkommen. Was in diesem Beruf ein gewisses Problem darstellt – Sie wissen nämlich nicht, was Liebe ist.«
Das war einfach unglaublich! »Ich kann nicht fassen, was Sie sich hier herausnehmen! Für wen halten Sie sich – für Dr. Love ?! Okay, Sie vögeln Ihre Assistentin, jagen jedes weibliche Wesen, das zufällig in ihren Dunstkreis gerät, und haben womöglich zu Hause noch eine Ehefrau, die von all dem nichts weiß! Aber das macht Sie noch lange nicht zu einem Experten für Gefühle – und schon gar nicht für meine!«
»Das ist es schon wieder, Miss Tessner – Sie schätzen mich so vollkommen falsch ein … Wenn Sie ein Gespür für Menschen hätten, wenn Sie mich und meine Firma kennen würden, würden Sie niemals behaupten, ich hätte ein Interesse an Ihren Daten.« Er sah mich an, als hätte er plötzlich einen Entschluss gefasst. »Kommen Sie!« Mit einem Schritt war er neben mir und griff nach meinem Arm. »Ich werde Ihnen etwas zeigen!«
Ich war so verdattert, dass ich mich zunächst überhaupt nicht wehrte. Er zog mich aus dem Raum, und ich sah noch die verwirrten Gesichter von Biggy, Peter und der Leutberger neben mir, dann waren wir schon im Eingangsbereich.
»He, was soll das?«, protestierte ich. »Lassen Sie mich los!«
Doch er reagierte nicht. Hinter uns hörte ich die eiligen Schritte der anderen, die uns folgten.
»Lassen Sie mich los! Wohin wollen Sie denn?« Ich versuchte, meinen Arm aus seinem Griff zu befreien, aber er ließ nicht locker. Mittlerweile waren wir bereits draußen bei den Aufzügen. Brannigan hieb mit der flachen Hand auf den Knopf.
»Wohin gehen Sie? Was bedeutet das?«, war die Leutberger in unserem Rücken zu hören. Aus dem Augenwinkel sah ich Peter mit der Kamera, Esther dicht hinter ihm. Biggy mischte sich ebenfalls ein; vor lauter Aufregung sprach sie Deutsch. »Sie können die Nora doch nicht einfach so wegzerren, was…«
Mit einem sanften Schnurren öffnete sich die Aufzugtür. Brannigan zog mich ohne viel Federlesen in die Kabine, hieb wieder auf einen Knopf und drehte sich zu unseren Verfolgern um.
»Sie kriegen sie wieder«, knurrte er und streckte die Hand aus, um die anderen davon abzuhalten, ebenfalls in den Aufzug einzusteigen. Die Leutberger rief irgendetwas von »Treppe« und »Beeilung«, und ich sah noch, wie sie schwankend davoneilte.
Mir hatte es vor lauter Empörung die Sprache verschlagen. Erst als sich die Aufzugtür geschlossen hatte, lockerte Brannigan den Griff um meinen Oberarm.
»Was ist in Sie gefahren? Wollen Sie jetzt auch noch eine Entführung auf die Liste Ihrer Straftaten setzen?!« Ich funkelte ihn böse an.
Er wich meinem Blick nicht aus. Eine einzelne Strähne seines dunklen Haars hing verwegen in seine Stirn. »Bleiben Sie auf dem Teppich, Miss. Wir sind in zwanzig Minuten wieder zurück. Aber diese eine Chance werde ich Ihnen geben, und Sie werden mich nicht davon abhalten.«
Mir fiel keine einzige vernünftige Antwort ein. Aber weiter als bis in die Eingangshalle würde er mich nicht kriegen; ich würde
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